E-Mobilität VW senkt Preis für seinen ID.3 deutlich – zumindest vorübergehend
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01. Oktober 2024, 12:05 Uhr
Das E-Auto hat es derzeit schwer in Deutschland. Nach dem plötzlichen Ende der staatlichen Förderung sind die Verkaufszahlen für Stromer deutlich gesunken. Denn vielen sind die Anschaffungskosten zu hoch. Das merkt auch der Autobauer VW und versucht nun, den stagnierenden Absatz seiner E-Autos mit Preisnachlässen anzukurbeln. Der Kompaktwagen ID.3, gebaut in Zwickau und Dresden, soll bis Jahresende deutlich günstiger zu haben sein. Eine Autoexpertin sieht noch einen weiteren Grund dafür.
- Der VW-Vorstand will mit einem Rabatt mehr Kunden für die eigenen E-Autos begeistern.
- Nach Ansicht einer Autoexpertin und den Ergebnissen einer Umfrage könnte das funktionieren.
- Gleichzeitig könne VW jedoch durch den Verkauf von mehr E-Autos auch Strafzahlungen an die EU-verringern, sagt die Autoexpertin.
Der ID.3 soll so etwas wie das Elektroauto fürs Volk sein. Der VW Golf des E-Zeitalters. Das Modell ist kompakt, wendig und das günstigste im Elektro-Sortiment von Volkswagen. Trotzdem können sich viele das Auto mit dem bisherigen Startpreis von knapp 37.000 Euro nicht leisten. Das müsse sich ändern, sagt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig dem MDR: "Wir brauchen schon auch konkurrenzfähige Fahrzeuge, denn die Fahrzeuge aus Asien, aus China drängen auf unseren Markt." Dulig wünscht sich, dass Volkswagen einen Volkswagen baue, den sich auch das Volk leisten könne.
VW-Vorstand will Kunden mit niedrigerem Preis für E-Autos begeistern
Genau das versucht VW jetzt und senkt ab Dienstag den Listenpreis für den ID.3. Rechnet man die bis Ende 2024 gültige VW-Kaufprämie für E-Autos noch mit drauf, landet man bei einem neuen Startpreis von rund 29.800 Euro. Was hat den Konzern zu diesem Schritt bewogen? Achim Schaible, Vorsitzender und Sprecher der Geschäftsführung von Volkswagen Deutschland, schickt MDR AKTUELL folgendes Statement: "Unser Ziel ist es, möglichst viele Kundinnen und Kunden für den Umstieg auf elektrische Volkswagen zu begeistern. Attraktive Einstiegspreise spielen dabei eine wichtige Rolle." Man habe daher intensiv an internen Kosten gearbeitet und könne den ID.3 in der Einstiegsversion Pure nun zu einem deutlich niedrigeren Preis anbieten.
Umfrage: Preis spielt Rolle beim Nicht-Kauf von E-Autos
Schaut man sich die Ergebnisse aus dem aktuellen Mobilitätsmonitor der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften an, könnte dieser Plan aufgehen: Dort gaben mehr als drei Viertel der Befragten an, dass sie sich kein E-Auto kaufen würden, weil es schlichtweg zu viel koste. Der weitaus häufigste Grund.
Beatrix C. Keim vom Forschungsinstitut Center Automotive Research sagt dazu: "Von Januar bis August hat Volkswagen insgesamt nur 36.000 Elektrofahrzeuge abgesetzt. Das sind pro Monat im Durchschnitt 4.500 Fahrzeuge." Im letzten Jahr seien es für das Gesamtjahr auf den Durchschnitt gerechnet fast 6.000 Fahrzeuge gewesen. "Da fehlt einfach eine ganze Masse. Und vielleicht hilft dann eben auch ein günstigerer Preis mit hoffentlich steigendem Absatzvolumen."
Autoexpertin: VW zahlt derzeit Strafen an EU wegen hohen CO2-Ausstoßes
Die Entscheidung, den ID.3 billiger zu verkaufen, dürfte aber auch andere Gründe haben, vermutet Keim. Wenn die VW-Flotte zu viel CO2 verursacht, werden Strafzahlungen fällig. Die sogenannten Flottengrenzwerte der EU werden 2025 nochmal verschärft. "Je mehr Fahrzeuge Volkswagen im Konzern und als Marke im Bereich E absetzen kann, umso weniger müssen sie zahlen." Mit der aktuellen Flaute in Deutschland gehe die Höhe der Zahlungen wahrscheinlich schon in die Milliardenhöhe. "Und wie man so schön sagt: Every little helps. Man versucht dem entgegenzusteuern."
Sollten die Verkaufszahlen tatsächlich steigen, könnte das auch dem Autostandort Sachsen helfen. Der ID.3 wird in Dresden und Zwickau gebaut. Wegen der schwächelnden Nachfrage hatte VW hier zuletzt Schichten gestrichen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 01. Oktober 2024 | 06:07 Uhr