Luftverkehr Fliegen europäische Airlines wieder über Belarus?
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21. Februar 2023, 05:00 Uhr
2021 hatte das belarussische Militär ein Flugzeug der Ryanair zur Notlandung gezwungen, um einen regimekritischen Blogger zu verhaften. Als Reaktion hatten europäische Airlines aufgehört, Belarus zu überfliegen oder dort zu landen. Eine MDR AKTUELL Hörerin berichtet, dass sie auf ihrer Flugzeug-App sehen könne, dass wieder Flugzeuge aus der EU Belarus überfliegen. Sie fragt sich, wie das sein kann und ob die Reaktion der Airlines nur zeitweise war.
- Derzeit würden keine europäischen Fluglinien über Belarus fliegen, sagt ein Abgeordneter des EU-Parlaments.
- Andere Länder dagegen fliegen weiterhin über Belarus.
- Belarus zu umfliegen, kostet die europäischen Fluggesellschaften zwar Geld, doch diese Kosten seien "nicht so dramatisch", so der EU-Abgeordnete.
FlightRadar24 heißt die Seite, auf der man alle Flugzeuge beobachten kann, die rund um den Globus unterwegs sind. Über Europa sieht diese Karte aus wie ein wuseliger Bienenstock. Über Belarus klafft dagegen ein riesiges Loch.
Keine Flüge aus Europa über Belarus
Nach dem Vorfall 2021 habe die EU an die Fluggesellschaften appelliert, das Land zu meiden, erklärt Elmar Giemulla, Honorarprofessor für Luftrecht an der Technischen Universität Berlin. "Das tun die auch, die halten sich seitdem daran. Das heißt, ganz Europa hat jetzt sozusagen Belarus aus dem Luftverkehr rausgenommen."
Die beiden größten deutschen Airlines Lufthansa und Condor bestätigen das auf Nachfrage schriftlich. Ebenso Michael Gahler, außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament. "Ich kann nicht bestätigen, dass europäische Fluglinien wieder über Belarus fliegen."
Andere Länder fliegen weiter über Belarus
Trotzdem zeigt der Flugradar auch Maschinen über Belarus an. Gahler sagt dazu: "Arabische, indische, türkische und chinesische Fluggesellschaften fliegen munter weiter über den Luftraum über Russland und Weißrussland in die EU – das gilt auch für Fracht und Passagiere – und Türken und Araber haben ihre Frequenzen nach Moskau und weitere Ziele sogar erhöht."
Selbst Maschinen aus Europa können über Belarus auftauchen, fügt Luftrechtsexperte Giemulla hinzu: zum Beispiel Privatflugzeuge, die Geschäftsleute für ihre Zwecke chartern. Oder wenn ein Pilot oder eine Pilotin von der geplanten Route abweichen und den belarussischen Luftraum streifen muss, zum Beispiel wegen Wetterproblemen oder um Sprit zu sparen. Das seien aber Einzelfälle.
Kosten für europäische Fluggesellschaften "nicht so dramatisch"
Für die europäischen Fluggesellschaften bleibt Belarus eine freiwillige Sperrzone. Das wirke sich aber kaum negativ aus. "Flugrouten, die natürlich auch nach Effektivität geplant werden, da wird Belarus rausgenommen. Das sind natürlich Kosten, die dadurch entstehen, Spritkosten und auch gewisse Zeitverzögerungen, die in Kauf genommen werden. Die sind aber nicht so dramatisch, weil das Land nicht so riesig ist und Möglichkeiten, das Land zu umfliegen, gegeben sind."
Belarus treffe das dagegen schwer: Die Überfluggebühren fallen weg und der Handel ist stark eingeschränkt. Das Land warte darauf, wieder an das internationale Luftverkehrsnetz angeschlossen zu werden, so Giemulla. Allerdings ist er sich sicher, dass das in absehbarer Zeit nicht passieren wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Februar 2023 | 06:00 Uhr