Bonhoeffer-Gedenkjahr Chorprojekt in Weimar erinnert an Widerstandskämpfer gegen die Nazis

• In Erinnerung an den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer ist ein internationales Chorprojekt entstanden.
• Die Komponisten konnten wählen, in welcher Sprache sie schreiben – auch Bonhoeffer-Texte in der Sprache der neuseeländischen Maori sind zu hören. 
• Die deutschen Erstaufführungen finden an Orten statt, die mit dem Martyrium des Pfarrers durch die Nazis verbunden sind.

Ein internationales Chorprojekt erinnert am Samstag in Weimar an den evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). Anlässlich seines 80. Todestages führen das Leipziger Vokalquintett Ensemble Nobiles und der Gewandhauschor Leipzig unter der Leitung von Gregor Meyer fünf neue Werke auf. Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hat die Theologin Margot Käßmann übernommen.

"Wir beschäftigen uns gern mit Menschen, die auch Lichtgestalten sind und ein wenig in Vergessenheit geraten oder anders als es einem vielleicht lieb ist, verwendet werden", erklärt der Initiator und Tenorsänger Paul Heller, der mit seinem Vokalensemble Nobiles auch selbst bei dem Projekt dabei ist. "Es war wirklich schön zu sehen, wie international bekannt er auch ist in aller Welt."

Alle Motetten der Messe "Dietrich B. 80" seien Vertonungen von Bonhoeffer-Texten, sagt Paul Heller, "Texte, die er in der Haft geschrieben hat und die wir den einzelnen Ordinariumsteilen Kyrie und Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei zugeordnet haben." Bonhoeffers Texte sind keine leichte Kost, vermitteln aber dennoch Hoffnung, "eine beeindruckende Positivität, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Situation er war", so Heller.

Die Komponisten konnten selbst entscheiden, welche Sprache sie für die Motetten verwenden. Neben lateinischen, deutschen und englischen Messeteilen sind Bonhoeffers Texte erstmalig in der Sprache der neuseeländischen Maori zu hören. Die neben Heller beteiligten fünf Komponisten kommen aus den USA, aus Großbritannien, Australien und Neuseeland.

Ursprünglich sollten sie gemeinsam ein Werk zu Ehren Bonhoeffers erschaffen. Die Idee wurde jedoch aufgrund der Erfahrung aus vergleichbaren Projekten verworfen, so Heller weiter: "Deswegen haben wir beschlossen, dass diese fünf Motetten von diesen fünf Komponierenden geschaffen werden sollen und dass ich dann im Anschluss eine Messe drumherum baue, die das Ganze miteinander verbindet."

Die deutschen Erstaufführungen finden an Orten statt, die mit dem Martyrium Bonhoeffers verbunden sind: in Weimar und in Weiden in der Oberpfalz. Weimar steht als Station für das nahe gelegene Konzentrationslager Buchenwald. Dorthin ist Bonhoeffer nach seiner Berliner Haftzeit deportiert worden. In der KZ Gedenkstätte Flossenbürg nahe Weiden wurde er schließlich 1945 hingerichtet.

Nach diesen Aufführungen mit dem Ensemble Nobiles und dem Gewandhauschor folgt vom 6. bis 11. Mai das Internationale Bonhoeffer-Festival "Dietrich B. 80" in Leipzig. Geplant sind unter anderem Vorträge, Lesungen und Seminare sowie weitere Konzerte. Das Publikum habe die Möglichkeit, "sich intensiv mit dem Thema und auch der Tagesaktualität dieser Texte, dieser Thesen, zu Ethik und Demokratieverständnis zu beschäftigen", so Heller.

Finanzielle Unterstützung habe das Projekt von den Städten Leipzig und Weimar, sowie vom Goethe-Institut bekommen, dafür sei man angesichts der "mehr als dürftigen" Förderlage sehr dankbar. Das Festival in Leipzig im Mai werde aktuell noch aus privater Tasche gestemmt, dafür suche man weiterhin nach Unterstützung.

Quelle: MDR Thüringen (Ulrich Böhme), klassik heute, Redaktionelle Bearbeitung: lm, lk, sg