Arbeitskampf Warnstreik legt Verkehr teils lahm - Chaos auf Straßen bleibt aus
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28. März 2023, 07:37 Uhr
EVG und Verdi verstärken ihre Schlagkraft, indem sie ihre Tarifkonflikte in einem Verkehrsstreik verknüpfen. An Flughäfen und Bahnhöfen ist es dadurch am Montag ungewohnt ruhig geblieben. Kommt nun der große Durchbruch?
- Fernverkehr komplett eingestellt, Regionalverkehr größtenteils auch
- Chaos auf Autobahnen bleibt aus
- dbb-Chef Ulrich Silberbach bringt mögliches Scheitern der Verhandlungen ins Spiel
Wer konnte, blieb zu Hause: Beim großen Warnstreik am Montag ist es nicht zum befürchteten Chaos im Straßenverkehr gekommen. Zahlreiche Pendler wechselten ins Homeoffice, viele Reisende verschoben ihre Fahrten. An den Flughäfen und Bahnhöfen strandeten während des Ausstands der Gewerkschaft Verdi und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nur wenige Fahr- und Fluggäste. Die beiden Gewerkschaften wollten mit der Verschränkung der verschiedenen Tarifkonflikte den Druck auf die Arbeitgeber deutlich erhöhen.
EVG schließt weiteren Warnstreik vor und während der Ostertage aus
Zum Auftakt der dritten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Potsdam blieb angesichts der verhärteten Fronten völlig unklar, ob ein Durchbruch gelingen kann. Die gute Nachricht für viele Pendler und Reisende: Die EVG hat einen weiteren Warnstreik vor und während der Ostertage ausgeschlossen.
Bahn rechnet am Dienstagmorgen mit einem "weitgehend normalen Betrieb"
Die EVG bestreikte am Montag den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. 35.000 Mitglieder der Gewerkschaft an mehr als 1.000 Standorten hätten sich an dem Warnstreik beteiligt, sagte die stellvertretende Vorsitzende Cosima Ingenschay: "Wir haben gezeigt: Wir machen auch noch mehr Druck, wenn es notwendig ist." So wurde der Fernverkehr komplett eingestellt, der Regionalverkehr größtenteils. Auch nicht bestreikte Bahn-Konkurrenten waren betroffen, weil Beschäftigte in den Stellwerken der DB Netz die Arbeit niederlegten. Auf einzelnen Regionalbahn-Linien fuhren ab Montagnachmittag wieder Züge, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Gegen Abend begann die Bahn nach eigenen Angaben auch damit, den Stau der Güterzüge aufzulösen. Für Dienstagmorgen rechnete der Konzern mit einem "weitgehend normalen Betrieb".
Verdi sorgte derweil für Stillstand an mehreren Flughäfen, im Nahverkehr und auch auf Wasserstraßen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt gab es keinen regulären Passagierbetrieb. Für Montag waren ursprünglich etwa 1.170 Starts und Landungen mit rund 160.000 Passagieren geplant. In München fielen 785 Flüge aus. Insgesamt mussten laut Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) 380.000 Geschäfts- und Privatreisende am Boden bleiben. An Flughäfen sind Kommunalbeschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Warnstreik einbezogen, es geht aber auch um Verhandlungen für Bodenverkehrsdienste sowie Gespräche für die Luftsicherheit.
Chaos auf den Autobahnen bleibt aus
Für Chaos auf den Autobahnen sorgte der Arbeitskampf am Montag nicht. Die Polizei meldete am Morgen nur vereinzelt größere Staus. Beim ADAC hieß es: "Wer kann, ist im Homeoffice geblieben." In den meisten großen Städten hielten sich die Auswirkungen im Berufsverkehr am Morgen in Grenzen, wie auch eine Auswertung des Verkehrsdatenspezialisten TomTom für die dpa zeigte.
Ausgang der Tarifverhandlungen weiter offen
Mit Blick auf die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst forderte Verdi-Chef Frank Werneke die Arbeitgeberseite auf, noch am Montag "einen deutlichen Schritt" auf die Beschäftigten zuzugehen. Die Arbeitgeber forderten die Gewerkschaften hingegen auf, über das vorliegende Angebot ernsthaft zu verhandeln. Ein neues Angebot brauche es nicht, so die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge. Die Verhandlungsrunde in Potsdam ist auf drei Tage angesetzt. Bei der EVG beginnt die zweite Tarifrunde am Mittwoch, verhandelt wird dann mit der Osthannoverschen Eisenbahn. Die nächsten Gespräche mit der Deutschen Bahn sind erst für Ende April angesetzt.
dbb-Chef Ulrich Silberbach brachte bereits ein mögliches Scheitern der Verhandlungen ins Spiel und warnte bereits vor einem flächendeckenden, unbefristeten Streik. Für den Fall, dass die Arbeitgeber ihr Angebot nicht deutlich nachbesserten, sagte Silberbach: "Wir würden dann wahrscheinlich in die Schlichtung gehen. Sollte die wiederum zu keinem Ergebnis führen, dann wird es mal wieder sehr dunkel in Deutschland. Dann werden wir in einen flächendeckenden, unbefristeten Arbeitskampf einsteigen müssen." Werneke sieht eine mögliche Schichtung nach eigenen Worten hingegen skeptisch: Bei ausreichendem Lösungswillen könne innerhalb der regulären Verhandlungen die nötige Entgeltsteigerung vereinbart werden, sagte er.
dpa (mze)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. März 2023 | 07:00 Uhr
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