Poster der Ausstellung Tales of Transformation. 4 min
Die Ausstellung "Tales of Transformation" kann bis Mitte November im Industriemuseum Chemnitz besucht werden. Mehr im Audio von Grit Krause. Bildrechte: Industriemuseum Chemnitz
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MDR KULTUR - Das Radio Do 24.04.2025 13:52Uhr 04:12 min

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Industriemuseum Chemnitz Ausstellung "Tales of Transformation" zeigt Chemnitz als Stadt des Wandels

25. April 2025, 03:00 Uhr

Chemnitz hat sich permanent verändert, ob hin zur Industriemetropole, zu "Karl-Marx-Stadt" und wieder zurück, bis hin zur aktuellen Neuerfindung als Kulturhauptsstadt Europas. Die Ausstellung "Tales of Transformation" im Industriemuseum beleuchtet diese Verwandlungen und setzt sie in Vergleich zu anderen europäischen Städten, die eine ähnliche Geschichte vorzuweisen haben.

Chemnitz war und ist eine Stadt der Veränderung, die Ausstellung "Tales of Transformation" widmet sich diesem permanenten Wandel der Stadt zwischen Aufstieg, Fall und Neuerfindung. Die Schau blickt aber auch in andere industriell geprägte Regionen: das französische Mulhouse, das finnische Tampere, das bulgarische Gabrowo, das polnische Łódź und das historisch-industrielle Manchester in Nordengland. Wie blickt man dort auf das Erbe der Industriegeschichte? Und wie geht man mit den aktuellen und künftigen Herausforderungen durch Veränderungen um?

Versandkiste
Versandkiste der Wanderer-Werke. Die Firma begann 1885 Fahrräder herzustellen, wuchs kräftig und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zerschlagen. Bildrechte: Marion Kaiser, Industriemuseum Chemnitz

150 Jahre Industriegeschichte

Chemnitz wurde als "sächsisches Manchester" bekannt, eine rasant wachsende Industriemetropole, geprägt von zahlreichen Fabriken mit ihren dampfenden Schornsteinen, aber auch einer stetig wachsenden Arbeiterschaft mit miserablen Lebensbedingungen.

Mehr als 150 Jahre Industriegeschichte haben die Stadt geprägt, angefangen mit dem rasanten Aufschwung im 19. Jahrhundert zur Industriemetropole, geprägt von Maschinenbau und Textilindustrie. Daran knüpfte man in der DDR an, allerdings unter neuem Namen – als Karl-Marx-Stadt.

Jürgen Kabus 1 min
Für wen ist die Ausstellung "Tales of Transfomation" gedacht und wie ist das Selbstverständnis von Chemnitz heute und im Wandel der Zeit. Darüber berichtet Museumsleiter Jürgen Kabus. Bildrechte: IMAGO / Rudolf Gigler
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Für wen ist die Ausstellung "Tales of Transfomation" gedacht und wie ist das Selbstverständnis von Chemnitz heute und im Wandel der Zeit. Darüber berichtet Museumsleiter Jürgen Kabus.

MDR KULTUR - Das Radio Mi 23.04.2025 19:12Uhr 01:27 min

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Mit der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung ein Jahr darauf folgte eine jähe, für viele schmerzliche Zäsur: der wirtschaftliche Zusammenbruch. Damit setzte ein Transformationsprozess ein, der bis heute anzuhalten scheint, denn noch immer ist Chemnitz auf der Suche nach seiner Identität. Welche Rolle dabei das diesjährige Kulturhauptstadtjahr spielen wird, wird sich noch zeigen.

Verschiedene Wege in die Zukunft

Was die DNA von Chemnitz unter anderem ausmacht, können die Besucherinnen und Besucher bereits auf dem Weg in die Sonderausstellung entdecken, indem sie eine Dampflokomotive des Eisenbahnpioniers Richard Hartmann, historische Automobile und Großrechner aus den 1980ern passieren.

Reproduktion einer Originalvorlage aus dem 19. Jahrhundert
Die historische Tintenfabrik in Chemnitz. Man spürt heute noch den einst futuristischen Stil dieser Anlage. Bildrechte: IMAGO / H. Tschanz-Hofmann

Durch eine Art Tunnel gelangen sie dann ins Hier und Jetzt, zu einem zentralen Mittelpunkt, von dem strahlenförmig fünf Wege abzweigen, die die Themenfelder der Ausstellung markieren: Innovationskraft, Arbeitswelt, Unternehmertum, Identität und Natur.

Einzelne Objekte erzählen davon: so der Pokal der Wanderer-Werke aus der Blütezeit des "sächsischen Manchesters" oder aber innovative millimeterkleine Werkstücke heutiger Start-ups. Auch sind die Gäste aufgefordert, über Ideen, wie ein künftiges Chemnitz aussehen könnte, mit abzustimmen.

Ein Pokal bei dem ein Mann ein Miniatur-Industriegebäude mit üppigen Verzierungen um die Halterung über seinen Kopf hält.
Der Jubläumspokal der Wanderer-Werke aus dem Jahr 1915. Bildrechte: Dirk Hanus

So stellt sich die Frage, welche Rolle ehemalige Industriewerke heute noch spielen sollen: Will man sie erhalten oder wegreißen? Von 350 Industriedenkmalen in Chemnitz hat sich bei mehr als 80 die Frage schon positiv beantwortet, sie wurden revitalisiert: ob das Industriemuseum, der Poelzig-Bau oder die Schönherrfabrik. Andere haben aber noch eine ungewisse Zukunft vor sich.

Andere Städte, ähnliche Transformation

Dass Chemnitz mit diesen Fragen und Entscheidungen nicht allein dasteht, zeigt sich im Vergleich mit den anderen fünf Städten der Ausstellung. Welchen Weg Manchester, Tampere, Lodz, Mulhouse und Gabrowo gegangen sind, erfährt man am Ende der jeweiligen Themenstränge. Sie münden in achteckige Schornsteine und sind je einer Stadt gewidmet.

Ein Beispiel ist Gabrowo in Bulgarien. Die Stadt will sich entlang des Flusses neu entdecken. Parallelen zu Chemnitz finden sich beispielsweise beim Projekt "Stadt am Fluss" als Teil der Europäischen Kulturhauptstadt 2025, bei dem einladende Areale am Wasser neu geschaffen werden.

Nokia Communicator 9000, ein graues Klapp-Telefon mit LCD-Display und Tasten.
Nokia Communicator 9000: Was einst hochbegehrt und bewundert war, kann sich in relativ kurzer Zeit zum belächelten Museumsstück wandeln. Bildrechte: Bert Bostelmann, Museumsstiftung Post und Telekommunikation

Chemnitz ist "etwas hinterher"

Forschung, Kreativwirtschaft oder eine breit aufgestellte Industrie – das sind weitere Aspekte, auf die andere Städte gesetzt haben. Und auch Chemnitz ist da auf einem guten Weg. Dennoch bemerkt Museumsleiter Jürgen Kabus, der alle präsentierten Städte besucht hat: "Wenn man nach Łódź fährt, muss man neidlos eingestehen, dass wir hier etwas hinterher sind."

Die Ausstellung zeigt aber dennoch, dass man in Chemnitz auch "auf unheimlich viele Geschichten der Veränderungen stolz sein kann, die in den letzten 35 Jahren geschrieben worden sind", so Kabus. Selbst wenn in Chemnitz der Prozess der Transformation, die "Tales of Transformation", noch nicht abgeschlossen sind.

Mehr zur Ausstellung

Tales of Transformation: Chemnitz - Gabrovo - Łódź - Manchester - Mulhouse - Tampere

25. April bis 16. November 2025

Sächsisches Industriemuseum
Zwickauer Straße 119, 09112 Chemnitz

Öffnungszeiten:
Dienstag bis  Freitag: 09 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 17 Uhr

Preis: 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Eintritt frei für Schüler, Studierende der TU Chemnitz & für alle bis 18 Jahre

Quelle: MDR (Grit Krause), Industriemuseum Chemnitz
Redaktionelle Bearbeitung: op, lk

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 24. April 2025 | 16:10 Uhr

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