Gaskrise in Deutschland Erstes Flüssiggas-Terminal in Betrieb

17. Dezember 2022, 21:02 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Wilhelmshaven das erste deutsche Flüssiggas-Terminal offiziell eröffnet. Damit sowie mit weiteren Terminals soll die deutsche Energieversorgung unabhängig von Russland werden. Umweltschützer kritisieren das Terminal und kündigten an, Klage einzureichen.

In Wilhelmshaven (Niedersachsen) ist das erste deutsche Importterminal für Flüssiggas (LNG) eröffnet worden. Bei dem Festakt auf dem Spezialschiff "Höegh Esperanza" sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), mit diesen und den weiteren geplanten LNG-Terminals werde die deutsche Energieversorgung "unabhängig von den Pipelines aus Russland". Über das Terminal sollen jährlich rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden. Neben Scholz waren auch Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bei dem Festakt dabei.

Ein Drittel des Erdgas-Bedarfs aus LNG-Terminals

Vier weitere Terminals sollen bis Ende nächsten Jahres in Brunsbüttel, Stade und Lubmin entstehen. Sie können nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zusammen ein Drittel der für die Versorgung Deutschlands benötigten Erdgasmenge aufnehmen.

Scholz rechnet nicht mit Gasknappheit

Vor der Eröffnung des Terminals sagte Scholz der "Süddeutschen Zeitung", er rechne damit, dass die Gasversorgfung Deutschlands auch im Winter 2023/24 gesichert ist. Davon könne man wie auch in diesem Jahr ausgehen, wenn nichts Unvorhergesehes passiert. Der Kanzler kündigte an, den Bau weiterer LNG-Terminals im kommenden Jahr voranzutreiben.

Für langfristige Lieferverträge sei die Bundesregierung mit den Gasimporteuren kontinuierlich im Gespräch. Das Gas werde zu großen Teilen aus Norwegen, den USA, aus der Golfregion und den Niederlanden kommen.

Gas-Einspeisung ab kommender Woche

Das norwegische Spezialschiff "Höegh Esperanza" war vor zwei Tagen in Wilhelmshaven angekommen. Es soll künftig das von Tankschiffen angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln und in das deutsche Gasnetz einspeisen. Das soll in der kommenden Woche erstmals geschehen. Für das Schiff wurde binnen weniger Monate ein Anleger sowie eine rund 26 Kilometer lange Pipeline gebaut. Betrieben wird die Anlage vom Gasimporteuer Uniper.

Kritik von Umweltschützern am Einsatz von Chlor

Bei Umwelt- und Klimaschützern sorgt das Terminal für viel Kritik. Die Deutsche Umwelthilfe (DHU) will weitere rechtliche Schritte einleiten, um eine Befristung des Betriebs zu erreichen. Eine erste Klage läuft bereits. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärte, dass es "eigentlich nix zu feiern" gebe.

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Die Kritik entzündet sich dabei vor allem an der Einleitung von mit Bioziden behandelten Abwässern an dem Spezialschiff "Höegh Esperanza". Einer BUND-Sprecherin zufolge kommen alle anderen LNG-Spezialschiffe für Deutschland ohne den Einsatz von Bioziden wie Chlor aus. "Wir können nicht verstehen, warum man dieses halbe Jahr nicht genutzt hat, um das Schiff entsprechend umzurüsten". Auch die lange Genehmigung für das Terminalschiff bis zum Jahr 2043 kritisieren die Verbände.

dpa (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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