E_Laster 3 min
Auf dem Lkw-Großparkplatz in Vockerode nahe der A9 können Elektro-Lkw geladen werden. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verkehrswende Elektromobilität: Deswegen setzt eine Spedition aus Jessen auf E-Lkw

06. Februar 2025, 10:49 Uhr

Die E-Mobilität ist noch nicht ins Rollen gekommen. Die Zulassungszahlen für E-Autos gehen zurück. Gründe dafür sind die hohen Anschaffungskosten, die mäßige Lade-Infrastruktur und die geringen Reichweiten. Was bei Autos offenbar nicht funktioniert, dürfte bei viel schwereren Lastwagen schon gar nicht klappen. Diese Vermutung will nun eine Spedition aus Jessen im Landkreis Wittenberg widerlegen. Sie hat vier E-Laster bestellt und jetzt erhalten.

MDR-Reporter André Damm
Bildrechte: André Damm

Nieselregen, nur leichte Plusgrade – das ist kein gutes Wetter für Elektro-Fahrzeuge. Doch der Lkw-Großparkplatz in Vockerode unweit der A9 bei Dessau verfügt über Hochleistungs-Ladesäulen für Laster. Das Areal gehört zur Firmengruppe von Gerhardt Hauptstein und der Bayer geht fest davon aus, dass künftig immer mehr E-Laster durch die Gegend rollen werden. "Natürlich wird der Diesel-Antrieb bleiben, auch die Wasserstoff-Technologie wird sich entwickeln, aber vor allem werden die Stromer anziehen. Wir wollen es deshalb nicht bei vier Ladepunkten mit jeweils 400 KW-Leistung belassen, sondern weiter investieren", sagt Hauptstein.

Hier spricht man von einem Mega-Watt-Charging-System. Das habe viel mehr Leistung: Ein riesiger Truck sei in einer Dreiviertelstunde komplett aufgeladen – das entspreche etwa der vorgeschriebenen Ruhezeit des Fahrers.

Elektro-Lkw ist deutlich leiser

Üblicherweise dauert es anderthalb Stunden, bis eine Batterie wieder voll im Saft steht, sagt der Dessauer Lkw-Verkaufsberater Frank Hentschel. Er gehört zum Team, das die vier Elektro-Laster von der Mercedes-Produktionsstätte in Wörth am Rhein nach Sachsen-Anhalt gebracht hat. Es seien die ersten Stromer, die der Konzern in Ostdeutschland ausgeliefert habe. 

Hentschel fand die Fahrt alles andere als strapaziös. Denn mit einem Brummi hat der Leisetreter nichts mehr zu tun. "Wenn man so auf dem Truck sitzt und lautlos durch die Gegend rollt mit Leistung ohne Ende, Berge spielen keine Rolle mehr, dann ist das Wahnsinn." Der Mann wirkt nicht nur berufsbedingt begeistert. Stolz erzählt er von der 600 KW-Phosphat-Eisen-Batterie, die satte 4,5 Tonnen auf die Waage bringt, bis zu 800 PS Leistung ermöglicht und ein Gesamtgewicht von 42 Tonnen bewegen kann.

Dazu kommt die Reichweite, die mindestens 500 Kilometer betragen soll. "Rechnet man den Stromverbrauch hoch und vergleicht das mit den Diesel-Kosten, dann wird der Verbrauch halbiert." Dazu kämen erhebliche Einsparungen durch eine Maut-Befreiung, die dieses Jahr noch gilt. Hentschel zufolge macht das bei 100.000 Lkw-Kilometer gut 35.000 Euro aus.

E-Lkw etwa doppelt so teuer wie Diesel-Fahrzeug

Natürlich gibt es aber auch ein großes Aber: Der Anschaffungspreis ist etwa doppelt so hoch wie der eines Diesel-Lkws. Eine frühere üppige Förderung des Bundes steht nicht mehr zur Verfügung. Hentschel räumt ein, dass viele Kunden deshalb vor solch einer kostspieligen Anschaffung zurückschrecken.

Ein Mann sitzt in einem Lkw hinter dem Lenkrad und lächelt.
Logistikunternehmer Björn Schade will künftig noch mehr elektrische Lkw anschaffen. Bildrechte: MDR/ André Damm

Björn Schade, Inhaber des Jessener Traditionsunternehmens "Schade Logistik", ist noch in den Genuss der Bundeszuschüsse gekommen. Der Kaufpreis für die vier Elektro-Laster in Höhe von mehr als eine Million Euro hat sich somit deutlich reduziert. "Für mich ist die Förderung nicht maßgeblich. Ich denke, dass ich mir künftig noch weitere elektrische Lkws anschaffen werde. Wir waren als Unternehmen schon immer innovativ, haben Neues gewagt. Und das wollen wir auch jetzt tun."

Umweltfreundlichkeit auch für Speditionen immer größeres Thema

Aktuell gehören zu seinem Fuhrpark 60 Diesel-Fahrzeuge und nun auch die vier nagelneuen Stromer. Für den Spediteur steht fest, dass die grüne Logistik mehr als eine Mode-Erscheinung ist. Für immer mehr Auftraggeber sei es wichtig, dass ihre Waren umweltfreundlich transportiert werden. Außerdem mache das Fahren unglaublich viel Spaß, erzählt der 42-jährige Firmenchef. Es gebe alle möglichen Sicherheitssysteme, dann die zuverlässig starke Beschleunigung und vor allem diese ungewöhnliche Ruhe. Das Diesel-Gebrumme vermisst Björn Schade überhaupt nicht.

Unterwegs im Laster mit Elektroantrieb – MDR-Reporter André Damm ist mitgefahren. Hören Sie mehr im Audio:

abc 3 min
Bildrechte: MDR/ André Damm
3 min

Eine Spedition aus dem Landkreis Wittenberg setzt jetzt auf Laster mit Elektroantrieb. MDR-Reporter André Damm ist mitgefahren.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 06.02.2025 08:10Uhr 02:58 min

https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/programm/audio-e-lkw-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Mehr zum Thema Elektromobilität

MDR (André Damm, Kalina Bunk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Februar 2025 | 19:00 Uhr

404 Not Found

Not Found

The requested URL /api/v1/talk/includes/html/8cdd5ef5-fd26-4cbc-a5cb-3da8c5043fdc was not found on this server.

Mehr aus Landkreis Wittenberg, Dessau-Roßlau und Anhalt-Bitterfeld

Mehr aus Sachsen-Anhalt