Ein leerer Parkplatz liegt vor einem Gebäude mit VW-Logo auf dem Dach
VW in der Krise: Der Konzern will Jubiläumszahlungen an langjährige Mitarbeiter einstellen. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Autobauer in der Krise Volkswagen will Jubiläumsboni für Angestellte streichen

02. November 2024, 16:45 Uhr

Langjährige Mitarbeiter von VW sollen nach dem Willen des Autobauers keine Bonuszahlungen mehr aufgrund langer Betriebszugehörigkeit erhalten. Eine VW-Sprecherin bestätigte den Vorschlag im Rahmen der laufenden Tarifrunde. Tausende Angestellte könnten betroffen sein.

Volkswagen hat im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen den Wegfall von Bonuszahlungen an langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Spiel gebracht. So sollen unter anderem die Jubiläumsgratifikationen wegfallen. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte den Vorschlag.

Nach Angaben des Betriebsrats stehen Tausende von VW-Beschäftigten kurz vor den Jubiläums-Prämien, die der Vorstand nun streichen will. Zuvor hatten der "Business Insider" und das Redaktionsnetzwerk Deutschland darüber berichtet.

Nach dem derzeitigen Tarifvertrag wird für die 25-jährige Werkszugehörigkeit das 1,45-fache eines Monatsverdienstes und für eine 35-jährige Zugehörigkeit das 2,90-fache eines Monatsverdienstes als zusätzlicher Einmalbetrag brutto ausgezahlt.

Elektrofahrzeuge werden in einer Montagehalle montiert
Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten dem Betriebsrat zufolge bereits Sonderzahlungen aufgrund langjähriger Betriebszugehörigkeit erhalten haben. Bildrechte: IMAGO/Uwe Meinhold

Tausende Angestellte potenziell betroffen

Wie aus Betriebsratskreisen verlautete, standen bei VW mit Stand 31. März 2024 knapp 6.000 Beschäftigte kurz vor den relevanten Jubiläen: Demzufolge waren knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 24 Jahre im Unternehmen und rund 4.000 Beschäftigte 34 Jahre. Einige von ihnen könnten bereits die Sonderzahlungen bekommen haben – so sei der September ein traditioneller Einstellungsmonat wegen des Ausbildungsbeginns am Monatsersten. 

Aber auch die Zahl der Mitarbeiter, die 23 oder 33 Jahre im Unternehmen sind, ist hoch – in Betriebsratskreisen rechnet man mit 5.000 bis 6.000 VW-Beschäftigten, die knapp vor den Jubiläumszahlungen stehen.

VW steckt tief in der Krise

Der in die Krise steckende VW-Konzern will bei den Tarifverhandlungen wegen schwacher Verkaufszahlen einen Sparkurs durchsetzen und die Tariflöhne unter anderem um zehn Prozent senken. Das Management sieht die Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers gefährdet. Im September hatte das Unternehmen die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung gekündigt. Von Mitte kommenden Jahres an wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Im Raum stehen auch Werksschließungen, konkrete Standorte oder Zahlen nannte der Konzern nicht. Nach Angaben des Betriebsrats ist geplant, mindestens drei Werke in Deutschland zu schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon drei in Sachsen.

Landkreistag fürchtet Konsequenzen für Bevölkerung auf dem Land

Auch der Landkreistag befürchtet durch die Krise des Autobauers negative Effekte auf dem Land. Verbandspräsident Achim Brötel sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Die aktuellen Entwicklungen bei VW sind nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt, sondern gerade auch für die Kfz-Zuliefererbetriebe, die größtenteils im ländlichen Raum ansässig sind, ein echter Schock." Es gehe um eine Vielzahl von Arbeitspkätzen im ländlichen Raum, Steuereinnahmen und um Zukunftsperspektiven für viele Menschen.

dpa(lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. November 2024 | 16:30 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Das Bild zeigt einen Mann im Anzug vor einer Stadtlandschaft im Hintergrund; darüber steht der Text: "Energiesicherheit und Nahost-Konflikt. Eskalation könnte Öl und Gas teurer machen." 1 min
Audioflanke Andreas Goldthau Bildrechte: privat
1 min 31.10.2024 | 05:00 Uhr

Der Erfurter Politologe Andreas Goldthau erklärt, wie eine Eskalation des Nahost-Konflikts sich auf den Öl- und Gasmarkt auswirken könnte.

Di 29.10.2024 08:26Uhr 00:19 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-audio-goldthau-energiesicherheit-nahost-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Nachrichten

Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben. 1 min
Bildrechte: IMAGO / photothek
1 min 04.11.2024 | 20:34 Uhr

Nach einem neuen Bericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung kommen noch 44 Prozent der Fläch Deutschlands für ein Endlager in Frage.

Mo 04.11.2024 19:03Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-endlager-atommuell-standort-deutschland-mitteldeutschland100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video