Kontopfändung Wann Banken Konten sperren dürfen
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24. Dezember 2022, 05:00 Uhr
Wenn die Bank das Girokonto sperrt, ist das für Verbraucher eine mittlere Katastrophe, weil sie nicht mehr auf ihr Geld zugreifen können. Banken dürfen Konten aber nur sperren, wenn Schulden nicht beglichen wurden oder um die Kunden bei verdächtigen Abbuchungen zu schützen.
- Konten werden von Banken gesperrt, wenn die Kunden ihre Schulden nicht bezahlen.
- Bei der Kontopfändung wird das Konto gesperrt und alle Kontobewegungen gestoppt.
- Wenn die Schulden beglichen werden, schalten die Banken das Konto innerhalb weniger Tage wieder frei.
Komplett ohne Vorwarnung werden Girokonten nur in sehr seltenen Fällen gesperrt. Denn meist ist die Ursache eine sogenannte Kontopfändung. Dazu kommt es, wenn Betroffene ihre Schulden nicht bezahlen, beispielsweise bei einem Versandhaus. Vorher gebe es aber in der Regel viele Warnsignale, die man auch ernst nehmen solle, sagt Gudrun Dietz von der Schuldnerberatung der Caritas Leipzig: "Das heißt, es gibt erstmal eine Mahnung, dann kriegt man noch eine Mahnung. Dann kommen irgendwann gelbe Briefe mit einem Mahnbescheid und dann ein Vollstreckungsbescheid."
Mit dem Vollstreckungsbescheid können die Unternehmen dann bei der Bank die Kontopfändung veranlassen. Das heißt, sie können Bankguthaben pfänden und auch Zahlungen, die erst später auf dem Konto eingehen, wie beispielsweise Lohn oder Gehalt.
Pfändungsschutz von Konten
Für die meisten sei das eine relativ schnell eintretende Katastrophe, sagt Dietz. Schließlich werde bei der Kontopfändung das Konto komplett gesperrt und alle Kontobewegungen würden sofort gestoppt, erklärt die Schuldnerberaterin: "Daueraufträge werden nicht mehr ausgeführt. Lastschriften gehen zurück, was dann auch immer wieder mit sehr viel Ärger und neuen Kosten verbunden ist. Man kann selber auch kein Geld mehr abheben. Das heißt: Sowohl die Fahrkarte für die Bahn, das Essen – es geht eigentlich erstmal nichts mehr. Es ist ein Totalstopp."
In solchen Fällen sollten sich Betroffene sofort bei ihrer Bank melden und die Situation klären. Werden die Schulden bezahlt, wird das Konto normalerweise innerhalb weniger Tage wieder freigeschaltet. Wer dafür nicht genug Geld hat, sollte sein Konto in ein Pfändungsschutz-Konto umwandeln lassen. Bei solchen Konten ist zumindest der sogenannte Pfändungsfreibetrag geschützt. "Das sind im Moment für eine erwachsene, alleinstehende Person 1.340 EUR. Das kann ich ganz normal bei der Bank machen, indem ich zur Bank gehe und sage: Ich möchte mein bestehendes Girokonto eben in ein Pfändungsschutz-Konto umwandeln lassen", erklärt Dietz.
Ruhe bewahren bei Kontosperren
Aber nicht nur bei Schulden und Pfändungen sperren Banken das Girokonto. Gibt es verdächtige Abbuchungen oder Überweisungen, sperren die Banken häufig ebenfalls Konten, um die Kunden zu schützen. Manchmal könnten die Banken ihre Kunden offenbar auch nicht anders erreichen, erklärt Finanzexpertin Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen: "Es gibt Vorgänge, wo die Banken den Kunden anschreiben und sagen erstmal zur Identifizierung des Kunden, dass er eine Mitteilung machen soll. Sie machen die Mitteilung nicht und plötzlich ist dann die Kontosperre da."
So ärgerlich die Kontosperre im Einzelfall auch ist: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten Ruhe bewahren und das Gespräch mit der Bank suchen, rät Verbraucherschützerin Heyer: "Es macht wenig Sinn, wenn ich jetzt wütende E-Mails schreibe oder wütende Telefonate mit der Bank führe. Sondern ich sollte schon in einem ruhigen, sachlichen Moment mich mit dem Kreditinstitut in Verbindung setzen, um möglichst schnell diese Kontosperre wieder auflösen zu können."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 24. Dezember 2022 | 06:00 Uhr