Blick auf die hölzerne Statue eines Bischofs mit einem Bild einer historischen Landschaftsszene im Hintergrund. 4 min
Die große Landesausstellung in Thüringen versucht die Stimmung vor 500 Jahren einzufangen. Mehr im Audio von Mareike Wiemann. Bildrechte: Tino Sieland
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Am Freitagabend eröffnet in Mühlhausen die Landesausstellung "Freiheyt 2025" über den Bauernkrieg vor 500 Jahren. MDR KULTUR-Landeskorrespondentin Mareike Wiemann konnte schon einen Blick darauf werfen.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 25.04.2025 13:12Uhr 03:42 min

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"Freiheyt 1525" Landesausstellung in Mühlhausen: den Bauernkrieg erleben

25. April 2025, 14:45 Uhr

Am Freitagabend wird in Mühlhausen die große Landesausstellung zu 500 Jahren Bauernkrieg eröffnet. An drei Orten in Mühlhausen werden verschiedene Aspekte des Lebens der damaligen Zeit gezeigt. Das Publikum soll so ohne viel Text einen Verständnis für die Situation der Aufständischen verstehen. Das Land Thüringen will mit der Ausstellung auch den Tourismus im Norden des Freistaats beleben.

Nach jahrelanger Vorbereitung wird am Freitagabend die große Landesausstellung zu 500 Jahren Bauernkrieg unter dem Titel "Freiheyt 1525" in Mühlhausen eröffnet. Wie die Mühlhausener Museen mitteilen, umfasst die gesamte Ausstellungsfläche 1.500 Quadratmeter. Darum gelten die Tickets auch für zwei Tage, um den Interessierten genug Zeit zu geben. In den drei Ausstellungsorten werden nicht nur die rund 400 historischen Objekte in Vitrinen ausgestellt, sondern vielmehr in Szene gesetzt.

Denn am Anfang stand die Frage, wie man sich dem Jahr 1525 nähert, also einer Gesellschaft, die ganz anders funktionierte als die heutige. "Die Herausforderung war ja, zu erläutern: Wer waren diese Bauern und was hatten die für ein Problem? Warum machen die Aufstand?", erklärt Susanne Kimmig-Völkner, Direktorin der Mühlhäuser Museen, die zentralen Fragen für ihr Team.

Zum Ausklappen: Hintergründe zum Bauernkrieg

Der Bauernkrieg meint einen Aufruhr im süd- und mitteldeutschen Raum in den Jahren 1524 und 1525. Die Aufständischen entstammten zu großen Teilen der ländlichen Bevölkerung. Sie wollten eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erreichen, etwa durch die Verminderung von Abgaben und die Wiederbelebung alter Rechte. Auf erfolglose Verhandlungen folgten Plünderungszüge in Klöstern und Burgen, eine verstärkte Bewaffnung und vielfältige Bedrohungen. Der Aufruhr wurde von den Fürsten blutig niedergeschlagen. Eine genaue Zahl der Toten auf der Seite der Aufständischen ist nicht überliefert – es werden etwa 70.000 Opfer angenommen.

Bäuerliche Jahreszeiten in Mühlhausener Kirche

Gelöst haben die Mühlhäuser Museen diese Herausforderungen, indem sie keine reine "Kriegsausstellung" gestaltet haben, sondern vielmehr an drei Standorten ein breites Panorama aufziehen. So geht es in der Marienkirche um das damalige bäuerliche Leben. Vier abstrakte kleine Häuser sind in die riesige gotische Kirche hineingebaut worden. In ihnen kann man das bäuerliche Jahr erleben, von Frühling bis Winter. Ausgestellt werden Hausrat wie hölzernes Geschirr, Münzen oder historische Dokumente.

Marienkirche am Obermarkt, Aussenansicht
Die Marienkirche ist einer der drei Ausstellungsorte der Landesausstellung in Mühlhausen. Bildrechte: imago/Karina Hessland

"Wir haben zum Beispiel Fischerei-Ordnungen", erzählt Susanne Kimmig-Völkner. Darin sei geregelt gewesen, wie viele Fische gefangen werden durften und zu welchen Konditionen der Fang verkauft werden durfte. "Das war genau reglementiert. Und gegen sowas gab es ja dann den Aufstand", so Kimmig-Völkner.

Ausstellung wie ein Theaterstück

Erdrückende Vorgaben wie diese konnten am Ende ein Leben in Armut verursachen – das wird in der Marienkirche deutlich. Aber nicht, weil sich ein Text an den nächsten reiht: Bei der Landesausstellung habe man bewusst versucht, ein Erlebnis zu schaffen.

"Uns war es auch wichtig, dass man eine Dramaturgie hat", sagt Eva Kaluza vom Ausstellungsgestalter Ö-Konzept. Das Publikum soll beim Besuch das Gefühl haben, durch einen Film oder ein Theaterstück zu laufen. Die Menschen werden "dann so kreuz und quer bis ans Ende des Jahres und auch wieder rausgeführt."

Blick in einen Ausstellungsraum mit Kanonen, großen Karten und einem Aufsteller einer historischen Persönlichkeit.
In der Kornmarktkirche werden auch Waffen präsentiert. Bildrechte: Tino Sieland

Der nächste Ausstellungsort ist die Kornmarktkirche. Dort werden wichtige Ereignisse rund um den Bauernkrieg erzählt – mit vielen historischen Waffen, aber auch anhand von zentralen Personen. Thomas Müntzer ist natürlich dabei, genauso wie Paul Dolnstein von der Gegenseite. Als einzige Frau wird Ottilie von Gersen vorgestellt.

Es ist von der Informationsdichte bewusst sparsam gehalten, damit man eben die wesentlichen Dinge mitnimmt.

Ausstellungsdesignerin Eva Kaluza, Ökonzept

Erbe der Bauernkriege im Kulturhistorischen Museum

Die Ausstellungen in Marien- und Kornmarktkirche zeigen sich reduziert: "Es ist von der Informationsdichte bewusst sparsam gehalten, damit man eben die wesentlichen Dinge mitnimmt", sagt Eva Kaluza zum Konzept. "Und uns war auch wichtig, dass man mit Bildern rausgeht aus der Ausstellung."

Im Kulturhistorischen Museum, dem dritten Teil, gibt es dann aber doch viel zu lesen. Dort geht es um die Rezeptionsgeschichte des Bauernkriegs: um die Verunglimpfung der Bauern direkt nach den Aufständen, um die Neuentdeckung zur Zeit des Vormärz oder um die Müntzer-Vereinnahmung in der DDR. In diesem Teil der Ausstellung gibt es durchaus Text zu lesen und viele Objekte zu entdecken – von wertvoll bis kurios.

Blick auf drei große Marionetten in einer Ausstellungsvitrine.
Wie in den folgenden Jahrhunderte vom Bauernkrieg erzählt wurde, können Interessierte im Kulturhistorischen Museum Mühlhausen erfahren. Bildrechte: Tino Sieland

So kann man etwa in die Planungen zum Festumzug anlässlich von 450 Jahren Bauernkrieg in Mühlhausen eintauchen. Der sei minutiös geplant gewesen mit einem Drehbuch, erzählt Susanne Kimmig-Völkner: "Und es gab zu diesem schriftlichen Drehbuch Zeichnungen, die dann zeigen, wie sich die einzelnen Gruppen anzuordnen hatten. Das waren Schülergruppen, Militär und eben als Bauern verkleidete Leute."

Mehr Interesse für Thüringen wecken

Ein Stück Lokalgeschichte lässt sich im Kulturhistorischen Museum erleben – und doch betont Kimmig-Völker: Der Anspruch der Landesausstellung ist es, überregional die Geschichte der damaligen Aufstände zu erzählen.

Thüringens Kulturminister Christian Tischner hofft auf positive Auswirkungen der Landesausstellung zum Bauernkrieg. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag vor der Eröffnung sagte Tischner, mit der Schau wolle man den Blick weg von den klassischen Kulturzielen wie Weimar und Wartburg hin nach Nordthüringen richten: "Wir hoffen auf einen erheblichen Effekt in den ländlichen Regionen." Diese Ausstellung sei ein Impuls, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich und touristisch, so Tischner weiter.

Besucher besichtigen das Bauernkriegspanorama im Panorama Museum in Bad Frankenhausen.
Besucher besichtigen das Bauernkriegspanorama im Panorama Museum in Bad Frankenhausen. Bildrechte: picture alliance / Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa | Martin Schutt

Landesausstellung in Bad Frankenhausen eröffnet im Mai

Der zweite Teil des Landesausstellung im Panorama Museum in Bad Frankenhausen wird am 10. Mai eröffnet. Museumsdirektor Gerd Lindner verwies bei der Pressekonferenz auf die Erfahrungen des Lutherjahres 2017: "Damals kamen einerseits mehr Besucher in die Museen, andererseits konnte ein Thema ganz neu platziert und ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt werden." Dies erhoffe er sich nun auch beim Thema Bauernkrieg.

Informationen zur Ausstellung

Thüringer Landesausstellung 2025: "Freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg"
Vom 26. April bis 19. Oktober 2025 in den Mühlhäuser Museen

Adressen:
Marienkirche/Müntzergedenkstätte
Bei der Marienkirche
99974 Mühlhausen

Bauernkriegsmuseum Kornmarktkirche
Kornmarkt
99974 Mühlhausen

Kulturhistorisches Museum
Kristanplatz 7
99974 Mühlhausen

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, von 10 bis 17 Uhr

Ausstellung im im Panorama Museum Bad Frankenhausen wird am 10. Mai 2025 eröffnet.

Quelle: MDR KULTUR (Mareike Wiemann), Zweckverband Mühlhäuser Museen; redaktionelle Bearbeitung: td, tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. April 2025 | 07:10 Uhr

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