Susannne Schaper
Susanne Schaper sitzt seit zehn Jahren für die Linke im Sächsischen Landtag. Seit 2019 ist die Landesvorsitzende der Partei. Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Landtagswahl 2024 Laute Stimme für die Leisen: Susanne Schaper will die Linken im Landtag halten

16. August 2024, 10:00 Uhr

Aktuell sind die Linken die drittstärkste Fraktion im Landtag. Dieses politische Gewicht in Sachsen zu halten, wird aber schwierig. Umfragen zeigen die Partei eher in einem Kampf um die Fünf-Prozent-Hürde. Angeführt wird dieser Kampf von der Spitzenkandidatin Susanne Schaper, die mit Berufserfahrung in der Pflege und klassischen linken Themen die Wähler überzeugen will.

Es riecht nach Kartoffeln mit Quark und nach Desinfektionsmittel. Susanne Schaper, die Spitzenkandidatin der Linken in Sachsen, bewegt sich durch die Gänge des Senioren-Wohnheims "Stadtpalais" in Leipzig. Die blonde Frau mit der schwarzgerahmten Brille begrüßt die Pfleger, beugt sich zu Bewohnern herab, die im Rollstuhl sitzen, hört sich ihre Geschichten an, fragt wo der Schuh drückt. Es ist Wahlkampf, der Besuch im Pflegeheim kein Zufall.

Susanne Schaper: Die laute Stimme für die Leisen

Als gelernte und studierte Krankenschwester hat sie selbst zwanzig Jahre in der Pflege gearbeitet. Losgelassen habe sie dieser Beruf nicht, bis heute sei es ihr Herzensthema: "Weil sich um seine Alten zu kümmern, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, Kinder großgezogen haben, das sollte doch im drittreichsten Land der Welt eine Selbstverständlichkeit sein."

Beitritt in die Linke

Bereits mit 14 Jahren tritt die gebürtige Karl-Marx-Städterin in die Vorgängerpartei der Linken, die PDS, ein. Grund sei ihr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden gewesen: "Ich [habe] immer gelitten [...], wenn mehrere auf einen gegangen sind und auch [...], wenn Freunde auf Insekten getreten sind." Und noch etwas ärgere sie: Menschen, die nur schimpfen, aber selbst nichts verändern wollen.

Immer wieder betont Susanne Schaper im Gespräch: "Mein Herz ist mein Motor". Sie möchte eine "laute Stimme für die Leisen" sein. Seit 2009 erhebt sie ihre politische Stimme als Stadträtin in Chemnitz, wird dort Fraktionsvorsitzende. 2020 kandidierte sie für das Amt der Oberbürgermeisterin, unterlag aber ihren Mitbewerbern.

Mein Herz ist mein Motor.

Susanne Schaper, Spitzenkandidatin Die Linke

Sprung in den Sächsischen Landtag

2014 gelang ihr der Einzug in den Sächsischen Landtag über die Liste der Linken. Dort greift sie in ihren Reden regelmäßig die AfD und die Regierungsarbeit von Ministerpräsident Michael Kretschmer an. Für ihre Fraktion spricht sie zu mehreren Themen, von Sozialpolitik über Tierschutz bis zur Familienpolitik.

Ihr Schwerpunkt bleibt aber die Pflege: Im Sozialausschuss übernimmt sie den Vorsitz, wird außerdem stellvertretende Vorsitzende in der Enquete-Kommission zur Verbesserung der Pflege. Sie bedauere, dass viele der erarbeiteten Vorschläge nicht umgesetzt wurden: "Es ist ganz schön zäh, sich hier dafür einzusetzen. Die Schritte sind mühselig", sagt sie.

Kampf mit "Bäreneinsatz"

Das habe sie aber nicht davon abgehalten, weiterzumachen und immer wieder aus der Opposition heraus Gesetzesvorschläge einzubringen: "Ich kämpfe mit so einem gewissen Bäreneinsatz dafür, dass es denjenigen, die pflegen, gut geht und auch denen, die gepflegt werden müssen."

Ehrenamtliches Engagement

Neben ihrer politischen Tätigkeit engagiert sich Schaper ehrenamtlich, beispielsweise in der Sterbebegleitung. Auch hilft sie bei DEVIEMED. Der Verein fliegt jährlich nach Vietnam, operiert dort Kinder mit Fehlbildungen an den Lippen, oftmals Gaumenspalten – vermutlich Spätfolgen des im Vietnamkrieg eingesetzten Giftes "Agent Orange".

"Da kümmern wir uns hauptsächlich um die Kinder aus dem Hochland. Also um die ethnischen Minderheiten und versuchen, denen im wahrsten Sinne des Wortes ihr Lächeln zurückzugeben", so Schaper.

Häufiges Ziel von Angriffen

Immer wieder wird die Linke Politikerin zur Zielscheibe politisch motivierter Angriffe, darunter Steinwürfe und Hakenkreuzschmierereien auf ihr Chemnitzer Abgeordnetenbüro. Aus der Stadt wegziehen, möchte die zweifache Mutter aber nicht, stattdessen bleiben und ein Vorbild sein: "Viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer und auch ich sind ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht. Dass Menschen für Vielfalt stehen und auch für Diversität. Und vor allem für Solidarität", so Schaper.

Viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer und auch ich sind ein Beispiel dafür, dass es auch anders geht. Dass Menschen für Vielfalt stehen und auch für Diversität. Und vor allem für Solidarität.

 Susanne Schaper, Spitzenkandidatin Die Linke

Im Wahlkampf formuliert sie regelmäßig traditionelle Forderungen linker Politik: Umverteilung von oben nach unten. Daseinsvorsorge finanzieren. Die sächsische Schuldenbremse sei eine Investitionsbremse und gehöre abgeschafft. Themen wie das "Gendern" spricht Susanne Schaper von sich aus nicht an.

Wiedereinzug in den Landtag ungewiss

Einst zweistellig, muss die Linke diesmal kämpfen wie noch nie, selbst der Wiedereinzug in den Landtag ist nicht sicher. Seit der Abspaltung des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), haben sich die Umfragewerte der Linken in Sachsen halbiert. Dieser Umstand mache sie demütig, lasse sie darüber nachdenken, welche Fehler ihre Partei gemacht hat, sagt Susanne Schaper.

Doch den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für die 46-Jährige nicht in Frage: "Wir streiten für ein gerechtes Sachsen. Wir wollen, dass die Mieten in Sachsen bezahlbar bleiben. Wir wollen eine medizinische Versorgung, die unabhängig vom Wohnort und vom Geldbeutel ist“. Ohne die Linke, würde dem Landtag die "Soziale Stimme" fehlen.

Die Spitzenkandidatin von DIE LINKE, Susanne Schaper, sitzt vor dem Mikrofon im Studio von MDR SACHSEN. 52 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (cba/sme)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 15. August 2024 | 19:00 Uhr

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