Energiekrise Sinkende Strompreise für Neukunden – wann sich ein Wechsel lohnt
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17. Juli 2023, 11:19 Uhr
Die hohen Energiepreise haben die letzten Monate viele Menschen belastet. Doch die Strompreise sind mittlerweile gesunken und wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Energiekrise. Damit kann sich ein Wechsel des Stromanbieters wieder ordentlich lohnen. Langfristig könnte der Strom aber wohl trotzdem teurer werden.
- Der Strompreis hat sich für Neukunden wieder an die Preise vor der Energiekrise angenähert.
- Es ist unwahrscheinlich, dass die Preise nochmal sprunghaft ansteigen.
- Langfristig wird der Strompreis aber wieder ansteigen, weil es einen erhöhten Strombedarf gibt.
Immer mehr Stromanbieter geben die fallenden Großmarktpreise an die Endkunden weiter. Inzwischen hat der Strompreis für Neukunden sich sogar wieder an den Wert vor der Energiekrise angenähert, erklärt Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox: "Wir hatten zu Krisenhöchstzeiten – also im Herbst letzten Jahres – Preise von 70 Cent die Kilowattstunde, also wirklich sehr teuer. Wir liegen aktuell wieder unter 30 Cent. Das heißt, wir sind auf Vorkrisenniveau zurückgekehrt und es gab einen Rückgang um 60 Prozent." Neukunden seien also deutlich unterhalb der Strompreisbremse von 40 Cent, ergänzt Neubauer.
Experte: Angebote einmal im Jahr vergleichen
Diejenigen, die nach schlechten Erfahrungen mit den günstigen Anbietern jetzt skeptisch seien, beruhigt er: Die Energiekrise sei ein extremer Sonderfall gewesen. Dass die Preise noch einmal derart sprunghaft steigen, sei unwahrscheinlich: "Schlimmstenfalls, wenn irgendetwas schiefgeht, kommt man wieder zurück in die Grundversorgung. Der übernimmt die Belieferung. Aber bestenfalls spart man jede Menge Geld. Wir liegen jetzt im Schnitt für eine Familie mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden bei einer Ersparnis von 560 Euro im Jahr."
Der Verivox-Sprecher empfiehlt, einmal im Jahr die Angebote zu vergleichen. Dabei sollten Verbraucher nicht einfach den günstigsten Stromanbieter auswählen, sondern genau prüfen. Neubauer rät etwa dazu, nachzulesen, wie zufrieden frühere Kunden mit dem Stromanbieter sind. "Und dann gibt es handfeste Kriterien. Die Kündigungsfristen sollten möglichst kurz sein, auch die Laufzeiten nicht zu lang und wichtig ist immer eine Preisgarantie über die Dauer der Laufzeit. Das haben die meisten Tarife auch."
Strompreis wird langsam nach oben gehen
Langfristig werde der Strompreis allerdings wieder anziehen: Gründe dafür sind die Kosten für den Netzumbau, aber auch ein höherer Strombedarf – etwa durch Elektromobilität. Fachleute sprechen von einer Stromlücke, die entsteht, wenn die erneuerbaren Energien nicht schnell genug ausgebaut werden.
Der Leiter des Instituts für Energie- und Klimaforschung am Forschungszentrum Jülich, Detlef Stolten, hat für das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus berechnet, wie groß die Stromlücke werden könnte: "Auf einen ganz simplen Nenner gebracht, fehlt 2030 ungefähr ein Drittel Kapazität. Das wäre so eine ganz grobe Zahl, wenn weiterhin so ausgebaut würde, wie die letzten zwei Jahre ausgebaut worden ist. Das muss natürlich durch einen schnelleren Ausbau ersetzt werden."
Wenn das nicht gelingt und der Bedarf nicht durch die Erneuerbaren gedeckt werden kann, würden die Preise erheblich steigen: Fachleute halten Strompreise von bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde bis 2030 für realistisch. Ob es so kommt, hängt aber ganz allein von der Geschwindigkeit ab, mit der mehr Solar- und Windstrom gewonnen wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 17. Juli 2023 | 06:00 Uhr