Atemwegserkrankungen Krankheitswelle: Pflege und Kitas am Limit
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24. November 2023, 10:34 Uhr
Durch die aktuelle Krankheitswelle fallen in Kitas und der Pflege reihenweise Mitarbeiter aus. Und in diesen Bereichen herrscht eh schon Personalmangel. Hohe Kosten für Lohnfortzahlungen und Ersatz-Personal könnten besonders die Kindertagesstätten in die Knie zwingen.
- In Pflegeeinrichtungen und Kindertagesstätten der Diakonie Mitteldeutschland ist die Situation dramatisch.
- In den Krankenhäusern, Schulen und Verkehrsbetrieben ist die Lage weniger besorgniserregend.
- Um vermeidbare Ansteckungen zu verhindern, sprechen sich die Kassenärztlichen Vereinigungen für die Krankschreibung per Telefon aus.
Dort, wo die Personaldecke ohnehin schon dünn ist, schrillen die Alarmglocken. "Wir erleben tatsächlich ein Drama im Drama", sagt der Sprecher der Diakonie Mitteldeutschland Frieder Weigmann. Die Diakonie betreibt hier zahlreiche Pflegeeinrichtungen und Kindertagesstätten.
Der Personalschlüssel sei viel zu knapp bemessen. Das ist Weigmann zufolge ein strukturelles Problem und das erste Drama. Das zweite Drama sei, so Weigmann, dass sofort Leistungen wegbrechen, wenn wie im Moment noch Krankheiten dazukommen.
Äußerst angespannte Lage in der Pflege
Laut Weigmann ist das ein Stimmungsbild, konkrete Zahlen habe er noch nicht. Die Rückmeldungen der Kollegen seien aber eindeutig und die Möglichkeiten, darauf zu reagieren, sehr beschränkt. "Wir können so eine Situation nur ganz schwer händeln. Es gibt in der Pflege zum Teil die Möglichkeit, über eine Zeitarbeitsfirma zu kompensieren. Dann kommt jemand vorbei für ein paar Tage, für ein paar Wochen."
Das sei aber sehr teuer. Denn der Träger einer Einrichtung zahlt dadurch zweimal: Zum einen das Krankengeld an die erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum anderen die Ersatzkraft zusätzlich. "Das ist ein Riesenproblem", sagt Weigmann. Einige Kitas hätten schon auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen müssen.
Weniger Besorgnis in anderen öffentlichen Einrichtungen
So brenzlig die Lage in einigen Sozialeinrichtungen ist, ein genereller Trend lässt sich daraus noch nicht ableiten. In den sächsischen Krankenhäusern etwa ist man zwar gewarnt, aber nicht besorgt.
Friedrich München, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen sagt: "Ja, es ist eine doch erhöhte Erkrankungsrate in den Krankenhäusern, die sich noch im Rahmen befindet." Es sei eine Entwicklung, die beobachtet werden müsse. Gerade um zu vermeiden, dass es zu Leistungseinschränkungen oder zu Bettensperrungen kommt.
Ähnlich sieht es an den Schulen aus. Die Krankenstände entwickelten sich für die Jahreszeit normal, heißt es aus den Landesschulämtern in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Man beobachte keine unerwarteten Auffälligkeiten. Auch die Verkehrsbetriebe in Leipzig, Dresden oder Erfurt haben aktuell keine nennenswerten Probleme auf ihren Bus- und Bahnlinien.
Praxen werden spürbar voller
Die Lage kann sich aber schnell ändern. "Tatsächlich ist die Infektwelle angelaufen", sagt Annette Rommel. Sie ist Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen und selbst Hausärztin. Es seien verschiedene Infektionen im Umlauf.
"Die üblichen Husten-, Schnupfen-, Heiserkeit-Erkrankungen, aber eben auch Covid-19- und Grippe-Erkrankungen sind schon vorhanden und die Praxen laufen voll." Vor diesem Hintergrund machen sich Rommel und ihre Länderkollegen für die Neuauflage der Krankschreibung per Telefon stark. Die sei wünschenswert, um Infektausbreitungen zu verhindern.
Für Menschen mit schweren Symptomen sei der Weg in die Arztpraxis aber weiter unerlässlich. Im kommenden Jahr soll die Regelung wiederkommen, das hat die Bundesregierung beschlossen. Wann genau, ist aber noch nicht klar.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. November 2023 | 06:04 Uhr