Stefan Simon (l-r), Direktor des Rathgen-Forschungslabors, Friederike Gräfin von Brühl, Rechtsanwältin der Stiftung Schloss Friedenstein, Knut Kreuch, Oberbürgermeister von Gotha (Thüringen) und stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, und Tobias Pfeifer-Helke, Stiftungsdirektor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, stehen bei einer Pressekonferenz zur Rückführung von fünf gestohlenen Gemälden in die Stiftung vor den wieder aufgetauchten Gemälden. 1 min
Knut Kreuch (Mitte), Oberbürgermeister von Gotha, Martin Hoernes (2.v.r), Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung und Tobias Pfeifer-Helke (1. v. r.), Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha präsentieren die wieder erhaltenen Gemälde bei einer Pressekonferenz. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
1 min

Schloss Friedenstein-Stiftungsdirektor Martin Hoernes über den Stand fünf Jahre nach Rückkehr der gestohlenen Kunstwerke. Was hat sich getan?

MDR KULTUR - Das Radio Mo 20.01.2025 08:40Uhr 00:37 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/west-thueringen/gotha/kunstraub-gotha-hoernes-audio-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Schloss Friedenstein Gotha: Mehr Ansehen für Kunstmuseum nach Rückkehr wertvoller Gemälde

20. Januar 2025, 03:00 Uhr

Fünf wertvolle Gemälde aus der Zeit um Renaissance und Barock waren seit einem aufsehenerregenden Kunstdiebstahl von Schloss Friedenstein Ende der 1970er-Jahre verschwunden. 40 Jahre später – im Jahr 2019 – kehrten die Werke nach geheimen Verhandlungen mit einer Erbengemeinschaft nach Gotha zurück. Der Rückkauf der Bilder sorgte damals für Schlagzeilen. Aber konnte das Kunstmuseum von der Aufmerksamkeit profitieren?

Der Fall gilt als einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle der Nachkriegsgeschichte. Am 14. Dezember 1979 wurden fünf wertvolle Renaissance- und Barock-Gemälde von ihren Plätzen im Schloss Friedenstein entwendet. Erst vier Jahrzehnte später, nämlich Ende 2019, tauchen die Bilder wieder auf und kehren schließlich zurück – nach langen und geheimen Verhandlungen mit den zwischenzeitlichen Besitzern.

"Heilige Katherina" von Hans Holbein dem Älteren von 1509/1510.
Eines der gestohlenen Bilder: "Heilige Katharina", gemalt von Hans Holbein dem Älteren zwischen 1509 und 1510. Bildrechte: MDR/ Stiftung Schloss Friedenstein

Die fünf Gemälde, die 1979 entwendet worden sind, stammen aus der Zeit zwischen 16. und 18. Jahrhundert und wurden von Malern wie Hans Holbein dem Älteren, Anthonis van Dyck oder Frans Hals angefertigt. Inzwischen werden die Bilder in einer Sonderschau auf Schloss Friedenstein ausgestellt. Fünf Jahre nach Rückkehr der Kunstschätze fragt MDR KULTUR nach, was sich seitdem verändert hat und ob die wiedergewonnenen Exponate dem Museum einen Aufschwung gebracht haben.

Kein Besuchermagnet

Einen Ansturm nach Gotha haben die fünf gestohlenen Bilder nicht ausgelöst, das belegen die Besucherzahlen des Schloss Friedenstein. 2016 hatten noch über 200.000 Menschen die Kunstsammlungen besucht, während 2022 noch etwa 143.000 Besucher nach Friedenstein kamen.

Luftbild Schloss Friedenstein in Gotha
Schloss Friedenstein beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow

Allerdings dürfte das gedämpfte Interesse am Kunstmuseum nicht zuletzt auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen seien. Zudem befindet sich das Schloss zurzeit in Sanierungsmaßnahmen und Teile der Anlage sind nicht zugänglich.

Knut Kreuch, Gothas Oberbürgermeister, sieht auch einen Mangel an Interesse bei überregionalen Medien: Die Stadt habe schlicht keine Mittel für eine großangelegte Werbekampagne, die Gotha als Tourismus-Standort etablieren könnte. "Es braucht, bevor Reiseunternehmen sich Gotha erschließen, manchmal vier, fünf Jahre, bevor die da sind. Und in der Zeit muss man immer wieder mit hochkarätigen Ausstellungen für Furore sorgen", so Kreuch.

Knut Kreuch
Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Allerdings habe die Rückkehr der Bilder und die damit verbundene Sonderschau auch einen positiven Einfluss auf die Stadtgesellschaft entfaltet und für mehr Selbstwertgefühl und Zufriedenheit unter den Gothaern gesorgt, beobachtet Kreuch.

Neues Standing unter Kunstkennern

Wenngleich keine Besuchermassen nach Gotha strömten, sorgte die Rückkehr der Kunstwerke doch für deutlich mehr Aufmerksamkeit für Schloss Friedenstein unter Kunstkennern.

Das weiß auch Martin Hoernes, der Generalsekretär der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, der damals den Rückkauf der Bilder finanziell ermöglichte: "Gotha hat eben mittlerweile einen ganz anderen Klang als vorher. Weil man eben weiß, da ist wirklich ein Bestand, den wir teilweise nicht kennen und der auch noch darauf wartet, darauf zurückzuführen." Hoernes spielt darauf an, dass die Sammlungen des Schloss Friedenstein im vergangenen Jahrhundert extreme Verluste erlitten haben, etwa durch Kriegsentziehungen oder durch Entziehung durch die Fürstenfamilie Sachsen-Coburg und Gotha.

Mehr über den Kunst-Krimi im Podcast hören

"Brustbild eines unbekannten Herrn mit Hut und Handschuhen" von Frans Hals. 24 min
Bildrechte: MDR/Stiftung Schloss Friedenstein

Große Museen entdecken Friedenstein

Der Kunst-Krimi machte Gotha für viele Kunstkenner zum Begriff – und er sorgte auch für mehr Interesse seitens anderer Museen und Kunsthäuser. "Wir sind mit unseren Objekten national und auch international unterwegs", resümiert Tobias Pfeifer-Helke, der die Stiftung Friedenstein leitet. So seien etwa Werke von Hans Holbein dem Älteren gefragt.

Immer öfter erhalten er und sein Team Leihanfragen von hochkarätigen Museen. "Also daran sieht man sehr schön, dass auch die Fachwelt wahrnimmt, dass wir ein Standort sind mit einem sehr bedeutenden Kunstmuseum", so Pfeifer-Helke.

Spektakulärer Kriminalfall

Der Diebstahl der Bilder im Jahr 1979 gilt als schwerwiegendster Kunstraub in der Geschichte der DDR. Der Einbrecher gelangte wohl mittels Steigeisen über ein Regenfallrohr in das Museum. Eine kürzlich eingebaute Alarmanlage war zu diesem Zeitpunkt nicht in Betrieb. Die DDR-Behörden – auch die Ermittler des Ministeriums für Staatssicherheit – tappten im Dunkeln. 40 Jahre lang bleibt der Verbleib der Bilder unklar.

Der Raum im Schlossmuseum, aus dem die Gemälde gestohlen wurden.
Archivbild des Tatortes: Aus diesem Raum auf Schloss Friedenstein wurden die Bilder 1979 entwendet. Bildrechte: MDR/BStU

Dann Ende 2019 die überraschende Wende: Nach langwierigen Geheimverhandlungen zwischen der Erbengemeinschaft und deren Anwalt sowie der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha und der Ernst von Siemens Stiftung wurden die Werke schließlich zurück gegeben und anschließend einer umfassenden Restauration unterzogen.

Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Redaktionelle Bearbeitung: tis

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. Januar 2025 | 08:40 Uhr

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen

Karnevalisten in Aktion 1 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
1 min 19.01.2025 | 20:01 Uhr

Eingeladen hatte der Frankenheimer Karnevals Club. Die Gäste erlebten 23 Bilder zu verschiedenen Themen. Der Umzug findet alle fünf Jahre statt.

MDR FERNSEHEN So 19.01.2025 19:19Uhr 00:18 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/schmalkalden-meiningen/karnevals-umzug-frankenheim-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
niedergelegte Kränze 1 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
1 min 19.01.2025 | 19:55 Uhr

Die Partei Die Linke gedachte der bekannten Vertreter der Arbeiterbewegung. Luxemburg und Liebknecht kämpften für Solidarität, gegen Militarismus und Krieg, so Dirk Möller von den Linken.

MDR FERNSEHEN So 19.01.2025 19:13Uhr 00:26 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/luxemburg-liebknecht-gedenken100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video