
Bundestagswahl 2025 Analyse der Wahlergebnisse in Sachsen: Viel Blau im Land, nur eine Stadt wählt anders
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24. Februar 2025, 12:45 Uhr
Bei den Wahlen ist vor allem die AfD in weiten Teilen Sachsens erfolgreich. Das BSW schneidet im Osten regional besser ab. Die SPD verliert dagegen massiv. Einige prominente Direktkandidaten ziehen in den Landtag ein, aber aufgrund der Wahlrechtsreform bleibt ein sächsischer Wahlkreis verwaist. Taktisches Wählen wird unwichtiger.
In Sachsen ist die AfD der klare Sieger der Wahl. Mit ihrem bisher stärksten Ergebnis mit 37,3 Prozent der Zweitstimmen gewinnt sie die Wahl mit mehr als 15 Punkten Abstand zur CDU. Vor allem die SPD rutscht ab und ist nicht mehr zweistellig. Die FDP wird wie auch schon bei der Landtagswahl nur von wenigen gewählt.
Die Wahl hat nicht nur polarisiert, sondern auch viele Sachsen wieder an die Wahlurnen gelockt. 81,2 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Eine höhere Wahlbeteiligung gab es zuletzt 1998 mit 81,6 Prozent.
Beim Blick auf das bundesweite Ergebnis zeigt sich: Sachsen wählt anders. Besonders die AfD gewinnt hier deutlich mehr Stimmen. Aber auch das Bündnis Sarah Wagenknecht wäre mit 9 Prozent in den Bundestag eingezogen, hätten nur die sächsischen Wähler entschieden. Das Potenzial für die Partei ist also noch vorhanden. Allerdings hatten sich bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr noch 11,8 Prozent für die junge Partei entschieden.
Die SPD und die Grünen sind hingegen schwächer als im Bund. Sachsen ist damit nicht alleine. Die Ergebnisse der ostdeutschen Bundeländer unterscheiden sich wenig. Die ehemalige innerdeutsche Grenze ist auch bei dieser Wahl weiterhin sichtbar.
Linke besser in der Stadt, AfD deutlich stärker auf dem Land
In den Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz und in wenigen Mittelstädten wie Markleeberg können Linke und Grüne noch punkten. Insbesondere in Leipzig kann sich die Linke behaupten und ist im Gegensatz zur Landtagswahl 2024 stärkste Kraft. In keiner anderen Gemeinde hat die AfD einen so geringen Stimmenanteil.
Auch die SPD gewinnt in der Stadt und ihrem Umland eher als im ländlichen Raum.
Beim BSW gibt es so gut wie keine Unterschiede zwischen Stadt und Land. Hier wählen jeweils gleich viele Menschen beide Parteien. Dagegen ist der Anteil der AfD-Wähler auf dem Land und in Kleinstädten deutlich ausgeprägter als bei allen anderen Parteien. Mit rund 45 Prozent der Stimmen in ländlichen Gemeinden ist sie hier besonders stark. Aber auch in den größeren Städten und deren Einzugsgebieten konnte die Partei deutlich zulegen.
In der südlich von Leipzig gelegenen Stadt Markkleeberg ist die CDU mit rund einem Viertel der Stimmen stärkste Kraft. Die Union ist generell eher im ländlichen Raum stärker. So kann sie sich in einigen Gemeinden der Oberlausitz behaupten. Die sorbisch geprägten Gebiete Sachsens tendierten bislang eher zur CDU als zur AfD.
AfD in Sachsen: Chrupalla, Krah und Gauland gewinnen Wahlkreise
Die AfD holt alle Direktmandate in Sachsen – mit Ausnahme des Leipziger Südens. In einigen Wahlkreisen entscheidet sich zudem fast die Hälfte der Wähler für einen AfD-Kandidaten.
So gewinnt der AfD-Parteivorsitzende Tino Chrupalla seinen Heimatwahlkreis Görlitz mit rund 49 Prozent zum dritten Mal in Folge. Sein Ergebnis gehört zusammen mit den Wahlkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Bautzen I zu den fünf höchsten Erststimmenergebnissen bundesweit.
Auch die beiden anderen deutschlandweit bekannten AfD-Politiker gewinnen ihren Wahlkreis – allerdings mit geringem Abstand. Alexander Gauland trat bei der letzten Bundestagswahl noch in Brandenburg an; jetzt zieht er mit 32 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Chemnitz wieder in das Parlament ein.
Maximilian Krah wechselt frühzeitig von Brüssel nach Berlin. Der AfD-Politiker war erst im vergangenen Jahr ins EU-Parlament gewählt worden, hatte aber unter anderem wegen seiner Äußerungen zur Zeit des Nationalsozialismus für den Rausschmiss der AfD aus der inzwischen aufgelösten Rechtsaußen-Fraktion Identität und Demokratie gesorgt. Im Chemnitzer Wahlkreis Erzgebirgskreis II stimmten rund 44 Prozent für ihn.
Knappe Ergebnisse in Leipzig und Dresden
Vergleichsweise knapp ist es im Wahlkreis Dresden I. Der AfD-Kandidat Thomas Ladzinski liegt nur zwei Prozentpunkte vor Markus Reichel von der CDU. Dem 56-Jährigen fehlen etwas mehr als 3.800 Stimmen für das erneute Direktmandat
Ähnlich in Leipzig I: Gerade mal ein Viertel der Stimmen reicht Christian Kriegel (AfD), um den Wahlkreis zu gewinnen – so wenig wie in kaum einem anderen Wahlkreis Deutschlands. Die restlichen Stimmen verteilten sich vor allem auf die Kandidaten der Linken und der CDU. Der AfD-Kandidat profitiert von dieser Aufsplittung der Stimmen. Allerdings wird Christian Kriegel Opfer des Erfolgs seiner Partei: Aufgrund der Wahlrechtsreform zieht er mit dem niedrigsten Erststimmenergebnis in Sachsen nicht in den Bundestag ein.
Bei dieser Wahl spielte taktisches Wählen – also das Aufteilen von Erst- und Zweitstimme – daher keine große Rolle. 2021 gewann noch in fünf Wahlkreisen ein Direktkandidat, dessen Partei nicht die meisten Zweitstimmen erhielt.
Pellmann holt drittes Mal Direktmandat für Linke
Während die vier damaligen CDU-Direktsieger ihre Wahlkreise abgeben müssen, gewinnt Sören Pellmann für die Linke zum dritten Mal in Leipzig II. Mit rund 37 Prozent liegt sein Ergebnis deutlich über dem Zweitstimmenergebnis der Linken im Leipziger Süden von rund 24 Prozent.
Lange Zeit sah es so aus, als müsse Pellmann die Linke über ein drittes Direktmandat erneut in den Bundestag hieven. Das war ihm bereits 2021 gelungen, als die Linke deutschlandweit nur 4,9 Prozent der Stimmen erhalten hatte. In den letzten Wochen vor der Wahl hat sich die Stimmung zugunsten der Partei jedoch gedreht, sodass sie mit bundesweit 8,7 Prozent der Zweitstimmen ins Parlament einziehen kann.
MDR (Leonhard Eckwert)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 23. Februar 2025 | 19:00 Uhr