Verkehr Sonderkonferenz zur Zukunft des Deutschlandtickets
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23. September 2024, 05:00 Uhr
Für viele Bahnreisende ist das Deutschlandticket ein Erfolg. Zu einem festen Monatspreis bundesweit den Nah- und Regionalverkehr nutzen. Doch für die Verkehrsbetriebe ist das Angebot eine zunehmend finanzielle Belastung. Deswegen treffen sich Montag die Verkehrsminister der Länder zu einer Sonderkonferenz, um über die Zukunft und Finanzierung des Tickets zu sprechen.
Mit einer Fahrkarte zu einem festen Monatspreis bundesweit Nah- und Regionalverkehr nutzen. Das ist die Idee hinter dem Deutschlandticket. Eingeführt zum 1. Mai 2023 für 49 Euro. Susanna Karawanskij, Thüringens Verkehrsministerin spricht von einem Erfolgsmodell.
"Ich denke, dass das Deutschlandticket, wenn man sich die Zahlen anschaut, nicht nur ein Erfolg beim Wechsel von Abonnenten von einem vorherigen Abo ist." Es seien dadurch auch viele Menschen auf den ÖPNV umgestiegen, erklärt Karawanskij.
Verkehrsverbund: Deutschlandticket nicht zu Ende gedacht
Christoph Heuing, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen teilt diese Meinung nicht voll und ganz. Der VMT ist der Zusammenschluss von 17 Verkehrsunternehmen. Bus, Straßenbahn und Bahn. Von Eisenach bis Jena.
"Das Deutschlandticket ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite schafft es Aufmerksamkeit für den Öffentlichen Nahverkehr. Ganz viele Menschen probieren Bus und Bahn aus, die das vorher nicht gemacht haben."
Das sei eine riesengroße Chance. Auf der anderen Seite sei das Deutschlandticket, so wie es jetzt organisiert und finanziert werde, noch lange nicht zu Ende gedacht, mahnt Heuing.
Kritik an Finanzierung
Bislang finanziert sich das 49-Euro-Ticket aus den Einnahmen durch den Verkauf und durch einen Zuschuss von Bund und Ländern von jeweils maximal 1,5 Milliarden Euro. Somit wären drei Milliarden Euro im System für die Verkehrsunternehmen. Viel Geld.
Für den Geschäftsführer des VMT ist ein "politisches Ticket okay. Auch ein politischer Preis ist okay. Aber es muss dann eben auch eine politische Finanzierung dazu geben." Diese Finanzierung decke im Moment nicht die Mindereinnahmen, die man mit dem Deutschlandticket habe.
Finanzierung des Deutschlandtickets bleibt Konflikt
Dem Verkehrsverbund Mittelthüringen fehlen derzeit etwa 50 Millionen Euro. Tendenz steigend. Denn die Ausgleichszahlungen von Bund und Land orientieren sich an den Fahrgastzahlen von 2019. Inzwischen fahren aber mehr Menschen mit Bus und Bahn.
Ein anderes Problem: Durch den Festpreis fehlen Gelder für Investitionen in Technik oder den Ausbau von Verbindungen. Die Thüringer Verkehrsministerin Susanna Karawanskij kennt die Sorgen, sieht aber vor allem den Bund in der Pflicht, mehr Geld für den ÖPNV bereitzustellen. "Da kann man sehr wohl auch mal über andere Privilegien diskutieren. Privilegien, wie wir es zum Beispiel beim Dienstwagen haben oder bei der Stromerzeugung oder eben auch bei der Strompreis-Subvention bei den Industrien."
Debatte um Erhöhung des Deutschlandtickets
Sie will für den Fortbestand des Deutschlandtickets für 49 Euro kämpfen. Dagegen spricht die Berechnung des Verkehrsministeriums in München. Die bayerischen Kollegen sehen die Finanzierungssicherheit für das Ticket gegeben ab 64 Euro monatlich. Karawanskij hält das für die Menschen als zu hoch.
Christoph Heuing, der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen begrüßt die bayerische Berechnung. "Ich glaube, alles was dazu geeignet ist, mehr reinzubringen, wird die Lage ein bisschen entspannen." Aber erstmal sollte die Lage der Haushalte von Bund und Ländern entspannt werden, erklärt er.
Übrigens: Um die finanzielle Lage der Verkehrsunternehmen dauerhaft zu entspannen, müsste das Deutschlandticket wesentlich teurer werden. Beim VMT haben sie es mal durchgerechnet und kommen auf einen Preis von 300 Euro im Monat.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 23. September 2024 | 06:17 Uhr