West-Ost-Gefälle Hälfte der Ostlöhne liegt unter 3.000 Euro brutto
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27. August 2023, 16:13 Uhr
Nach 33 Jahren deutscher Wiedervereinigung gibt es gerade im Niedriglohnbereich noch immer ein großes Lohngefälle. Im Osten erhält mehr als die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten weniger als 3.000 Euro brutto, im Westen sind es nur knapp ein Drittel. Bei noch niedrigeren Löhnen verschärft sich das Gefälle laut amtlichen Daten sogar noch weiter.
Mehr als drei Jahrzehnte nach der deutschen Einheit, gibt es immer noch erhebliche Unterschiede im Lohnniveau zwischen West und Ost – vor allem bei unteren Einkommen. Das geht aus neuen Zahlen hervor, die die Linksfraktion beim Bundesamt für Statistik abgefragt hat, die auch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegen.
Demnach verdienten im vergangenen Jahr von über drei Millionen Vollzeitbeschäftigten im Osten 51 Prozent unter 3.000 Euro brutto im Monat. Im Westen waren es dagegen nur 31 Prozent bei 19 Millionen Vollzeitjobs. Noch größer ist die Lohnlücke bei Minilöhnen. Während im Westen 16,5 Prozent der Vollzeitbeschäftigten unter 2.500 Euro brutto monatlich und 6,4 Prozent bis 2.000 Euro verdienten, waren es im Osten anteilig etwa doppelt so viele.
Pellmann: "Gefahr für die Demokratie"
Der Ostbeauftragte der Linksfraktion im Bundestag, der Leipziger Abgeordnete Sören Pellmann, sieht im geringen Lohnniveau in Deutschland insgesamt einen "Anschlag auf die Mittelschicht und damit eine Gefahr für die Demokratie". Er sagte dem Redaktionsnetzwerk, "das hält eine Gesellschaft auf Dauer kaum aus, und das erklärt auch so manches Umfrageergebnis".
Pellmann erläutert, von weniger als 3.000 Euro brutto könne man kaum eine Familie ernähren, geschweige denn eine auskömmliche Rente erwarten. Diese Löhne seien "eine steile Rutschbahn in die Altersarmut". Pellmann führte als Gegenbeispiel Österreich an, wo die Durchschnittsrente 800 Euro höher liege. Er forderte: "Das muss auch Deutschland können."
RND (ans)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. August 2023 | 16:45 Uhr