Bluthochdruck Was Sie gegen hohen Blutdruck tun können
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02. Februar 2023, 10:12 Uhr
Bluthochdruck ist in Deutschland eine Volkskrankheit. Nicht immer wird dieser beim Hausarzt entdeckt. Das kann gefährlich sein, denn Bluthochdruck ist die Hauptursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zu Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen können. Deshalb gibt es Empfehlungen, wie oft Sie zu Hause messen sollten. Gesundheitsexperte Dr. Thomas Dietz erklärt, wie Sie einen hohen Blutdruck erkennen und senken können.
Warum Bluthochdruck gefährlich ist
Durch Bluthochdruck werden die Gefäße verändert. Ihre Wände werden dicker und rauer, der Innenraum enger. Ablagerungen können sich dort schneller festsetzen. Besonders gefährlich ist das für die Funktion der Nieren und für die Versorgung von Herz und Gehirn. Nierenschäden, Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz drohen. Muss das Herz ständig gegen den hohen Druck anpumpen, lässt irgendwann seine Leistung nach. Die Folge: Herzschwäche.
Das Tückische dabei ist, dass der Bluthochdruck meist unbemerkt schon über Jahre Schäden angerichtet hat, wenn die Diagnose gestellt wird.
Vor allem Gehirn und Augen, Herz und Nieren werden früh geschädigt. Heilen lässt sich die Krankheit nicht, aber einen hohen Blutdruck kann man senken.
Wer betroffen ist
Bluthochdruck ist alters- und geschlechtsabhängig: Je älter wir werden, umso höher wird meist auch der Blutdruck. Bis zum 60. Lebensjahr betrifft Bluthochdruck mehr Männer als Frauen. Danach kehrt sich das Verhältnis um. Dann übersteigt die Zahl der Frauen mit Bluthochdruck die Zahl der Männer. Ursache dafür ist wahrscheinlich eine Hormonumstellung in den Wechseljahren.
Deshalb ist eine frühzeitige Therapie wichtig. Meist gelingt es mit einer Ernährungsumstellung, einer Gewichtsreduktion, mehr Bewegung oder auch Meditation und Achtsamkeitsübungen, die hohen Werte etwas zu senken. Reicht das allein nicht aus, werden blutdrucksenkende Medikamente verschrieben.
Mögliche Symptome
Symptome treten meist erst auf, wenn sich der Bluthochdruck bereits an den Organen ausgewirkt hat. Auftreten können:
- Schwindel und Ohrensausen
- Schweißausbrüche
- Nasenbluten
- Sehstörungen
- Herzrasen
- Druck-/Engegefühl in der Herzgegend
- Kopfschmerzen
- Nervosität, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen
- Erektionsstörungen
Risikofaktoren
Sie können Ihr Risiko senken, Bluthochdruck zu bekommen. Folgende Punkte gelten als Risikofaktoren:
- Übergewicht verändert die Kreislaufregulation und belastet damit die Gefäße
- Bewegungsmangel stellt den Stoffwechsel ungünstig ein
- Stress verengt die Gefäße
- Östrogene (weibliche Geschlechtshormone), z.B. durch Einnahme der Antibaby-Pille, können den Blutdruck erhöhen
- Rauchen führt zur Gefäßverengung
- hoher Salzkonsum regt den Körper durch Botenstoffe dazu an, die Gefäße stärker zu verengen
Ziel der Bluthochdruckbehandlung muss sein, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzerkrankungen, Schlaganfall oder Nierenversagen zu senken. Um dies zu erreichen, müssen meist mehrere Medikamente miteinander kombiniert eingenommen werden. Bei leicht erhöhtem Bluthochdruck geht es auch ohne Medikamente.
Hoher Blutdruck versteckt sich oft
Bei älteren Patientinnen und Patienten gehört das Blutdruckmessen oft zum Routine-Check beim Hausarzt oder bei der Hausärztin. Doch auch jüngere Menschen haben immer häufiger zu hohe Werte und besonders bei ihnen kann der Bluthochdruck über viele Jahre unentdeckt bleiben. Die Gefahr: Hoher Blutdruck macht keine Beschwerden - ganz im Gegenteil. Anders als bei zu niedrigem Blutdruck fühlen sich die Patientinnen und Patienten lange Zeit sehr wohl, da erhöhte Blutdruckwerte eher aufputschen und munter machen.
Blutdruck richtig messen
Man sollte immer zur selben Zeit morgens und abends messen, dabei morgens vor der Einnahme blutdrucksenkender Mittel. Vor jeder Messung sollte man ein paar Minuten zur Ruhe kommen und auch körperliche Aktivitäten vor der Messung vermeiden. Beim Messen nicht bewegen, reden oder sich ablenken lassen. Die Blutdruckmanschette muss sich auf Herzhöhe befinden, vor allem bei Handgelenksgeräten darauf achten. Die Messergebnisse sollte man mit Datum und Uhrzeit in einem Blutdruckpass dokumentieren, damit der Arzt oder die Ärztin sich einen Überblick über die Werte verschaffen kann.
Bei der Blutdruckmessung werden immer zwei Werte gemessen. Der obere, der systolische Wert, entspricht dem Blutdruck beim Auswurf des Blutes aus der sich zusammenziehenden linken Herzkammer. Danach erschlafft der Herzmuskel und der Druck fällt auf den unteren, den diastolischen Wert ab, bis die linke Herzkammer sich wieder mit Blut füllt und der Herzmuskel sich wieder zusammenzieht.
systolisch (mmHg) | diastolisch (mmHg) | |
---|---|---|
Optimal | 120 | 80 |
Normal | 120-129 | 80-84 |
Hochnormal | 130-139 | 85-89 |
Hypertonie Grad 1 | 140-159 | 90-99 |
Hypertonie Grad 2 | 160-179 | 100-109 |
Hypertonie Grad 3 | ab 180 | ab 110 |
Empfehlungen zum regelmäßigen Blutdruckmessen
Viele kennen den sogenannten "Weißkittelhochdruck": Man geht zum Arzttermin, ist etwas aufgeregt und schon steigen die Werte. Ein weniger beachtetes und stark unterschätztes Risiko ist der sogenannte "maskierte" Bluthochdruck. Bei ihm sind die Werte beim Messen in der Arztpraxis völlig normal, dafür aber zu Hause erhöht, ohne dass man es selbst bemerkt. Deshalb haben sich die medizinischen Leitlinien zur Messung in den vergangenen Jahren geändert. Empfohlen wird inzwischen, auch zu Hause häufiger den Blutdruck zu messen.
Pro Monat sollte immer eine ganze Woche gemessen werden, also durchgehend an sieben Tagen jeweils früh und abends, möglichst immer zur selben Uhrzeit und ganz in Ruhe. Wichtig: alle Werte notieren! Der durchschnittliche Blutdruckwert sollte nicht höher sein als 135/85 mmHg. Wird dieser durchschnittliche Wochenwert überschritten, sollte man sich an seine Hausärztin oder seinen Hausarzt wenden. Ein Wert zwischen 140-159/90-99 mmHg gilt als leicht erhöht (siehe Tabelle).
Am besten zum Messen geeignet sind Oberarmmessgeräte, die es von verschiedenen Herstellern zu kaufen gibt. Handgelenkmessgeräte werden nicht empfohlen, da bei ihnen die Werte meist ungenauer sind. Bei einigen Messgeräten kann man sich die Werte auch auf dem Smartphone speichern oder sogar an den Arzt oder die Ärztin schicken. Die häusliche Messung gilt insgesamt als zuverlässiger als die Praxismessung, weil sie einen größeren Zeitraum abdeckt.
Den Blutdruck auf natürliche Weise senken
Tipp 1: Durch regelmäßige Bewegung wird auch das Übergewicht reduziert und so der Blutdruck gesenkt. Mit einem durchdachten Sportprogramm ist bei Bluthochdruck eine Verringerung der Werte um etwa 5 bis 10 mm Hg möglich.
Tipp 2: Auf die Ernährung achten! Weniger Fleisch und Wurst essen. Die tägliche Kochsalzzufuhr sollte auf unter sechs Gramm verringert werden. Statt Salz lieber mit ausgewählten Gewürzen und frischen Kräutern die Speisen lecker würzen. Walnüsse, Mandeln, Olivenöl, Petersilie, dunkle Schokolade, Hibiskus-Tee, Grüner Tee, roter Traubensaft und Rote-Beete-Saft senken den Blutdruck.
Tipp 3: Wenig oder gar keinen Alkohol trinken. Alkohol kann ab bestimmten Mengen den Blutdruck erhöhen. Männer sollten pro Tag nicht mehr als 20 g Alkohol trinken, Frauen sollten nicht mehr als 10 g Alkohol zu sich nehmen.
Tipp 4: Mit dem Rauchen aufhören! Denn Nikotin hat eine gefäßverengende Wirkung, die den Blutdruck steigen lässt.
Tipp 5: Stress abbauen! Hektik, Zeitdruck und Ärger treiben den Blutdruck in die Höhe. Es ist sinnvoll, spezielle Übungen zu erlernen, die bei der Entspannung helfen, zum Beispiel autogenes Training, Tai-Chi, Yoga und Atemtechniken.
Tipp 6: Wasser kann als Anwendung helfen, den Blutdruck zu senken. Denn Wasser reizt die Haut und diese Reize wirken auf den ganzen Körper. Arterien werden elastischer und der Körper trainiert.
Zwei Wasser-Anwendungen vorgestellt
- Für den Knie-Wechselguss sollte der Duschkopf abgeschraubt werden, denn es soll gegossen und nicht geduscht werden. Zuerst warmes Wasser (36-38 Grad Celsius) von unten nach oben langsam über das Bein laufen lassen. Das weitet die Blutgefäße, dadurch sinkt der Blutdruck. Dann die gleiche Prozedur mit kaltem Wasser (unter 18 Grad Celsius). Durch die Kälte verengen sich die Gefäße und der Blutdruck steigt. Das Wasser muss so lange über das Bein plätschern, bis die Kälte durchgedrungen ist. Jetzt dasselbe noch einmal von vorn: erst warm, dann kalt. Dieser Wechsel trainiert die Elastizität der Arterien. Und am Schluss die Füße warm einpacken.
- Ein Arm-Bad, zum Beispiel im Waschbecken, hat einen ähnlichen Effekt: 30 Sekunden die Arme in kaltes Wasser tauchen. Dann Oberkörper warm anziehen!
Besonders wichtig bei den Wasseranwendungen ist die Ruhe danach. Einfach mal 30 Minuten entspannen, dann kann sich der Körper von den Wasserreizen erholen.
Dieser Beitrag wurde zuerst im Jahr 2021 veröffentlicht.
MDR (rr,lk)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 02. Februar 2023 | 17:00 Uhr