Matthias Miersch (l-r), SPD-Generalsekretär, Hubertus Heil (SPD), geschäftsführender Bundesminister für Arbeit und Soziales, Lars Klingbeil, SPD-Fraktions- und Bundesvorsitzender, Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Boris Pistorius (SPD), geschäftsführender Verteidigungsminister, und Saskia Esken, SPD-Bundesvorsitzende, stellen sich bei einer Dialogkonferenz zum Start des SPD-Mitgliedervotums einer Frage aus dem Publikum.
Am Tag vor dem Start des Mitglieder-Votums warb die SPD-Führung in Hannover um Zustimmung. Bildrechte: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

SPD-Mitgliederentscheid SPD stimmt über den Koalitionsvertrag mit der Union ab – die Jusos sind dagegen

15. April 2025, 09:31 Uhr

Der SPD-Mitgliederentscheid zum Koalitionsvertrag mit der Union hat begonnen. Zuvor hatte die SPD-Jugend ihre Ablehnung angekündigt und SPD-Chef Lars Klingbeil für eine Zustimmung der Parteibasis geworben.

Die Abstimmung der SPD über den Koalitionsvertrag mit der Union hat begonnen. Am Dienstag wurde die Online-Plattform freigeschaltet, auf der rund 358.000 SPD-Mitglieder bis 29. April abstimmen können. Nach Angaben eines Parteisprechers soll am 30. April das Ergebnis bekannt werden.

Vor dem Start des SPD-Mitgliedervotums hatte die SPD-Parteispitze um Zustimmung geworben und vor einem Scheitern gewarnt. "Ich möchte, dass wir uns nicht wegducken, und ich möchte, dass wir die Zukunft dieses Landes gestalten", sagte der Parteivorsitzende Lars Klingbeil in Hannover.

Hubertus Heil (SPD, l-r), geschäftsführender Bundesminister für Arbeit und Soziales, Lars Klingbeil, SPD-Fraktions- und Bundesvorsitzender, Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Boris Pistorius (SPD), geschäftsführender Verteidigungsminister, und Saskia Esken, SPD-Bundesvorsitzende, stellen sich bei einer Dialogkonferenz zum Start des SPD-Mitgliedervotums einer Frage aus dem Publikum. 2 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg
2 min

Jusos dagegen - Heute startet Mitgliederentscheid

MDR AKTUELL Di 15.04.2025 08:09Uhr 02:25 min

https://www.mdr.de/mdr-aktuell-nachrichtenradio/audio/audio-2912998.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Zuvor hatten sich der Juso-Bundesvorstand und Landesverbände der SPD-Jugend wegen der Migrations- und Sozialbeschlüsse gegen den geplanten Koalitionsvertrag gestellt und Nachverhandlungen gefordert. Klingbeil sagte dazu, dass diese Rechnung nicht aufgehen werde: "Wenn das scheitert, dann wird es Neuwahlen geben" oder eine Minderheitsregierung geben. Und es bestehe die Gefahr, dass dann auch gerade die Kräfte in der Union gestärkt würden, die für eine Normalisierung des Verhältnisses zur AfD seien.

Für die Annahme des Koalitionsvertrags wären bei der SPD eine Mehrheit der Stimmen und die Teilnahme von mindestens 20 Prozent der Mitglieder an der Abstimmung nötig.

Jusos kritisieren Koalitionsvertrag

Zuvor hatte sich die SPD-Jugend kritisch über den Koalitionsvertrag geäußert, auch in Sachsen. Landeschefin Mareike Engel sagte bei MDR AKTUELL, das Papier sei "sehr ambitionslos" und "nicht zukunftsweisend". Jusos in Bayern und in Schleswig-Holstein hatten zuvor zu einer Ablehnung aufgerufen.

Unser Votum lautet Ablehnung.

Juso-Bundeschef Philipp Türmer RTL/ntv

Am Montag sagte dann Juso-Bundeschef Philipp Türmer bei RTL und ntv: "Unser Votum lautet Ablehnung. Für die Zustimmung der Jusos bräuchte es deutliche Nachbesserungen." Er kritisierte, dass in der Migrationspolitik sowie bei Arbeit und Sozialem der Vertrag den falschen Weg gehe und dass er an anderen Stellen, wie Steuern und Finanzen, zu ambitionslos sei. Und der darin festgeschriebene Finanzierungsvorbehalt sei eine "tickende Zeitbombe".

Die sächsische Juso-Landeschefin Engel schloss sich einer solchen Kritik grundsätzlich an. Auf eine Empfehlung zu einem Ja oder Nein wollte sie sich am Montagmorgen im Gespräch mit MDR AKTUELL aber noch nicht festlegen. In Sachsen wie in Thüringen standen bei den Jusos noch Beratungen an.

Thüringens SPD-Chef warnt vor Ablehnung

Thüringens SPD-Chef Georg Maier ist nach eigenen Worten von der Kritik der Jusos nicht überrascht. Der Koalitionsvertrag enthalte zwar aus SPD-Sicht viel Gutes, aber auch einige bittere Pillen, sagte Maier MDR THÜRINGEN.

Georg Maier spricht 2023 bei einer Pressekonferenz.
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jacob Schröter

Ein Scheitern der Koalition mit der Union aber würde der AfD in die Hände spielen, meinte der Innenminister aus Erfurt. Die Zusammenarbeit mit der Union sei ein Zweckbündnis. Maier verwies darauf, dass die Thüringer Jusos im Herbst 2024 auch den Koalitionsvertrag im Land mit CDU und BSW ablehnten. Das Mitgliedervotum in der Thüringer SPD sei dann aber positiv ausgefallen.

Die sächsische Juso-Chefin Engel sagte bei MDR AKTUELL, dass es einige Punkte gebe, "wo noch nachverhandelt werden muss". Für eine "ArbeiterInnenpartei" wie die SPD seien etwa eine Abkehr vom Acht-Stunden-Tag und "Schikanierung" von Arbeitnehmern "Punkte, die wir nicht mittragen können".

Nachrichten

Das Logo der Jusos 6 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Auch sei eine "von rechten Narrativen getragene Debatte über Migration und Asyl" im Koalitionsvertrag einfach fortgeschrieben worden, kritisierte die Juso-Landesvorsitzende. Es sei "nicht haltbar, planlos alle Grenzen dieses Landes zu kontrollieren". Integration müsse in den Vordergrund gestellt werden und nicht die Frage, wie man Menschen abschieben könne.

Bisher hat nur die CSU den Koalitionsvertrag per Vorstandsbeschluss angenommen. Auch die Zustimmung der CDU steht noch aus. Sie entscheidet am 28. April auf einem kleinen Parteitag. Stimmt auch die SPD zu, könnte sich CDU-Chef Friedrich Merz am 6. Mai im Bundestag zur Kanzlerwahl stellen.

MDR/dpa/AFP/Reuters, (ksc)

Mehr zum Koalitionsvertrag

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. April 2025 | 08:30 Uhr

Mehr aus Politik

Mehr aus Deutschland