"Schneeballsystem" Geldanlage-Betrug mit angeblichen Mobilfunk-Verträgen

21. Januar 2023, 10:49 Uhr

Bei der Razzia vor zwei Wochen in mehreren Bundesländern ist es um einen größer angelegten Betrug mit angeblichen Mobilfunk-Verträgen gegangen. Anlegern wurden horrende Gewinne aus angeblichen Provisionsgeschäften versprochen. Der mutmaßliche Kopf dieses "Schneeballsystems" soll von Eichigt in Sachsen aus agiert haben.

Nach den Durchsuchungen und Festnahmen wegen sogenannter Schneeballgeschäfte vor gut zwei Wochen werden jetzt Details bekannt. Wie die Staatsanwaltschaft in Chemnitz auf Anfrage von MDR AKTUELL mitteilte, wohnte der Hauptbeschuldigte in Eichigt im Vogtland in Sachsen.

Durchsuchungen gab es demnach auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Festnahmen habe es in Eichigt und Zwickau in Sachsen, in Halle in Sachsen-Anhalt und Oberweißbach in Thüringen gegeben.

Ein weiterer Haftbefehl des Amtsgerichts Chemnitz sei in Fincken in Mecklenburg-Vorpommern vollstreckt worden, hieß es. Die insgesamt sechs Beschuldigten seien zwischen 34 Jahre und 60 Jahre alt und befanden sich Anfang dieser Woche nach wie vor in Untersuchungshaft.

Angebliche Mobilfunk-Verträge mit Großkunden

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz ermittelt wegen Betrugs in besonders schwerem Fall und wegen unerlaubter Bankgeschäfte. Die Beschuldigten sollen spätestens seit dem November 2021 gemeinsam ein sogenanntes Schneeballsystem mit verschiedenen Geldanlagen betrieben haben.

Nach den Angaben der Ermittler sammelten sie Geld von Anlegern in bar, durch Überweisungen und auch in Kryptowährungen ein und versprachen, es mit Aufschlägen von 50 und sogar bis zu 100 Prozent an die Anleger zurückzuzahlen.

Demnach behaupteten die Beschuldigten, Provisionsverträge mit Mobilfunkanbietern wie der Telekom zu haben, um Großkunden wie etwa die IG Metall, die Gewerkschaft der Polizei oder auch die AfD mit Mobilfunk-Karten zu günstigen Preisen zu versorgen. Die Anleger sollten angeblich den Abschluss der Verträge zwischenfinanzieren und aus späteren Provisionen der Mobilfunkanbieter die Rückzahlungen bekommen.

Tatsächlich aber gab es laut Staatsanwaltschaft keine Provisionsverträge. Auch seien bei den genannten Großkunden keine Ankäufe von Mobilfunk-Karten bekannt geworden. Vielmehr habe etwa die IG Metall eine Strafanzeige erstattet. Rückzahlungen an Anleger seien – wenn überhaupt – nur mit neu eingeworbenen Geldern weiterer Anleger erfolgt.

Weitere Angaben zu dem Fall, etwa wie viele Personen geschädigt worden sein sollen und zur Schadenshöhe, konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht machen. Die in Chemnitz laufenden Ermittlungen dauerten an.

Nach unbestätigten Berichten soll es in dem Fall um eine Schadenssumme von mehr als 100 Millionen Euro gehen. Zudem soll es eine Liste von Anlegern geben, die "Schwarzgeld" investiert haben könnten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat jedenfalls der rs systems+ GmbH weitere Geschäfte untersagt. Die Firma soll das seinerzeit ohne Erlaubnis betriebene Einlagengeschäft der bc connect GmbH weiter betrieben haben.

Quelle: MDR AKTUELL (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - das Sachsenradio | 11. Januar 2023 | 06:00 Uhr

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