Amazon-Paketfahrer bei der Auslieferung
Weil Amazon aus Kostengründen keine eigenen Paketfahrer anstellt, sind die Zusteller bei Sub- und Subsubunternehmen beschäftigt. Bildrechte: imago images/Martin Wagner

Online-Handel Arbeitsbedingungen von Thüringer Amazon-Paketzustellern in der Kritik

16. September 2021, 15:39 Uhr

Die Arbeitsbedingungen von Paketzustellern bei Amazon in Thüringen werden stark kritisiert. Laut einer Studie liegen zahlreiche Hinweise auf Verstöße gegen das Arbeitsschutz- und das Mindestlohngesetz vor. Fahrer erhalten Löhne teilweise in Bar und werden via App überwacht.

Die Arbeitsbedingungen von Paketzustellern bei Amazon in Thüringen stehen massiv in der Kritik. Laut einer jetzt veröffentlichten Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des DBG-Bildungswerks Thüringen liegen etliche Hinweise auf Verstöße gegen das Arbeitsschutz- und das Mindestlohngesetz vor.

Zudem sollen die mehr als 600 Fahrer, die für Amazon aus dem Verteilzentrum in Erfurt-Stotternheim Pakete zustellen, Löhne teilweise in bar erhalten und via App überwacht werden.

Fahrer werden für Tage und Wochen von der Arbeit gesperrt

Grundlage für die Fallstudie "Amazons letzte Meile" waren die Hinweise von mehr als 150 Beschäftigten, die sich allein in den vergangenen eineinhalb Jahren an die Beratungsstelle des DGB-Bildungswerks gewandt haben. Weil Amazon aus Kostengründen keine eigenen Paketfahrer anstellt, sind die Zusteller bei Subunternehmen beschäftigt. Viele von ihnen kommen aus dem Ausland. Wegen Sprachproblemen verstünde ein großer Teil von ihnen die Regelungen in ihren Arbeitsverträgen kaum und hätte wenig Kenntnisse über arbeitsrechtliche Grundlagen, sagte Tina Morgenroth vom DGB-Bildungswerk. Fahrer arbeiteten häufig in Vollzeit, obwohl sie nur Teilzeitverträge hätten.

Zudem gebe es Fälle, in denen Paketzusteller wegen Krankheit gekündigt worden sein sollen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung und das DGB-Bildungswerk kritisierten außerdem am Mittwoch so genannte Sperrlisten bei Amazon und dessen Subunternehmen. Demnach würden Fahrer gesperrt, wenn etwa Pakete verloren gingen, es zu Verkehrsunfällen komme oder Kunden sich beschwerten. Der betreffende Zusteller könne dann in dieser Zeit nicht arbeiten und erhalte auch keinen Lohn.

Der Onlinehändler Amazon baut seit 2017 seine eigene Lieferlogistik aus. Das Verteilzentrum in Erfurt gehört zur sogenannten letzten Meile. Von hier aus werden die Pakete an die Kunden zugestellt. Im Verteilzentrum selbst arbeiten mehr als 120 Mitarbeiter, zum größten Teil als Leiharbeiter.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 16. September 2021 | 18:20 Uhr

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