Patientin bei Augenuntersuchung durch den Augenarzt, Karlsbad, Tschechien.
Vorsorge beim Augenarzt steht für viele Menschen nicht an erster Stelle - dabei könnten viele Krankheiten gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Bildrechte: imago images / imagebroker

Der Redakteur | 09.04.2025 Star, OP und Vorsorge: Möglichkeiten und Grenzen moderner Augenheilkunde

09. April 2025, 15:10 Uhr

Vorsorgetermine beim Zahnarzt sind fast Routine, beim Frauenarzt ebenso und dann kommt schon viel "Man müsste mal…" Doch auch auf die Augen sollte man ein Auge haben. Denn viele Erkrankungen sind - frühzeitig erkannt - therapierbar.

Der graue Star ist eine der häufigsten Ursachen für Sehbeeinträchtigungen im Alter. Er ist spürbar und mit einer Routineoperation reparabel. Bei der Operation wird der trübe Linsenkern entfernt - oft mittels Ultraschall oder spezieller Zerkleinerungstechniken - und durch eine moderne, faltbare Intraokularlinse ersetzt, die in den Kapselsack implantiert wird. Diese Technik ermöglicht minimale Schnitte (zum Teil nur 2,2 mm) und führt in der Regel zu einem stabilen, dauerhaften Erfolg.

Diese Operation zählt zu den sichersten Eingriffen in der Augenheilkunde - in 97 bis 98 Prozent der Fälle erreichen wir einen idealen Verlauf.

Prof. Dr. med. Hans Hoerauf Direktor Augenklinik Uni Göttingen

In der Regel muss sich der Patient entscheiden, ob er künftig in der Ferne oder in der Nähe ohne Brille scharf sehen möchte. Zwar gibt es auch schon Linsen, die beides können, aber die Entscheidung für eine Variante ist in der Regel die bessere Wahl.

Abgesehen davon ist diese "Kassenlösung" besser als ihr Ruf, sagt Prof. Hoerauf, heißt: sie ist richtig gut. Für die behandelnden Ärzte ist zudem die Operation ein freudiges Ereignis, sie erleben zufriedene Patienten, die oft bereits am nächsten Tag eine deutliche Verbesserung spüren. Beim Grünen Star hingegen lässt sich das kommende Unheil nur ausbremsen.

Eine Patientin bei einer Augenuntersuchung. 33 min
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Grauer Star, Grüner Star und Makula-Degeneration: Prof. Hans Hoerauf Direktor der Augenklinik der Uniklinik Göttingen erklärt die drei der häufigsten Augenleiden im Alter und was man dagegen tun kann oder sollte.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 08.04.2025 15:20Uhr 32:58 min

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Grüner Star - Das stille Risiko

Der Grüne Star, auch als Glaukom bekannt, gehört zu den heimtückischsten Augenleiden: Anders als der Graue Star wird er oft erst spät entdeckt, da Veränderungen zunächst unbemerkt bleiben, selbst, wenn der Augeninnendruck im Normalbereich liegt.

Prof. Dr. Hoerauf verweist auch darauf, dass der Druck lediglich ein Risikofaktor ist und dessen Messung allein nicht ausreicht, um die Erkrankung zu diagnostizieren. Entscheidend sei die genaue Begutachtung des Sehnervs und die regelmäßige Durchführung von Gesichtsfeldtests - vor allem bei Risikopatienten wie kurzsichtigen Menschen oder solchen mit einer familiären Glaukomvorgeschichte.

Der Augeninnendruck ist ein Risikofaktor, den wir senken können - aber die wahre Warnung liegt oft in den unauffälligen, schleichenden Veränderungen des Sehnervs.

Prof. Dr. med. Hans Hoerauf Direktor Augenklinik Uni Göttingen

Augenarzt öffnet das Auge eines Patienten
Glaukom-Untersuchung Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Da das Fortschreiten oft asymptomatisch verläuft, ist eine präzise Diagnose essenziell. Moderne Diagnoseverfahren, wie die Messung der Nervenfaserdicke, ermöglichen es, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende therapeutische Maßnahmen einzuleiten. So kann der Sehverlust - sofern frühzeitig erkannt - weitgehend gestoppt werden.

Makula-Degeneration - Früh erkennen und (be)handeln

Die altersbedingte Makula-Degeneration betrifft den zentralen Bereich der Netzhaut. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für den Verlust des scharfen Sehens. Auf einer Stelle von wenigen Millimetern Durchmesser sind die meisten Sehzellen platziert. Sie sorgen dafür, dass wir scharf und farbig sehen können. Unterschieden wird zwischen der trockenen und der feuchten Form der Rückbildung.

Die frühzeitige Erkennung ermöglicht den Einsatz von therapeutischen Maßnahmen, etwa regelmäßigen Injektionen gegen die feuchte Makula-Degeneration, die dazu beitragen, den weiteren Verlust des Sehvermögens zu verhindern. Besonders Risikopatienten, wie Diabetiker oder Personen mit familiärer Vorbelastung, sollten häufiger kontrolliert werden.

Zwei Personen sitzen vor technischen Geräten.
Bei der Makula-Degeneration ist ein zentraler Bereich der Netzhaut betroffen. Hier wird ein Patient auf diese Erkrankung untersucht. Bildrechte: IMAGO / BSIP

Für den Erhalt des Sehvermögens ist das frühzeitige Erkennen der Makula-Degeneration von entscheidender Bedeutung - so können wir rechtzeitig intervenieren und den Verlust der zentralen Sehkraft bremsen.

Prof. Dr. med. Hans Hoerauf Direktor Augenklinik Uni Göttingen

Eine Operation, wie sie beispielsweise bei der Entfernung des Grauen Stars durchgeführt wird, ist bei der Makula-Degeneration nicht möglich, da der Prozess hier in der zentralen Netzhaut verankert ist und sich nicht durch einen chirurgischen Austausch einer Struktur beheben lässt. Die Therapie bei feuchter Makula-Degeneration besteht daher in regelmäßigen medikamentösen Eingriffen, die helfen, die Flüssigkeitseinlagerungen zu kontrollieren und somit den Sehverlust zu stabilisieren.

Was sind echte Notfälle am Auge?

Prof. Hoerauf ist eine dem Schlaganfall ähnliche Problematik wichtig. Wer plötzlich auf einem Auge nichts mehr sieht, sollte schnellstens in die Notaufnahme. Zwar zeigen Studien, dass ein Augeninfarkt weniger als eine Person von 100.000 Einwohnern betrifft, aber für die ist schnelles Handeln entscheidend.

Völliger Ausfall eines Auges oder ein Schatten auf dem kompletten Auge sind Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten. Wer innerhalb von maximal vier bis fünf Stunden behandelt wird, hat gute Chancen, das Augenlicht zu behalten. Wie beim "richtigen" Schlaganfall auch müssen die Arterienverschlüsse schnell beseitigt werden.

Ähnlich akut ist eine Netzhautablösung. Sie äußert sich durch plötzliches Wahrnehmen von Rußregen, erklärt Prof. Hoerauf. Also: Wie Schneefall, nur dunkel. Eine schnelle Untersuchung und gegebenenfalls ein chirurgischer Eingriff sind hier essentiell. Zumeist harmlos ist die sogenannte Augenmigräne. Bei flimmernden Lichtern oder vorübergehenden Sehstörungen sollte eine Abklärung erfolgen, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.

Welche Vorsorge ist sinnvoll?

Die regelmäßige Vorsorge, ermöglicht es, viele augenmedizinische Erkrankungen zu kontrollieren und das Sehvermögen über Jahre hinweg stabil zu halten.

  • Ab dem 40. Lebensjahr: Bei Risikopatienten oder bereits bestehenden Sehproblemen (Kurzsichtigkeit) sollten regelmäßige Untersuchungen (alle zwei Jahre) erfolgen. Wenn es familiäre Vorerkrankungen gibt (Grüne Star) auch schon früher.
  • Ab dem 60. Lebensjahr: Auch ohne Beschwerden sind regelmäßige Besuche beim Augenarzt wichtig, da mit steigendem Alter das Risiko für Glaukom und Makula-Degeneration zunimmt.

Ein Mann reibt sich die Augen.
Ab 60 Jahren sollte man auch ohne Probleme regelmäßig alle zwei Jahre zum Augenarzt. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 09. April 2025 | 16:40 Uhr

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