Hörer machen Programm Warum es keine einheitlichen Akkus und Ladestecker bei E-Bikes gibt
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24. Februar 2023, 05:00 Uhr
Die Akkus und Ladeanschlüsse von E-Bikes sind oft unterschiedlich. MDR AKTUELL-Hörer Paul Sommer fragt sich, ob es nicht vieles für Händler und Kunden erleichtern würde, wenn es ein einheitliches System geben würde und warum es keine Standardisierung dabei gibt.
- Thorsten Kamin von Lucky Bike wünscht sich mehr Einheitlichkeit bei Akkus und Steckern, da so Elektroschrott vermieden werden kann.
- Es gibt Pläne, um markenübergreifend Ladegeräte von E-Bikes zu vereinheitlichen.
- Die Akkus von E-Bikes können nicht komplett vereinheitlicht werden, weil die Akkus verschiedenen Ansprüchen genügen müssen.
Die Auswahl an E-Bikes und Pedelecs, also elektrisch mittels Akku und Hilfsmotor betriebenen Fahrrädern, ist mittlerweile riesig. Der Markt boomt seit Jahren – für große Fahrradhändler ein gutes Geschäft.
Aber zumindest was die Akkus angehe, sei es tatsächlich auch ein sehr unübersichtliches Geschäft, bestätigt Thorsten Kamin, Marketingleiter von Lucky Bike. Es sei so, dass alle Hersteller unterschiedliche Systeme nutzten und einbauten. Diese seien zwar beim selben Hersteller in sich kompatibel und es gebe für alle Akkus die gleichen Ladegeräte und Stecker. Aber: "Es ist untereinander leider nicht kompatibel. Es wäre wünschenswert, dass es da eine Standardisierung geben würde. Es würde auch für uns als Fahrradhändler mit spezialisierten Mitarbeitern für die E-Bikes viele Dinge erleichtern, weil man nicht auf unterschiedlichste Systeme schulen müsste. Ganz abgesehen von den Nachhaltigkeitsgesichtspunkten", erklärt Kamin.
Weniger Elektroschrott durch Standardisierung
Einheitliche Standards würden auch den Kundinnen und Kunden helfen, sagt Kamin und zählt Beispiele auf: "Man kauft ein E-Bike und das geht nicht mehr. Man kauft das nächste und kann den Akku behalten, wenn die Größe passt und in das andere Rad einsetzen. Oder man hat einen zweiten Akku und braucht auch kein neues Ladegerät. Man kann das alte Ladegerät verwenden, vielleicht auch an einem anderen Fahrrad von einem anderen Hersteller."
Das würde viele Dinge erleichtern, findet Kamin und wohl auch weniger Elektroschrott verursachen. Würde – tut es aktuell aber nicht. Noch nicht, sagt Christian Eckert vom Verband der Elektro- und Digitalindustrie: "Beim Thema Laden können wir beobachten, dass es durchaus Überlegungen gibt, branchenübergreifend oder markenübergreifend Lösungen zu finden, damit man mit jedem Akku das gleiche Ladegerät nutzen kann."
EU pocht auf einheitlichere Lösungen
Bei den Akkus selbst sieht Eckert hingegen weniger Spielraum, alles zu vereinheitlichen: "Was den Akku an sich angeht, ist es so, dass es je nach Einsatzgebiet – also Citybike oder Mountainbike – ganz verschiedene Bauformen gibt, auch ganz verschiedene Ansprüche. Entsprechend ist auch das Design der Akkus sehr unterschiedlich und auch die Bauformen. Da sehen wir eher keine Vereinheitlichung, weil es darauf hinausläuft, dass die Akkus ganz verschiedenen Ansprüchen genügen müssen."
Verschiedene Experten schreiben auf Nachfrage, dass die EU schon 2010 die Industrie aufgefordert habe, harmonisierte, also einheitlichere Lösungen zu finden. Dafür laufen nun in gut zwei Jahren die Übergangsfristen ab. Die Hersteller sollten bis dahin reagieren. Denn das zeigen die Antworten auch: Nur so könnten wertvolle Ressourcen in Zukunft massiv eingespart werden und alle Beteiligten ihre jeweilige Infrastruktur effektiver aufeinander abstimmen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Februar 2023 | 06:00 Uhr