Nach Millionengeschenk Theater Naumburg bezieht neue Spielstätte
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25. April 2025, 03:00 Uhr
Das kleinste Stadttheater Deutschlands bekommt eine neue Heimat. In Naumburg wird am Freitag nach knapp dreijähriger Bauzeit das neue Theaterhaus im alten Schlachthof der Stadt eingeweiht. Neben einem großen Saal bietet das Theater nun auch eine Studiobühne, eine Galerie und eine Open-Air-Spielstätte. In Zeiten klammer Kassen sprechen viele vom "Wunder von Naumburg".
- Trotz eines relativ kleinen Budgets kann das Theater Naumburg nach drei Jahren Bauzeit seine neue Spielstätte einweihen.
- Das neue Haus bietet viele Nutzungsmöglichkeiten.
- Intendant Stefan Neugebauer will es auch für andere Veranstaltungsformate wie klassische Konzerte oder Tanztheater öffnen.
Wunder gibt es immer wieder, nun sogar eins in Naumburg. Jedenfalls redet Stefan Neugebauer, der Intendant des hier ansässigen kleinsten Stadttheaters Deutschlands, gerne vom "Wunder von Naumburg", wenn er die Geschichte des neuen Theatergebäudes erzählt. Das ist eigentlich ein alter Schlachthof und war bis vor kurzem noch eine leerstehende Industrieruine. Doch dann ereignete sich das erste Wunder.
Ein Geschenk für Naumburg – Dürrenmatt lässt grüßen
"Wir hatten das große Glück, so ein bisschen wie bei Dürrenmatts 'Besuch der alten Dame', dass eine alte Dame der Stadt Naumburg eine Million vermacht hat für ein kulturelles Denkmal", erinnert sich Stefan Neugebauer, der damals mit seinem gerade mal elfköpfigen Theaterteam – nur vier davon sind Schauspieler – in einem baufälligen alten Gasthof zuhause war. Hier herrschte dringender Handlungsbedarf, andererseits hatte die besagte alte Dame der Stadt ihr Millionengeschenk ja mit einem klaren Verwendungszweck versehen.
Das kulturelle Denkmal war im alten Schlachthof schnell gefunden. Doch mit nur "einer Million" in ein neues Theater umzubauen, war nicht zu schaffen. Also wurden weitere Fördermittel in Höhe von 3,5 Millionen Euro herangeschafft. Macht summa summarum 4,5 Millionen. Weil man beim Bauen im Zeitplan von knapp drei Jahren blieb, haben die auch gereicht – das eigentliche Wunder von Naumburg. Doch was hat man mit dieser im Vergleich mit anderen Kulturbauten eher bescheidenen Summe am Ende erreicht?
Ein Theater mit Mehrwert
Der Intendant steht im lichtdurchfluteten gläsernen Foyer, das zwei backsteinverzierte alte Industriegebäude verbindet, und zählt auf: ein großer Theatersaal mit 110 und eine Studiobühne mit 70 Plätzen, eine Galerie, ein offener einsehbarer Dekorationssaal, eine kleine Bibliothek, eine Bar und ein Theatergarten mit Open-Air-Bühne.
Die besteht aus drei bunten, übereinandergestapelten Schiffscontainern, auf die Stefan Neugebauer mit ganz besonderem Stolz blicken darf. Hat er in Ermangelung von entsprechenden Fachkräften bei deren Anlieferung doch seine Höhenangst überwunden und bei der Montage dieses Bühnen-Mobiles selbst mit Hand angelegt. Wir lernen: Am kleinsten Stadttheater Deutschlands ist der Begriff Chefsache offensichtlich ein sehr dehnbarer. Die Montage des neuen Theater-Maskottchens am alten Kühlturm des Schlachthofs hat er dann aber doch einer Spezialisten-Truppe überlassen.
Ein Schwein von Moritz Götze als Theater-Maskottchen
Dabei handelt es sich um ein großes Emaille-Schwein, dass der Hallenser Künstler und bekennende Freund des Naumburger Theaters, Moritz Götze geschaffen hat. Ein leuchtendes Zeichen für das neue Theater und seine alte Geschichte. Ein weiteres Schwein aus der Produktion von Moritz Götze begrüßt die Besucher im Foyer. Wer sich eins für zuhause mitnehmen will, kann sich das an einem eigens dafür umgebauten Kondom-Automaten ziehen. Einen angemessenen Namen hat dieses Theaterschwein inzwischen auch bekommen: porcus theatralis.
"So viel Latein muss dann schon sein, in einem Tempel der Kultur", lacht der Intendant, der diesen nicht nur für das Theaterspielen offen halten will und an klassische Konzerte, Rockbands, Tanztheater, Chorauftritte und alle möglichen Formen der Bürgerbeteiligung denkt.
Wir halten fest: Man hat viel vor am neuen Naumburger Theater, das trotzdem immer noch das kleinste Stadttheater Deutschlands ist. Auf dieses Alleinstellungsmerkmal legt Stefan Neugebauer großen Wert.
Zum Ausklappen: Informationen zum Premierenstück
"Hamlett"
Von Willliam Shakespeare, Fassung von Marius von Mayenburg
Premiere am Freitag, 25.04.2025 um 19:30 Uhr, Theater Naumburg
Regie: Stefan Neugebauer
Bühne & Kostüme: Markus Meyer
Mit: Markus Fennert, Peter Fieseler, Armin Moallem, Oliver Natterer u.a.
Nächste Aufführungen nach der Premiere:
26. April, 19:30 Uhr
02. Mai und 3. Mai, 19:30 Uhr
08. Mai, 16:30 Uhr
09. Mai, 10:00 und 19:30 Uhr
10. Mai, 19:30 Uhr
Adresse:
Theater Naumburg im Alten Schlachthof
Markgrafenweg 44
06618 Naumburg
Quelle: MDR KULTUR (Wolfgang Schilling); redaktionelle Bearbeitung: lm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. April 2025 | 07:30 Uhr