Schüler stehen an der Essensausgabe einer Mensa
Bald werden sich voraussichtlich weniger Kinder ein Essen in der Schulkantine leisten können. Bildrechte: Imago/ Thomas Schmidtke

Hohe Kosten befürchtet Was der höhere Mehrwertsteuersatz für Schul- und Kita-Essen bedeutet

20. November 2023, 09:21 Uhr

Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie steigt ab nächsten Jahr wieder von sieben auf 19 Prozent. Das betrifft auch das Essen an vielen Schulen und Kitas und damit zahlreiche Kinder und Eltern. Für die Kinder kann das den Verzicht auf das Mittagessen aus der Kantine bedeuten. Lösungen gäbe es jedoch.

Boris Bergmann beliefert mit seiner Firma über 130 Schulen, Kitas und Tagesmütter vor allem in Sachsen-Anhalt mit Essen. Mehr als zwei Drittel von ihnen wird die Mehrwertsteuererhöhung treffen. Konkret würde das Essen in einer Grundschule etwa 40 Cent teurer werden.

Bergmann kann sich gut vorstellen, dass dann noch mehr Eltern ihre Kinder vom Essen abmelden, weil es für sie zu teuer wird: "Es wird auf jeden Fall weniger, ich hoffe dass es nicht so viel weniger wird, dass mir die Kalkulation nach hinten runterfällt und wir dann wirklich in eine Bredouille kommen. Letztendlich können wir es nur über den Preis machen."

Bergmann fürchtet eine Preisspirale. Wenn noch mehr Eltern ihr Kinder abmelden, dann wird es für die verbliebenen Kinder teurer, weil sich die Fixkosten nicht ändern. Das könnte zu noch mehr Abmeldungen führen und so weiter. Für den Caterer ist das eine bedrohliche Situation.

Geschwister teilen sich oft einen Teller

Für Kinder ist die Lage mancherorts schon heute sehr schwierig, meint Ralf Blauert vom Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer: "Im Großen und Ganzen gehen wir davon aus, dass die Abmeldewelle sich jetzt wieder fortsetzen wird, und wir wieder viel öfter erleben werden, dass Geschwisterkinder sich ein Essen teilen – von einem Teller essen. Das wird sehr dramatische Auswirkungen haben, davon sind wir fest überzeugt."

Seit Monaten kämpft Blauert mit seinem Verband dafür, dass die Mehrwertsteuersenkung, die in der Corona-Pandemie eingeführt wurde, dauerhaft bleibt. Dem hat die Bundesregierung jetzt eine Absage erteilt. Lediglich für Einrichtungen, die das Essen selber ausgeben, also nur beliefert werden, gelten weiterhin 7 Prozent. Bei Bergmanns Menü- und Partyservice ist das die Ausnahme. Doch selbst dort dürfte das Essen unter anderem wegen des steigenden Mindestlohnes teurer werden, so Bergmann.

Preisdeckel als Lösung für Essensproblem

Wie ließe sich die Situation entschärfen? Armin Däuwel von der Kreiselternvertretung Erfurt, sieht nur eine Lösung: einen Preisdeckel. "Wir als Elternvertretung stehen natürlich dafür ein, dass alle Kinder eine Möglichkeit haben, an der Schulspeisung teilzunehmen. Und dann sollte man auch in der Stadt die Rahmenbedingungen dafür schaffen."

Wenn die Gemeinde die Kosten, die über dem Deckel liegen trägt, muss sie dafür Geld in die Hand nehmen. Dass sei durchaus machbar, sagt Ralf Blauert vom Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer. "Es gibt viele, viele gute Beispiele. Potsdam hat zum Beispiel einen Preisdeckel eingeführt. In Berlin ist das Grundschulessen grundsätzlich kostenlos. Seit 2019. Von daher fragen wir uns immer wieder, warum geht es nicht auch woanders?"

Sein Verband fordert kostenloses Essen in Kitas und Schulen. Denn kein Kind solle mit leerem Magen lernen.

Stapel von Pizzakartons einer Restaurantkette
Kleinere Gaststätten kommen im Wettstreit um Kundinnen und Kunden immer öfter nicht mehr gegen Restaurantketten wie "60 seconds to napoli" an und müssen schließen. Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 20. November 2023 | 05:00 Uhr

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