Der Redakteur | 20.02.2023 Wie und wo funktioniert der Online-Personalausweis?

Zehn Jahre ist der Ausweis eines Erwachsenen gültig und seit 2010 gibt es die Online-Funktion. Das bedeutet: Alle Ausweise, die noch nicht abgelaufen sind, können online genutzt werden. Auch künftig zum Zulassen eines Autos. Das Freischalten der Funktion geht einfacher als so vieles andere bei der Digitalisierung Deutschlands.

Manchmal hilft der Blick nach draußen. Während unser Bundeskabinett also vor einigen Tagen den Weg freigemacht hat für eine Online-Zulassung unserer Autos, könnte man auf die Frage stellen, was das eigentlich soll. Schließlich braucht man trotzdem ein analoges Nummernschild. Doch der eine oder andere Weg wird damit trotzdem überflüssig und im Wartburgkreis kann man das sogar schon ausprobieren.

Was andere Länder online schon veranstalten, lässt uns mitunter staunend zurück. Ein begeisterter MDR THÜRINGEN-Hörer aus Schweden ist jedenfalls am Polarkreis schon ziemlich digital unterwegs. Innerhalb weniger Sekunden ist per Handy-App ein Auto zugelassen und abgemeldet. Gleich mit Versicherung. Das heißt: Man bezahlt auch nur, wenn man fährt.

Autos online Zulassen? In Schweden ist das problemlos möglich. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Wer mehrere Autos hat, sagen wir ein geländegängiges für den Tiefschnee und ein Cabrio für den kurzen schwedischen Sommer, der kann morgens aus dem Fenster schauen und mal kurz das Auto anmelden, das zum Wetter passt. Oder der Handwerksbetrieb mit mehreren Fahrzeugen: Ein Mitarbeiter ist krank oder im Urlaub? Dann wird das Auto eben abgemeldet, das spart Steuern und Versicherung. In 30s ist das erledigt, einschließlich Handy aus der Tasche nehmen. So kann es auch gehen.

Neben dem Ausweis wird ein Lesegerät benötigt. Das war einst für viele der Grund, die Online-Funktion erst einmal nicht zu beantragen oder freizuschalten. Doch das Lesegerät ist heute das Handy, wenn es die NFC-Funktion hat. Bei den meisten Handys ist das Standard. Es ist übrigens die gleiche Technologie wie die des kontaktlosen Bezahlens mit der EC-Karte im Supermarkt. Die Abwahl der Online-Funktion beim Ausweis ist übrigens 2017 abgeschafft worden, das heißt: Jeder Ausweis kann es automatisch, wenn es der Inhaber denn nutzen will.

Dazu im Playstore bzw. Appstore die Ausweisapp2 herunterladen. Diese hat übrigens das gleiche kleine blau-grüne Logo wie der Ausweis selbst. Die für die Einrichtung nötige 5stellige Transport-PIN gibt es per "Rubbellos" zum Ausweis dazu. Man wählt dann eine 6stellige PIN, die man sich merken kann. Fertig.

Die Verbindung zur App wird über die besagte NFC-Funktion hergestellt, Handy drauf auf den Ausweis, PIN eingeben und los geht es. Wer keinen PIN-Brief mehr hat, der kann seine PIN unproblematisch bei der Ausweisstelle von Stadt oder Landkreis einrichten lassen, kostenlos und sofort, wenn es denn einen Termin gibt.

Viele Dienstleistungen, bei denen man sich Online ausweisen kann, ziehen Formulare nach sich, die man nicht am Handy ausfüllen möchte. Deshalb kann man auch am PC oder Notebook die Ausweisapp2 herunterladen und installieren. Das Handy wird trotzdem als Lesegerät gebraucht, es muss nur im gleichen Netzwerk registriert sein wie der Rechner.

Die App bedient sich an der selben Technologie wie die des kontaktlosen Bezahlens. Bildrechte: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Das wird in der Regel schon dadurch erreicht, dass beide Geräte am gleichen Router hängen, egal ob über Kabel oder W-LAN. Also: PC im Netzwerk, Handy über mobile Daten im Internet, das funktioniert nicht. Beide Geräte, bzw. die beiden Ausweisapps auf den Geräten koppeln sich automatisch, wenn alles in Ordnung ist. Auch hier hilft die Ausweisapp fleißig mit. "Wenn Sie ihren neuen Ausweis abholen oder sich Ihre PIN holen, bekommen Sie ein kleines Heftchen mit, da steht alles drin." so Stefanie Hofmann, Mitarbeiterin Bürgerbüro Weimar.

Die Zahl der Nutzungsszenarien ist noch recht übersichtlich. Hier zeigt sich überdeutlich, welche digitale Wüste unsere Behördenlandschaft doch noch ist. Bei der Bundesagentur für Arbeit funktioniert das Ausweisen schon, bei der Registrierung für ELSTER auch, BAföG lässt sich beantragen, die Einsicht in die Stasiakte ist möglich, ein Führungszeugnis kann man bekommen, für Auskünfte aus dem Gewerberegister und auch beim Portal der Rentenversicherung kann man sich anmelden.

Man erspart sich auch den Weg zur Post beim Postident-Verfahren, wenn man zum Beispiel ein Konto eröffnen will. Bei ersten Krankenkassen funktioniert bereits die Identifizierung für die elektronische Patientenakte. Auch bei anderen Versicherungen kann man sich online ausweisen. Und wer wissen möchte, wie viele Punkte er in Flensburg hat, kann das hier einsehen.

MDR (ask)