Mitglieder des Malteser Hilfsdienstes verteilen Lebensmittel an Obdachlose und Bedürftige.
Die Zahl armer Menschen in Deutschland ist 2024 weiter gestiegen. Die Inflation treffe sie besonders hart, sagt der Paritätische Wohlfahrtsverband. Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Sozialverband: Fast jeder sechste Mensch ist arm

29. April 2025, 22:09 Uhr

Sozial Schwache trifft die Inflation besonders hart. Ihre Zahl ist 2024 einem Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zufolge weiter gewachsen. Bei der Armutsquote zeigen sich zudem große regionale Unterschiede.

Arme Menschen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren weiter an Kaufkraft verloren. Schuld sei die Inflation, die sozial Schwache am härtesten treffe, schreibt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem am Dienstag vorgelegten Armutsbericht. Auch die Zahl der Armen sei weiter gestiegen – fast jeder sechste Mensch in Deutschland müsse als arm eingestuft werden. "Arme werden ärmer", resümierte der Verband.

Dem Bericht zufolge lag das mittlere Einkommen von armutsgefährdeten Menschen im vergangenen Jahr preisbereinigt bei 921 Euro. 2020 seien es noch 981 Euro im Monat gewesen. Bis 2023 fiel das preisbereinigte Einkommen der Armutsgefährdeten demnach kontinuierlich um insgesamt etwa 100 auf 883 Euro. "Erst 2024 ist die reale Verarmung gestoppt worden", hieß es.

"Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen", erklärte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. "Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen."

Deutliche regionale Unterschiede

Bei der Armutsquote zeigen sich den Angaben nach große regionale Unterschiede: Während in Bayern mit 11,8 Prozent nur etwa jeder Achte von Armut betroffen ist, ist es in Sachsen-Anhalt mit 22,3 Prozent etwa jeder Fünfte und in Bremen mit 25,9 Prozent sogar etwa jeder Vierte. In Thüringen hatten 15,7 Prozent der Menschen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung.

Im Januar hatte das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass 15,5 Prozent der Bevölkerung - rund 13,1 Millionen Menschen - in Deutschland 2024 armutsgefährdet waren. Im Vorjahr waren es nur 14,4 Prozent gewesen. Als armutsgefährdet gelten Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung verfügen. Das waren vergangenes Jahr 1.378 Euro im Monat netto.

Das Einkommen der Betroffenen reicht dem Paritätischem Wohlfahrtsverband zufolge generell nicht aus, "um in angemessener Weise an der Gesellschaft teilhaben zu können". Von den insgesamt 13,1 Millionen Armen lebten demnach 5,2 Millionen sogar "in erheblicher materieller Entbehrung". Das bedeute, sie könnten es sich etwa nicht leisten, ihre Wohnung zu heizen oder alte Kleidung zu ersetzen.  Zu diesem Kreis der besonders Armen zählt der Verband auch 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche. Ferner seien 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige in dieser Gruppierung.

afp/dpa/kna (lik)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN – Das Radio | 29. April 2025 | 20:00 Uhr

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