Prozessauftakt um den Mord an der neunjährigen Valeriia
Seit Freitag steht der mutmaßliche Mörder der neunjährigen Valeriia vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft sieht krankhafte Eifersucht als mögliches Tatmotiv. Kurz davor hatte sich die Mutter des Mädchens von ihm getrennt. Bildrechte: EHL Media

Landgericht Chemnitz Valeriia-Prozess: Mutter berichtet von Drohungen des Angeklagten

17. Januar 2025, 19:29 Uhr

Ein Verbrechen aus Eifersucht und Rachegefühlen - das wirft die Staatsanwaltschaft Chemnitz einem 37 Jahre alten Mann vor und hat ihn wegen Mordes an der neunjährigen Valeriia angeklagt. Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebte mit seiner Mutter in Döbeln. Der Mann soll das Kind Anfang Juni vergangenen Jahres in einem Waldstück erstickt haben. Der mutmaßliche Täter steht seit Freitag vor Gericht.

Am Chemnitzer Landgericht hat am Freitag der Prozess um den Tod der kleinen Valeriia aus Döbeln begonnen. Angeklagt ist der 37 Jahre alte Ex-Freund der Mutter des Kindes. Ihm wird Mord vorgeworfen.

Die Neunjährige war im Juni 2024 getötet worden. Der Angeklagte soll das Kind laut Staatsanwaltschaft an der Wohnung der Mutter auf dem Weg zur Schule abgepasst und in seinem Auto mitgenommen haben. In einem Schlammloch in einem Waldstück habe er das Mädchen erstickt.

Valeriias Mutter berichtet von Drohungen und Gewalt

Zum Prozessauftakt berichtete Valeriias Mutter von Gewalt und Drohungen des Angeklagten im Vorfeld der Tat. Etwa zwei Wochen vor dem Verschwinden des Kindes habe ihr damaliger Freund gesagt, dass er ihr wehtun werde, wenn sie ihn verlasse. "Du wirst weinen bis zum Ende deines Lebens."

Sie habe ihn nach einem Übergriff und telefonischem Stalking verlassen. "Er hat mich kontrolliert", berichtete sie über die zweimonatige Beziehung zu dem Angeklagten.

Prozessauftakt um den Mord an der neunjährigen Valeriia
Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage angesetzt. Bildrechte: EHL Media

Angeklagter schweigt zu den Vorwürfen

Der Angeklagte äußerte sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen. Stattdessen fixierte er seine Ex-Partnerin mit festem Blick und legte die Stirn in Falten, als sie als Zeugin über die Beziehung zu ihm und ihre Panik nach dem Verschwinden des Kindes aussagte. 

Als der Angeklagte selbst Fragen an die Zeugin stellen durfte, musste der Richter häufig eingreifen und ihn ermahnen. Der 37-Jährige versuchte immer wieder, seine Ex-Partnerin in Misskredit zu bringen und sie als schlechte Mutter darzustellen.

Staatsanwaltschaft: Angeklagter wollte sich an Mutter rächen

"Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus zweierlei Gründen vor", sagte Gerichtssprecherin Marika Lang MDR SACHSEN: niedrigen Beweggründe und Heimtücke.

Die Mutter des getöteten Mädchens habe wohl bereits kurz nach Beendigung der Beziehung zum Angeklagten einen neuen Freund gehabt, sagte Lang. "Der Angeklagte soll eifersüchtig auf den neuen Freund gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er Rache an der Mutter üben wollte, indem er das Kind tötet."

Laut Lang legt ihm die Staatsanwaltschaft Heimtücke als Mordmerkmal zur Last, weil das Kind arglos in das Auto des Ex-Freundes der Mutter gestiegen sei und im Wald keine Chance gegen den Mann gehabt habe. "Wir Juristen nennen es heimtückisch, wenn das Opfer arglos gegenüber dem Angreifer ist."

 

Polizisten durchkämmen bei der Suche nach einer vermissten Grundschülerin ein Waldstück.
Tagelang hatte die Polizei nach der verschwundenen neunjährigen Valeriia gesucht. Ihr Leichnam war schließlich in einem Wald gefunden worden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Daniel Schäfer

Tagelange Suche nach Valeriia mit Drohnen, Tauchern und Spürhunden

Der Fall hatte Anfang Juni 2024 bundesweit für Aufsehen gesorgt. Tagelang hatte die Polizei nach dem Mädchen gesucht, auch mit Hubschraubern, Drohnen, Tauchern und Spezialhunden. Erst gut eine Woche nach seinem Verschwinden war die Leiche im Unterholz eines Waldes entdeckt worden.

Das Mädchen und seine Mutter stammen aus der Ukraine und waren vor dem Krieg nach Sachsen geflohen. Der aus Moldawien stammende Angeklagte befindet sich seit 10. Juli in Untersuchungshaft. Er war in Prag festgenommen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft äußerte er sich bislang nicht zum Tatvorwurf.

Der Tatverdächtige im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln wird von Polizisten aus der Tschechischen Republik am Grenzübergang in Petrovice nach Sachsen ausgeliefert.
Der Tatverdächtige im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln wurde im Juli 2024 von Polizisten aus der Tschechischen Republik am Grenzübergang in Petrovice nach Sachsen ausgeliefert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

"In dem Prozess sollen insgesamt acht Zeugen vernommen werden", sagte Gerichtssprecherin Marika Lang MDR SACHSEN. "Es sind vier Verhandlungstage bis Ende Januar angesetzt." Sollte der Angeklagte wegen Mordes verurteilt werden, muss er lebenslang ins Gefängnis. Ein Urteil werde am letzten Verhandlungstag, dem 31. Januar, erwartet.

MDR (kbe/tfr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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