Pilotabschluss Tarifeinigung in der Metall- und Elektroindustrie

18. November 2022, 11:55 Uhr

Nach fünf zähen Verhandlungsrunden ist der Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie beigelegt. Arbeitgeber und Gewerkschaften erzielten im Pilotbezirk Baden-Württemberg eine Einigung. Der Abschluss soll bundesweit für rund 3,9 Millionen Beschäftige gelten, auch mehrere mitteldeutsche Tarifpartner haben eine Übernahme des Abschlusses angekündigt.

Der Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie ist beigelegt. Nach fünf zähen Verhandlungsrunden haben die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall in der Nacht zum Freitag die Einigung für den Pilotbezirk Baden-Württemberg bekanntgegeben.

Demnach wurde eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen vereinbart: 5,2 Prozent zum Juni 2023 und noch mal 3,3 Prozent ab Mai 2024. Die Laufzeit beträgt 24 Monate. Dazu kommen steuerfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 3.000 Euro. Der Abschluss in Baden-Württemberg soll im Kern für die bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigen der Metall- und Elektrobranche gelten.

Kompromiss nach zähen Verhandlungen

IG-Metall-Verhandlungsführer Roman Zitzelberger sprach nach zwölfstündigen Verhandlungen allein am Donnerstag von einer akzeptablen Lösung: "Wir haben hart gerungen und verhandelt, am Ende liegt aber ein akzeptabler Kompromiss auf dem Tisch", so Zitzelberger. Die Kolleginnen und Kollegen bekämen nun endlich die dauerhafte prozentuale Entgelterhöhung, die ihnen zustehe.

Wir haben hart gerungen und verhandelt, am Ende liegt aber ein akzeptabler Kompromiss auf dem Tisch.

Roman Zitzelberger IG-Metall-Verhandlungsführer

Südwestmetall-Verhandlungsführer Harald Marquardt nannte die Einigung einen schmerzhaften Kompromiss, der nur tragbar sei, weil mit der langen Laufzeit Planungssicherheit für die Betriebe bestehe. Außerdem seien Entlastungsmöglichkeiten für Firmen in Not enthalten.

Mitteldeutsche Tarifpartner wollen Abschluss übernehmen

Auch in Sachsen können Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie mit Lohnerhöhungen rechnen. Der Sprecher der sächsischen IG Metall, Markus Sievers, sagte MDR SACHSEN, der Vorstand der IG Metall habe sich bereits dafür ausgesprochen, dass dieser Abschluss in allen Bezirken übernommen wird, also auch in Sachsen. "Das ist in einer sehr schwierigen, unsicheren Zeit ein gutes Ergebnis", sagte Sievers. Auch der Verband der sächsischen Metall-Arbeitgeber VSME kündigte an, den Tarifabschluss zu übernehmen.

Auch auf Sachsen-Anhalt soll der in Baden-Württemberg erzielte Tarifvertrag übertragen werden. Die für Sachsen-Anhalt und Niedersachsen zuständige regionale Tarifkommission der IG Metall will am Nachmittag in Hannover darüber beraten. Möglichst binnen zwei Wochen solle die Übernahme der Einigung stehen, hieß es.

Gewerkschaft mobilisierte Hundertausende Arbeitnehmer

Die IG Metall war Mitte September mit ihrer höchsten Forderung seit 2008 in die Gespräche gegangen: Acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber hatten im Laufe der Tarifverhandlungen 3.000 Euro als Einmalzahlung angeboten. Dazu hatten sie eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten in Aussicht gestellt.

Bei Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet beteiligten sich laut IG Metall bis zum Donnerstag knapp 900.000 Menschen. Allein am Donnerstag hätten 100.000 Beschäftigte die Arbeit zeitweise niedergelegt.

Die Tarifverhandlungen standen in diesem Jahr unter dem Eindruck dramatisch gestiegener Preise. Während die Gewerkschaft ihre Forderung immer wieder mit den hohen Belastungen für die Beschäftigten durch die Inflation untermauert hatte, verwiesen die Arbeitgeber darauf, dass es vielen Betrieben bereits schlecht gehe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. November 2022 | 06:00 Uhr

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