Eine Frau besucht ein Geschäft mit Rabattschildern
Nicht die Superschnäppchen in der Kaufhalle, sondern die steuerfreien Inflationspämien haben für einen leichten Anstieg der Reallöhne gesorgt. Bildrechte: IMAGO / Xinhua

Kaufkraft-Statistik Reallöhne erstmals seit zwei Jahren leicht gestiegen

29. August 2023, 10:16 Uhr

Die tatsächlichen Verdienste in Deutschland sind seit Mitte 2021 stetig gefallen. Grund dafür waren die enormen Preissteigerungen infolge des Ukraine-Krieges und der Energiekrise. Nun zeichnet sich eine Wende ab.

Die Reallöhne in Deutschland sind zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder leicht gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, lagen die Reallöhne im zweiten Quartal dieses Jahres um 0,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.

Die Reallöhne bilden die tatsächliche Entwicklung der Kaufkraft ab. Diese war in den vergangenen zwei Jahren wegen der galoppierenden Inflation stark gesunken. Zwar waren die Löhne auf dem Papier gestiegen. Beschäftigte konnten sich aber weniger leisten als zuvor, weil Waren und Dienstleistungen sich enorm verteuert hatten.

Starker Anstieg der Nominallöhne

Die Statistiker in Wiesbaden haben nun errechnet, dass die Löhne im zweiten Quartal dieses Jahres 6,6 Prozent höher waren als im gleichen Zeitraum 2022. Das ist der kräftigste Anstieg seit Beginn der Statistik 2008. Die Verbraucherpreise seien im zweiten Quartal um 6,5 Prozent gestiegen. Das macht in der Summe ein Plus von 0,1 Prozent.

Zu der Entwicklung trugen laut der Statistikbehörde die steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien in vielen Branchen bei. Diese können bis zu 3.000 Euro betragen, sie sind jedoch eine freiwillige Leistung der Arbeitgeber. Zudem hatte auch die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde im Oktober 2022 einen positiven Effekt auf das Lohnwachstum.

Inflation lässt merklich nach

Eine Reallohn-Steigerung war zuletzt im zweiten Quartal 2021 mit einem Plus von 3,2 Prozent verzeichnet worden. Im dritten und vierten Quartal 2022 waren die Reallöhne in Deutschland um je 5,4 Prozent gefallen. Selbst zu Jahresbeginn mussten Arbeitnehmer einen Rückgang von 2,3 Prozent hinnehmen. Da betrug die Jahresteuerungsrate noch 8,7 Prozent. Inzwischen hat sie merklich nachgelassen.

Was wäre ohne Corona und Ukraine-Krieg möglich?

Ob die Reallöhne auch im Jahresschnitt steigen, ist nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft noch nicht ausgemacht. IfW-Experte Dominik Groll sagte der Agentur Reuters, ein leichtes Plus sei ebenso denkbar wie ein leichtes Minus. Spätestens im kommenden Jahr dürften die Nominallöhne dann deutlich stärker steigen als die Verbraucherpreise. Mit etwas Glück könnten die Reallohnverluste von 2021 und 2022 dann sogar wettgemacht werden. Von einem Reallohn-Niveau, das ohne Pandemie und Energie-Krise realistisch wäre, werde man allerdings auch 2024 noch weit entfernt sein.

dpa/Reuters (luz)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. August 2023 | 09:00 Uhr

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