Leipzig Hunderte Mitarbeiter streiken bei Amazon

22. Dezember 2022, 16:49 Uhr

Die pünktliche Weihnachtspost vom Versandhändler Amazon steht auf der Kippe. Denn seit Montag wird der Online-Riese bundesweit bestreikt. Allein im Versandzentrum in Leipzig haben Hunderte Mitarbeitende ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern schon seit Jahren eine bessere Bezahlung nach einem Tarifvertrag.

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wird bei Amazon erneut gestreikt. Aufgerufen hat die Gewerkschaft Verdi wegen "unsozialer Praktiken des Onlinegiganten." Beschäftigte haben unter anderem in den Versandzentren in Bad Hersfeld, Dortmund, Graben bei Augsburg, Koblenz, Rheinberg und Werne die Arbeit niedergelegt. Im MDR-Gebiet betrifft es das Versandzentrum in Leipzig.

"Die Beschäftigten der verschiedenen Verteilzentren werden in den kommenden Tagen teilweise abwechselnd und ohne öffentliche Vorankündigung in Aktion treten", sagte Streikleiterin Monika Di Silvestre am Montag. Am Donnerstag befanden sich nach Angaben des Gewerkschafters und Streikleiters Ronny Streich zwischen 300 und 350 Personen der insgesamt etwa 1.200 Mitarbeitenden im Streik. Die Beschäftigten halten sich in einem "Streiklokal" auf.

Jahrelange Forderung nach Tarifvertrag

Schon seit vielen Jahren fordert Verdi eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels für Beschäftigte beim Online-Riesen Amazon. Dabei geht es vor allem um mehr Urlaubstage und Sonderzuschläge, wie zum Beispiel im aktuellen Weihnachtsgeschäft.

Insgesamt verdienten die Beschäftigten bei Amazon noch immer mehrere tausend Euro im Jahr weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen in tarifgebundenen Unternehmen. Ein Grund dafür seien gerade das geringe Weihnachts- und das fehlende Urlaubsgeld.

Die Forderungen nach einem Tarifvertrag gibt es schon seit fast zehn Jahren. "Doch der Kampfgeist der Leute ist ungebrochen. Das sieht man auch heute", sagt Streich. Die gestiegenen Lebenskosten und die Inflation würden die Situation besonders und noch dringlicher machen.

Der Kampfgeist der Leute ist ungebrochen.

Ronny Streich Streikleiter Verdi

Doch auch für gesündere Arbeitsbedingungen im Schichtbetrieb wird gestreikt. "Die psychische und physische Belastung aufgrund der monotonen Arbeit ist enorm", so Streich. Es gebe sehr viele Fälle von Langzeiterkrankungen.

Im Sommer hatte das Amazon-Logistik-Zentrum zuletzt mit dem Tod eines Mitarbeiters während der Arbeitszeit Schlagzeilen gemacht. Das Recherchenetzwerk Correctiv hatte aufgedeckt, dass der Schichtbetrieb trotz des Todesfalles weiter am Laufen gehalten wurde.

Amazon lehnt Tarifvertrag ab

Amazon lehnt den Abschluss eines Tarifvertrages bisher ab. Das Unternehmen verwies auf eine Gehaltserhöhung seit September 2022 für alle Amazon-Mitarbeiter in der Logistik in Deutschland. "Der umgerechnete Einstiegslohn liegt bei 13 Euro brutto pro Stunde aufwärts, inklusive Bonuszahlungen. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit liegt der Lohn im Durchschnitt bei über 35.000 Euro brutto pro Jahr", teilte ein Unternehmenssprecher mit. Zahlreiche Extras und Vergünstigungen kämen noch hinzu.

Sorge um die Weihnachtspost

Der Bundesverband für Paket und Expresslogistik schätzt, dass 445 Millionen Sendungen in der Vorweihnachtszeit bundesweit an private Haushalte zugestellt werden. Das bedeutet etwa fünf Sendungen pro Kopf – und jede Menge Stress für Paketzusteller.

Kommt die Weihnachtspost von Amazon also nicht mehr pünktlich zum Fest? Laut Amazon haben die Streiks keine Auswirkungen auf die Kunden. Streich hingegen sieht das kritischer: "Das kann nicht ohne Auswirkungen bleiben."

MDR (yvo)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 19. Dezember 2022 | 12:00 Uhr

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