Dehoga Kaum niedrigere Preise durch Mehrwertsteuersenkung in Gastro
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30. April 2025, 06:41 Uhr
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband rechnet trotz der geplanten Mehrwertsteuersenkung nicht automatisch mit niedrigeren Preisen in Restaurants. Dadurch würden vor allem die Betriebe entlastet. Die meisten wendeten mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes für Personal und Wareneinsatz auf. Unklar sei auch, wie sich der Mindestlohn entwickelt. Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag eine Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von derzeit 19 auf sieben Prozent ab 2026 vereinbart.
- Laut Dehoga ist trotz der geplanten Mehrwertsteuersenkung nicht mit deutlich niedrigeren Restaurant-Preisen zu rechnen.
- Die Preise können dadurch aber wohl zumindest stabil gehalten oder die Gehälter für Restaurantangestellte etwas erhöht werden.
- Der Verbraucherschutz-Verein Foodwatch kritisiert, dass von einer niedrigeren Mehrwertsteuer in der Gastronomie vor allem Fastfood-Ketten profitieren.
An der Bundesstraße 93 zwischen Borna und Altenburg liegt der Gasthof Thräna. Stefan Klennert ist Wirt in der dritten Generation.
2019 hat er den Gasthof von seinem Vater übernommen: "Da war ja dann Corona. Das haben wir ganz gut gemeistert. Da war zu, aber wir haben investiert, haben die Räume neu gemacht. Aber dann kamen ja die Preissteigerungen bei Gas und Strom. Die haben wir versucht, auch irgendwie abzufangen."
Essengehen wird wohl nicht günstiger
Die geplante Mehrwertsteuersenkung auf Speisen brauchen sie unbedingt, sagt Stefan Klennert. Auch wenn sie versuchen, die Preise niedrig zu halten, indem sie zum Beispiel Leberkäse, Sülze oder Bratwürste selbst herstellen – die Lebensmittelpreise steigen.
Zugleich ist nicht klar, wie sich der Mindestlohn entwickeln wird, gibt der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga zu bedenken. So gäben die meisten Betriebe in der Gastronomie 70 Prozent des Umsatzes für Personal und Wareneinsatz aus.
Michael Schmidt, Präsident des Dehoga in Sachsen-Anhalt, sieht durch die Mehrwertsteuersenkung daher vor allem Entlastungen für die Betriebe. "Jeder Unternehmer muss seine Kosten selbst kalkulieren. Dass eine deutliche Preissenkung zu sehen ist, das wird nicht kommen."
Mehr Geld für Mitarbeitende und stabile Preise
Eine nicht-repräsentative Umfrage von MDR AKTUELL zeigt: Die Pläne der Gastwirtinnen und -wirte sind sehr unterschiedlich.
Stefan Klinnert vom Gasthof Thräna möchte das Geld gern an seine Belegschaft weitergeben. "Ich zahle schon mehr als Mindestlohn, denn die Gastrobranche ist sehr schwierig mit den Arbeitszeiten und allem drum und dran. Das sollte man schon irgendwie belohnen."
Caterina Krasselt, Inhaberin des Gasthauses "Zur Hermsdorfer Mühle" bei Frohburg, möchte ihre Kunden weiter an sich binden. "Sollte das kommen, dass die sieben Prozent Mehrwertsteuer in Kraft treten, würde ich auf jeden Fall auch was an den Gast zurückgeben."
Und vom Landgasthaus "Bubendorfer Hof" bei Frohburg heißt es, mit der Mehrwertsteuersenkung könne man die Preise wenigstens stabil halten.
Foodwatch: Von der Mehrwersteuersenkung profitieren die Falschen
Zur Stärkung der Wirtshäuser und Restaurants verzichtet der Staat auf eine Menge Steuereinnahmen. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft könnten ihm so in den kommenden zehn Jahren bis zu 40 Milliarden Euro entgehen.
Ein riesiger Aufwand, der am Ende den Falschen hilft, kritisieren der Verbraucherschutzverein Foodwatch und dessen Sprecher Andreas Winkler. Besonders große Fastfoodketten würden davon profitieren, weil die am meisten Umsatz machen. "Wir haben das mal ausgereichnet: Allein McDonalds würde durch die Senkung mit 140 Millionen Euro entlastet - und zwar jedes Jahr", erklärt Winkler.
Der Verein schlägt stattdessen eine Steuerreform für alle vor. So sollten Obst und Gemüse gänzlich von der Mehrwertsteuer ausgenommen werden. Das käme laut Foodwatch sowohl Verbrauchern zu Gute als auch Restaurantbetreibern.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. April 2025 | 06:37 Uhr