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Warum sich ein Wechsel lohnt

MDR AKTUELL So 12.01.2025 06:04Uhr 03:12 min

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Strompreise Stromanbieter wechseln – lohnt sich das?

12. Januar 2025, 05:00 Uhr

Wann haben Sie zuletzt den Stromanbieter gewechselt? Verbraucherschützer raten dazu, die Preise regelmäßig zu vergleichen. Tatsächlich machen das nur wenige. Dabei kann sich das wirklich lohnen – gerade jetzt.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Viele glauben ja: Alles wird teurer. Doch das stimmt nicht. Zumindest Strom ist in den vergangenen beiden Jahren deutlich günstiger geworden.

Strompreise deutlich gesunken

Während der Energiekrise riefen zahlreiche Versorger Preise von mehr als 50 Cent je Kilowattstunde auf. Die heutigen Strompreise für Haushaltskunden hat sich Benjamin Weigl vom Verbraucherportal Finanztip angesehen: "Wir haben aktuell ein Preisniveau von 32 Cent festgestellt: So 32 Cent kostet die Kilowattstunde im Durchschnitt." Das sei deutlich weniger als in den letzten Jahren. "Also vor allem in der Energiepreis-Krisenzeit, 2022 und teilweise auch noch 2023."

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Nur Neukunden profitieren von gesunkenen Preisen

Doch nicht alle Verbraucher profitieren von den gesunkenen Preisen. Stromversorger gewähren sie neuen Kunden. Wer seinem Anbieter seit Jahren treu ist, zahlt in der Regel mehr. Im Durchschnitt liegen die Preise bei bestehenden Verträgen bei 40 Cent je Kilowattstunde – in Europa noch immer der Höchstwert. Den Anbieter zu wechseln lohne sich also, sagt Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox.

Wer 40 Cent die Kilowattstunde bezahlt, zahlt zu viel.

Lundquist Neubauer, Verivox

Es gebe zwar einen festen Steuern-, Umlagen- und Abgabenteil, an dem nicht zu rütteln sei, erklärt Lundquist. Auf der anderen Seite aber stehe der freie Wettbewerb: "Verbraucher in Deutschland können sich den Anbieter selbst auswählen. Und die buhlen kräftig um Neukunden. Das heißt: Wenn man aktiv wird, muss man nicht das europäische Ranking anführen."

Ausbau des Stromnetzes treibt Preise in die Höhe

Was Stromrechnungen in Deutschland generell in die Höhe treibt, ist gar nicht so sehr der Strom selbst. Dieser kostet an der Börse nur einen einstelligen Centbetrag. Zu den besonders teuren Posten in der Stromrechnung gehöre der Ausbau des Netzes, der auf alle Kunden umgelegt werde, sagt Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme: "Da rächt sich natürlich, dass wir die Netze in den letzten drei bis vier Legislaturperioden zu wenig ausgebaut hatten."

Damals sei man davon ausgegangen, dass es keine Steigerung im Stromverbrauch geben werde und man die Netze nicht ausbauen müsse. "Das war natürlich falsch. Und jetzt müssen wir da viel nachholen und deshalb fallen auch hohe Kosten an. Jetzt könnte natürlich der Staat einen Teil der Netzentgelte übernehmen und den Netzausbau finanzieren. So könnte man den Strompreis senken", so Burger.

Netzausbau mit Steuergeldern finanzieren?

Tatsächlich ist die Idee schon älter, den Ausbau der Stromnetze aus Steuergeld zu bezahlen. Bei einer Steuerfinanzierung trägt die Kosten zwar auch der Bürger. Doch wohlhabende Bürger bezahlen in Deutschland mehr Steuern als arme. Dementsprechend würden insbesondere ärmere Bürger vom Netzausbau und damit beim Strompreis entlastet.

Der Gedanke wird auch von Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft unterstützt. "Die Diskussion rankt sich ja um die Übertragungsnetzentgelte. Im Moment erleben wir einen Wahlkampf, bei dem dieses Thema von allen Parteien wieder auf den Tisch gelegt wird. Insofern gehen wir auch davon aus, dass die Senkung der Übertragungsnetzentgelte oder die Bezuschussung derselbigen in der nächsten Legislatur tatsächlich auch Realität wird."

Sollte die Senkung der Netzentgelte doch nicht Realität werden, können Verbraucher noch darauf hoffen, dass der zügige Ausbau der Erneuerbaren die Preise senkt. Denn es gilt auch beim Strom: Je größer das Angebot, desto geringer die Preise – zumindest an der Börse. Stromversorger, die das nicht an ihre Kunden weitergeben, sollte man abwählen. Deswegen nochmal zum Schluss: Bei zu hoher Rechnung vergleichen Sie, wechseln Sie, werden Sie untreu! Zumindest Ihrem Stromanbieter.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Januar 2025 | 06:04 Uhr

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