Der Redakteur | 05.11.2024 Wie gefährlich ist die Strahlung, die von Bluetooth-In-Ear-Kopfhörern ausgeht?
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06. November 2024, 13:12 Uhr
Bluetooth, WLAN, Handystrahlen – diese Technologien liegen von der Frequenz her sehr dicht beieinander und die Mikrowelle ist auch in der Nähe. Gesundheitliche Bedenken gab es von Anfang an, wobei uns die Wissenschaft mittlerweile beruhigen kann.
Entwarnung vom Bundesamt für Strahlenschutz
Für das Bundesamt für Strahlenschutz ist die Datenlage eindeutig. Bluetooth-Kopfhörer können bedenkenlos verwendet werden, auch von Kindern. Ähnlich verhält es sich mit den anderen Geräten, die von den genutzten Frequenzbereichen her "Nachbarn" von Bluetooth sind.
Unterschiedlich sind allerdings die Leistungswerte. Bluetooth ist für den Nahbereich gedacht und am schwächsten ausgelegt, WLAN muss das ganze Haus erreichen oder mindestens die Wohnung, während es die Leistung des Handys bis zum Mobilfunkmast in einigen Kilometern Abstand schaffen muss. Und die Mikrowelle, die richtig viel Leistung braucht, bleibt bitte im Betrieb geschlossen.
Wenn das CE-Zeichen drauf ist, sind die Regularien eingehalten und die Oma kann die Kopfhörer bedenkenlos kaufen und den Enkeln schenken.
Bluetooth hat drei Klassen, die die Sendeleistung beschreiben. Die Kopfhörer sind üblicherweise im Bereich der Klasse drei unterwegs, das ist die mit der schwächsten Leistung und sei aus wissenschaftlicher Sicht unbedenklich, erklärt Martin Rothe vom Bundesamt für Strahlenschutz: "Wenn das CE-Zeichen drauf ist, sind die Regularien eingehalten und die Oma kann die Kopfhörer bedenkenlos kaufen und den Enkeln schenken."
Studien zu Gesundheitsgefahren durch Strahlung
Auch wenn die wissenschaftliche Datenlage eigentlich die Bedenken zerstreuen könnten, bleibt die Skepsis bei vielen Menschen bestehen. Manche reagieren empfindlich auf elektrische Felder, es muss da also etwas sein, das auf den menschlichen Organismus über die messbare Gewebe-Erwärmung hinaus wirkt.
Diese Fragestellungen fließen seit Jahren schon in die Bewertungen des Bundesamtes ein, werden in Studien erforscht, genauso wie die Hypothesen aus den Anfängen des Mobilfunkzeitalters bezüglich einer möglichen Tumorgefahr im Kopf. Auch hier verweist Martin Rothe auf die Studienlage. Demnach sei die gefürchtete Zunahme dieser Erkrankungen ausgeblieben: "Wenn wir epidemiologisch genau draufgucken, dann sehen wir eben nicht, dass die Zahl der Tumore durch die Handynutzung beeinflusst wurde."
Was ist eigentlich die "Handystrahlung"?
Um die Technologien zu verstehen, tauchen wir etwas in die Physik ein. Wir finden dort ein Strahlungsspektrum, das bei der Röntgenstrahlung und ihren Verwandten anfängt. Das sind elektromagnetische Wellen oberhalb des ultravioletten Lichts. Röntgenstrahlung und UV-Licht eint, dass sie zu den ionisierenden Strahlungen gehören, die übrigens auch von radioaktiven Stoffen ausgeht. Diese Strahlung ist in der Lage, die Elektronen aus Atomen oder Molekülen zu entfernen und unsere DNA zu verändern. Das ist erwiesenermaßen gefährlich.
Bewegen wir uns jedoch im Strahlenspektrum weiter nach links, verlieren die dort "sitzenden" Strahlungen diese Fähigkeit. Zunächst finden wir dort unser sichtbares Licht, über das wir uns angstfrei freuen können. Rücken wir noch weiter nach links und damit noch weiter weg von Röntgen, folgen alle unsere hinlänglich bekannten Wellen von UKW bis Bluetooth. Diese Strahlen sehen wir dann nicht mehr, also werden wir wieder kritischer…
Was hat das alles mit Bratkartoffeln zu tun?
Kritisch zu bleiben und vorsichtig, das ist ganz sicher nie verkehrt. Dass wir es mit den Handys übertreiben und unseren Kindern oft viel zu früh und unvorbereitet das Internet überlassen, das ist hinlänglich diskutiert und für die Wissenschaftler des Bundesamtes für Strahlenschutz das eigentliche Problem.
Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass neue Fragestellungen zu bisher nicht erkannten Problemen führen könnten. So wie vor einigen Jahren bei unseren Bratkartoffeln. Plötzlich gerieten sie in Verruf wegen des Stoffes Acrylamid und mit ihnen Pommes und Backwaren. Es wurden wegen der Erkenntnisse die Zubereitungstemperaturen herabgesetzt beziehungsweise Rezepte angepasst. Damit wollte man den Stoff, der als krebserregend identifiziert wurde, aus unseren Nahrungsmitteln heraushalten. So sind jedenfalls nun die Vorgaben für die Lebensmittelindustrie. Etwas eigenartig ist allerdings, dass wir bei den Bratkartoffeln zu Hause genauso nachlässig sind wie früher.
MDR (dvs, dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 05. November 2024 | 16:40 Uhr