Strommasten führen über die Zuggleise in Richtung eines Industriegebiets
Netzentgelte belasten Verbraucher im ländlichen Raum stärker. Bildrechte: picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Netzentgelte Prognose: Strompreise im Osten könnten sinken

14. Oktober 2024, 06:28 Uhr

Ab kommenden Jahr könnten die Strompreise für viele Menschen im Osten – vor allem im ländlichen Raum – sinken, da die Netzentgelte solidarisch auf die Gesamtbevölkerung aufgeteilt werden sollen. Laut einer Prognose könnte eine Familie so circa 80 Euro im Jahr sparen. Allerdings steht noch nicht fest, ob die Senkungen der Kosten auch an die Endverbraucher weitergegeben werden.

Die Netzbetreiber verlangen die Gebühr – das Netzentgelt – von allen Stromanbietern, die sich in ihrem Netz tummeln und die reichen diese Kosten an die Verbraucher weiter. Wie viel Netzentgelt man zahlen muss, hänge also nicht vom Stromanbieter ab, erklärt Denis Schneiderheinze von der Verbraucherzentrale Sachsen. Es hänge vom Wohnort ab: "Denn davon ist abhängig, welcher Netzbetreiber für sie zuständig ist. Ihren Stromvertrag haben Sie sowieso mit irgendeinem Stromanbieter. Der muss aber immer das Netz nutzen, an dem Sie wohnen."

Höhere Netzentgelte im Osten

Welche Gründe es für die höheren Netzentgelte im Osten gibt, erläutert Cornelia Sommerfeld, Pressesprecherin beim Verteilnetzbetreiber Mitnetzstrom: "Wir haben in Ostdeutschland einen großen Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig haben wir aber eine geringe Bevölkerungszahl und auch eine geringe Industriedichte. Das heißt, dass die Netzentgelte durch weniger Abnehmer geteilt werden und dementsprechend auch höher sind."

Aber: Der Ökostrom kann überall in der Republik verbraucht werden. Zum einen dort, wo er entsteht und dort werden bislang die höheren Kosten getragen. Zum anderen kann er aber auch in Gegenden fließen, in denen sich vielleicht nicht ein einziges Windrad dreht. Dort gibt es kaum Netzausbau, also auch kaum Kosten für einen solchen Ausbau.

Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox sagt dazu: "Das führt zu einer ungleichen Verteilung der Netzentgelte. Es gab große regionale Unterschiede und Leidtragende waren vor allen Dingen Menschen im ländlichen Raum in den neuen Bundesländern."

Strom könnte im Osten billiger werden

Eine neue Regelung der Bundesnetzagentur sieht nun vor, dass sich das ab 2025 ändern soll. Dann sollen die Netzentgelte anders verteilt werden, sagt Diane Rocke von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt: "Jetzt soll es diesen solidarischen Ausgleich geben, dass die Netzentgelte gleichmäßig auf die gesamten Netznutzer in Deutschland verteilt werden sollen, weil der Netzausbau und die Energiewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind. Die sollen alle gleichmäßig tragen."

Das könne sich auf der Stromrechnung durchaus bemerkbar machen, weiß Thomas Engelke vom Bundesverband der Verbraucherzentrale: "Die Senkung der Stromnetzentgelte bedeutet für die betroffenen Haushalte durchaus eine Senkung von zehn Prozent, teilweise bis zu knapp einem Drittel." Aber weil es sich eben um einen Ausgleich handelt, bedeutet das für andere Regionen, dass sie mehr bezahlen müssen.

Noch stünden aber nicht alle Netzentgelte fest und es handelt sich erstmal um eine Prognose, erklärt Lundquist Neubauer von Verivox: "Derzeit sieht es so aus, dass die Netzentgelte in den neuen Bundesländern um rund 15 Prozent sinken. Das macht für eine Musterfamilie mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden rund 80 Euro im Jahr aus." Das setzt allerdings voraus, dass die Senkung der Kosten auch an den Endverbraucher weitergegeben wird.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. Oktober 2024 | 06:09 Uhr

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