Teilnehmer eines Streiks stehen vor einer Niederlassung von Prosegur in Hamburg an einem Geldtransporter. 4 min
Audio: Warnstreik in Geldtransporter-Branche fortgesetzt – wird Bargeld knapp? Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Marks

Warnstreik in Geldtransporter-Branche Knappes Bargeld? Banken und Handel erwarten keine Einschränkungen – Verdi schon

02. Oktober 2024, 13:30 Uhr

Der Warnstreik der Geld- und Werttransporteure geht unter anderem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in die Verlängerung. Dazu aufgerufen hat die Gewerkschaft Verdi. Verhandlungsführerin Sonja Austermühle sagte MDR AKTUELL, gerade in Ostdeutschland lägen die Gehälter deutlich unter denen in anderen Bundesländern. Deshalb sei die Streikverlängerung nötig.

Raja Kraus, Autorin, Reporterin
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

  • Verdi hat dazu aufgerufen, den seit Montag laufenden Streik in der Geldtransportbranche in Mitteldeutschland auf drei Tage zu verlängern.
  • Dass an Geldautomaten kein Bargeld mehr abzuheben sein wird, ist aber wohl nicht zu erwarten.
  • Verdi selbst geht wiederum von vereinzelten Einschränkungen aus, etwa beim Wechselgeld im Einzelhandel.

Immer genügend Wechselgeld in den Kassen und ausreichend Bargeld im Bankautomat: Dafür sorgen bundesweit rund 10.000 Menschen. Sie arbeiten bei sogenannten Geld- und Wertdiensten, die zur kritischen Infrastruktur gehören, sagt Andreas Paulick. Er ist der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Branche.

"Also, wenn Menschen mit Bargeld an der Kasse bezahlen, muss das Geld, was der Handel vereinnahmt, ja abtransportiert und bearbeitet und bei der Bundesbank eingezahlt werden. Und all das machen Dienstleister. Auch im Auftrag der Banken. Sie übernehmen die Hauptkassenfunktionen und Serviceleistungen und befüllen – was wir Verbraucher dann alle sehen – Bankautomaten für die Banken", erklärt Paulick

Ein Tag länger Streik in Mitteldeutschland

Eine hohe Arbeitsbelastung und einen hohen Krankenstand unter den Beschäftigten beklagt die Gewerkschaft Verdi. Sie hat deshalb seit Montag zum Warnstreik aufgerufen.

Dass insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern noch einen Tag länger gestreikt wird, hält die Verhandlungsführerin Sonja Austermühle für nötig: "Vor allem für die Beschäftigten in den neuen Bundesländern und auch in Schleswig-Holstein sind die Arbeitsbedingungen und die Gehälter zurzeit noch deutlich unter denen in den anderen Bundesländern liegend. [...] Sodass es klar ist, dass vor allem die Kolleginnen und Kollegen da einen Nachholbedarf sehen." Sie seien deshalb auch noch einen dritten Tag zum Streik aufgerufen worden.

Banken sind auf Streiks vorbereitet

Dass Bankautomaten durch den Streik jetzt leer bleiben könnten, glaubt Andreas Paulick von der Arbeitgeberseite aber nicht. Es käme eher zu einem Auftragsstau im Hintergrund. Dass Tarifverhandlungen anstehen und ein Risiko von Warnstreiks besteht, sei klar gewesen. Kunden seien deshalb entsprechend vorgewarnt worden.

Hinweis der Commerzbank-Filiale in Leipzig mit einem Hinweis zur Bargeldbeschaffung wegen des Streiks der Geldtransporteure
In einer Leipziger Filiale der Commerzbank wird vorsorglich auf möglicherweise ausfallende Geldautomaten hingewiesen. Bildrechte: MDR/Markus Neumann

Auch Thomas Rienecker, Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft, sagt: "Banken und Sparkassen sind auf die Streiks vorbereitet. [...] Sie reagieren dynamisch, falls dies irgendwie erforderlich wird, stehen in engem Austausch. Ansonsten hat die Kundschaft natürlich immer die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen oder auch im Einzelhandel Bargeld zu beziehen."

Bei der Sparkasse Leipzig etwa fürchtet man gar keine Einschränkungen. Die Geldtransporte würden über ein eigenes Tochterunternehmen durchgeführt, das nicht bestreikt werde.

Verdi rechnet mit vereinzelten Einschränkungen

Beim Handelsverband heißt es, man könne die Auswirkungen noch nicht absehen.

Bei Verdi geht man dagegen sehr wohl davon aus, dass Kundinnen und Kunden in den nächsten Tagen hier und da vielleicht kein Bargeld abheben können. Gewerkschafterin Sonja Austermühle sagt: "Es wird aber auch so sein, dass sicherlich der ein oder andere Einzelhandelsladen seine Geldbestände nicht mehr abgeben kann, beziehungsweise kein neues Geld mehr geliefert wird. Auch hier kann es dazu kommen, dass es bei der Bezahlung an der Kasse zu Wechselschwierigkeiten kommt."

Bleibt die Kartenzahlung. Die ist gut an Streiktagen – sonst macht sie der Branche, die mit Bargeld arbeitet, eher zu schaffen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Oktober 2024 | 06:05 Uhr

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