Tipps von Ernährungs- und Sportmedizinerin Schlank werden mit einem gesunden Darm: Wie das Mikrobiom beim Abnehmen hilft
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14. Februar 2023, 09:10 Uhr
Nur ein Bruchteil der Diätwilligen hält dauerhaft das Traumgewicht. Die Ernährungs- und Sportmedizinerin Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann sieht den Grund hierfür in der Einheitsdiät, dabei habe jeder Mensch ein individuelles Gewichtsprofil und individuelle Figurkiller. Die Professorin für Gesundheitsförderung erklärt das mit dem Mikrobiom, der Gesamtheit aller Mikroben in und auf unserem Körper. Der mit Abstand größte Teil unseres Mikrobioms befinde sich im Darm - und könne beim Abnehmen helfen.
MDR um 4: Kann ich das Mikrobiom auf "schlank" programmieren?
Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann: Es ist möglich, das Mikrobiom so zu programmieren, dass es beim Abnehmen hilft. Ein paar Wochen Geduld sollte man aber haben. Das Mikrobiom ist kein wendiges Rennboot, dass auf jedes Manöver schnell reagiert, sondern eher ein behäbiger Tanker, der etwas Zeit braucht, um zu wenden.
Was ist ein Mikrobiom? Das Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroben in und auf unserem Körper. Mikroben oder Mikroorganismen können zum Beispiel Bakterien oder Viren sein.
Was muss ich dafür tun?
Unsere Keime im Darm haben viel Appetit auf Ballaststoffe, das Lieblingsessen des Mikrobioms im Darm sind Präbiotika, also unverdauliche Kohlehydrate, die durch die Darmmikroben verarbeitet werden können.
Wo stecken denn diese Präbiotika drin?
Zahlreiche Lebensmittel haben probiotische Wirkungen. Viele sind auf unseren Tischen aber noch eher unüblich. Pastinaken zum Beispiel, Topinambur oder Maniokwurzel. Aber auch viele gängige Lebensmittel liefern Präbiotika, zum Beispiel Haferflocken, Äpfel, Bohnen, Leinsamen, sogar Kaffee.
Kaffee hilft beim Abnehmen?
Ja, tatsächlich in vielfältiger Weise. Seine sekundären Pflanzenstoffe können zum Beispiel die Vielfältigkeit der guten Darmbakterien fördern. Natürlich kommt es - wie in allen Fällen - auf das Maß an.
Mit all dem programmiere ich mein Mikrobiom im Darm auf schlank?
Man kann eine Diät außerdem durch probiotische Bakterien unterstützen. Hier müssen es aber die Richtigen sein. Studien haben hier positive Effekte für bestimmte Bakteriengruppen belegt. Durch gezielte Ernährung können wir diese unterstützen. Bifidokeime werden zum Beispiel gefördert durch grünen Tee, Granatapfelkerne oder Blaubeeren, aber auch durch Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fisch, Leinöl oder Rapsöl stecken.
Wie weiß ich den, ob mein Darmmikrobiom konkret Nachhilfe braucht?
Am besten überprüft jeder seinen Lebensstil. Esse ich ballaststoffarm und fettreich und bewege mich wenig, dann schädigt das das Biotop im Darm. Auch eine Darmreinigung ist ein starker Eingriff. Wenn sie sich gar nicht vermeiden lässt, zum Beispiel vor einem medizinischen Eingriff, muss die Darmflora unbedingt im Anschluss gezielt wieder aufgebaut werden. Es gibt auch bei einigen Ärzten die Möglichkeit, den Stand des Mikrobioms prüfen zu lassen. Eine Kassenleistung ist es aber nicht.
Das Gespräch führte Annett Meltschack für MDR um 4.
Unsere Expertin
Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann
ist Medizinerin und Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Sie erforscht unter anderem die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Darmbakterien und Gesundheit.
Michaela Axt-Gadermann: "Der Abnehmkompass - Diäthürden überwinden und dauerhaft abnehmen"
Südwest Verlag
336 Seiten, mit ca. 60 farbigen Abbildungen
erschienen am 14. Dezember 2022
Preis: 22 Euro
ISBN: 978-3-517-10096-8
MDR (sib)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 13. Februar 2023 | 17:00 Uhr