Ratgeber Reisen mit Hund, Katze & Co.
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08. August 2024, 23:14 Uhr
Jedes Jahr stehen dieselben Überlegungen an: Was mache ich mit meinem Tier während des Urlaubs? Sollte ich es mitnehmen oder daheim lassen? Dazu hat Verhaltstherapeut Dr. Ronald Lindner einige Tipps.
Vor Reisebeginn sollten Tierbesitzer...
...eine Entscheidung über die Mitnahme des jeweiligen Haustieres oder dem Verbleib daheim einige Wochen und Monate vor Reisebeginn treffen.
...bedenken, dass Kleintiere, Vögel, Fische, Reptilien und auch Katzen in der Regel daheim stressfreier untergebracht sind.
...bei ihrer Entscheidung bedenken, dass Hunde hingegen obligat soziale Wesen sind und auch im Urlaub möglichst ihre Familie auf Reisen begleiten wollen.
...wissen, dass Tiere aus Bequemlichkeit, o.ä. Gründen ins Tierheim abzugeben oder gar auszusetzen, einen eklatanten Verstoß gegen geltende Tierschutzbestimmungen darstellt.
Wenn das Tier zu Hause bleibt
Wird das Tier zu Hause betreut, sollte dies nur durch Vertrauenspersonen erfolgen, die über eine gewisse Erfahrung im Umgang mit der jeweiligen Tierart verfügen.
Eine detaillierte Einweisung in Haltung, Ernährung und Pflege sollte bereits einige Wochen vor Reisebeginn erfolgen, wobei einige Testläufe (Wochenende) von Vorteil sind, in denen sich Tier und Betreuer kennenlernen können. Wichtig dabei sind auch das Wissen des Betreuers um bestimmte Rituale, Gewohnheiten und gegebenenfalls Kommandos, um so die eigentlichen Tierbesitzer möglichst optimal zu vertreten.
Es sollte eine Alternative geben, für den Fall, dass der Betreuer selbst erkrankt oder die Pflege seines Schützlings nicht mehr wahrnehmen kann.
Bei Tieren mit der Notwendigkeit einer regelmäßigen Verabreichung von Medikamenten, sollten diese in ausreichender Menge vorhanden sein und die Betreuer über das Prozedere der Anwendung genau instruiert werden. Generell sollten die Anschrift und Telefonnummer des Haustierarztes und gegebenenfalls Impfausweise und sonstige das Tier betreffende Unterlagen dem Betreuer übergeben werden.
Für den Notfall ist es empfehlenswert, dass der Besitzer dem Betreuer die Ferienanschrift und gegebenenfalls die Mobilfunknummer, unter der er erreichbar ist, bekannt gibt
1. Kleintiere (Meerschweinchen, Vögel, Reptilien, Kaninchen, u.ä.) zu Hause:
- Es ist in der Regel für diese Tierarten günstiger, dass die Versorgung zu Hause erfolgt.
- Hitze, ungewohnte Umgebung, Lärm, Transport, u.v.m. bedeuten für diese Tiere während der Urlaubsfahrt ein Vielfaches an Stress.
- Extrem wichtig ist es besonders im Hochsommer, dass die betreuenden Personen insbesondere bei Käfigtieren darauf achten, dass die Tiere nicht permanenter Sonneneinstrahlung ausgesetzt und dass die Wasserschalen immer gefüllt sind, denn die häufigste Todesursache bei Kleinnagern ist der sogenannte Hitzschlag.
- Alternativen zur Betreuung zu Hause wären das Verbringen der Tiere und ihrer Käfige in die Territorien der Betreuerpersonen, in Tierpensionen und Zoofachgeschäften.
2. Zierfische zu Hause:
- Zierfische können relativ problemlos längere Zeit allein gelassen werden. Die Absicherung der Fütterung und des Lichtmanagements erfolgt über Futterautomat und Zeitschaltuhr.
- Dennoch sollte eine eingewiesene Vertrauensperson aller drei Tage kontrollieren, ob Filter und Heizung funktionieren.
- Wichtig für den Sommer ist es, dass zu starke Sonneneinstrahlung auf das Becken verhindert werden soll, um ein rasches Verdunsten des Wassers und ein ungehemmtes Algenwachstum zu vermeiden.
- Bei pflegeintensiveren Fischen sind unter Umständen Zoofachgeschäfte nach Absprache bereit, die Aquarien in den Wohnungen der Kunden zu versorgen.
3. Katzen zu Hause:
- Katzen sind sozusagen freiwillig soziale Wesen, die es in der Regel eher bevorzugen, in ihrer gewohnten Umgebung zu verbleiben, als dass sie mit auf Reisen gehen.
- Selbst die Unterbringung in einer Katzenpension will wohlüberlegt sein, und ist besonders für solitär lebende Indoor-Katzen (einzeln lebende Wohnungskatzen), die keinen oder nur unzureichenden Kontakt mit Artgenossen kennen, meist mit erheblichem Stress verbunden (fremde Umgebung, Gerüche, Geräusche, Artgenossen, u.v.m.), welcher nicht selten zu unerwünschten Verhaltensauffälligkeiten (übermäßiges Lecken und Kratzen des Fells verbunden mit massivem Haarausfall, Unsauberkeit, Stereotypien, Aggressionen, u.ä.) nach Rückkehr in das gewohnte Umfeld führt.
- Optimal scheint die Betreuung daheim, wobei der katzenkundige Betreuer 1-2x täglich die Katze in ihrem Umfeld versorgt (Fütterung, Toilettenmanagement, Streicheleinheiten, ritualisierte Spiele, u.a.). Ein ruhiges und entspanntes Kontaktieren der Katze durch den Betreuer mit der Möglichkeit der geruchlichen Prüfung beim Betreten der Wohnung durch die Katze wäre dabei hilfreich.
4. Hunde:
Es gibt ab und an Gründe, die es unter Umständen nötig machen, dass der Hund nicht mit auf Reisen geht (lange Flugreisen, bestimmte Einfuhrbestimmungen, Quarantäne, u.ä.). Deshalb kann es nötig werden, den Hund in private oder gewerbliche Obhut zu geben. Dann sollte einige Wochen vor Reisebeginn das passieren:
- Begutachtung der Örtlichkeiten und Einschätzung der Qualifikation der Betreuungsperson, sowie "Probelauf" für ein längeres Wochenende
- Abstimmen, ob Hund in sozialen Gruppen/Rudelhaltung (mit Artgenossen und/oder Menschen) oder in Einzelhaltung (mit Menschen) betreut werden sollte
- Mitteilung über Lebensgewohnheiten (Rituale), Verhaltenseigenheiten, Kommandosprache, Adresse des Haustierarztes
- Konsultation des Haustierarztes (betreffs Impfung, Entwurmung, Zeckenprophylaxe)
- Abgabe von ausreichender Menge eigenen Futters, Decke, Spielzeug, Futter- und Trinkschale, gegebenenfalls Medikamente
Wie ist das mit dem Hund auf Reisen?
Wenn der Hund mit in den Urlaub kommen soll, ist es wichtig, dass die Auswahl des Reiseziels hundegerecht ist. Dazu zählen zum Beispiel Wandern, Schwimmen und Regionen, die nicht extrem heiß sind. Außerdem sollte man vorher klären, ob in der Reiseunterkunft (Hotel, Pensionen, Bauernhof, Campingplatz, u.a.) der Aufenthalt mit Hunden erlaubt ist und ob mein Hund ohne Probleme im Hotelzimmer allein bleiben kann. Zudem sollte der Haustierarzt ca. sechs Monate vor Reisebeginn konsultiert werden, um über Themen wie Einreisebestimmungen, EU-Ausweis, Chip-Kennzeichnung, Sonderbestimmungen, Impfungen, Entwurmung, Floh- und Zeckenprophylaxe, Zusammenstellung einer Reiseapotheke, Beratung über Reisekrankheiten und deren Prophylaxe u.v.m. zu sprechen.
Der Hund und sein Reisegepäck
Geht ein Hund auf Reisen, sollte der Halter folgende Dinge mitführen:
- EU-Ausweis, Einreiseformulare, Dokumente, Chip und Adresshalsband
- Reiseapotheke, Adresse und Telefonnummer des Haustierarztes
- Mitnahme von ausreichender Menge eigenen Futters, Wasser, Decke, Spielzeug, Futter- und Trinkschale, gegebenenfalls Medikamente
Worauf sollte ich mit dem Hund im Flugzeug achten?
- Es sollten nur kleine Hunde (5-6 Kilogramm) im Passagierraum verbleiben.
- Größere Hunde werden im Frachtraum in Spezialboxen untergebracht. Dann sollte man sich fragen, ob sich der Aufwand und der Stress für den Hund (Lärm, Kälte, Enge, kein Kontakt zu Besitzer über Stunden, Entfernung zum Heimatort, Dauer des Fluges, Stresstoleranz des Hundes, Dauer der Reise) lohnen.
- Vor dem Reiseantritt mit Airlines sollte man abklären, ob man sich eine solche Box ausleihen und seinen Hund daheim habituieren (das heißt, an diese Box gewöhnen) kann.
Wenn der Hund im Auto mitreist...
... sollte der Halter das mit dem Tier vorher "üben".
...sollten ein bis zwei Stunden Fahrpausen (für Exploration, Harn- und Kotabsatz, Wasser) erfolgen.
...sollte das Tier angemessen gesichert werden (Brustgeschirr und Anschnallgurt auf der Rückbank; Kofferraum und Schutzgitter im "Kombi-Fahrzeug"). Wichtig: Keine Fahrten mit ungesichertem Hund (zum Beispiel auf dem Schoß des Beifahrers).
...sollte das Tier vor starker Sonneneinstrahlung geschützt werden.
...sollte das Tier möglichst keiner Zugluft ausgesetzt sein (Gefahr von Lidbindehautentzündungen).
Das gehört in die Reiseapotheke
Verbandsmaterial:
- Watte, Kompressen, Co-Flex-Binde, Jodsalbe, Gewebeklebeband/Schuh
Desinfektion:
- Hautdesinfektionsmittel
Verletzung des Bewegungsapparats:
- Schmerzmittel
Magen-Darm-Infekt:
- Diätfutter, Präbiotikum, Antibrechmittel, Säureblocker
Augenverletzung:
- antibiotische Augensalbe ohne Kortison
Sonstiges:
- Fieberthermometer, Pinzette, Zeckenzange, Schere/Krallenschere, Taschenlampe, Nummer/Adresse eines ortsansässigen Tierarztes
Befragen Sie hierzu Ihren Tierarzt.
Darf ich "Fundtiere" mitnehmen?
Zunächst sollte man vor Ort einen Tierarzt aufsuchen und sich über die entsprechenden Ein- und Ausreisebestimmungen informieren.
Vor der Mitnahme eines gefundenen Tiere sollte man sich immer über die Beweggründe seiner "Tierliebe" im Klaren sein und sich bewusst machen, ob ein tatsächlicher Tatbestand der angewandten oder drohenden Quälerei von Tieren vor Ort (physisches Strafen, Massentötungen u.ä.) vorliegt, oder ob beispielsweise der territoriale Wechsel der "Strandhunde" aus dem südlichen Europa mit der dortigen Möglichkeit des artgemäßen permanenten Freilaufes im Rudel unter Artgenossen in die hiesige urbane Welt mit all den für die Tiere ungewohnten Restriktionen (Leinenpflicht, beschränkte soziale Kontakte, u.v.m.) eine wirkliche Verbesserung ihrer Lebensqualität bedeutet.
Quelle: MDR
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Tierarztsprechstunde | 07. August 2024 | 11:10 Uhr