Hörer machen Programm Warum rechnen Parkhäuser nicht minutengenau ab?

03. Februar 2023, 05:00 Uhr

An vielen Orten muss man den vollen Stundensatz zahlen, wenn man im Parkhaus parkt. Auch, wenn man den Parkplatz nur einen Bruchteil der Zeit genutzt hat. MDR-AKTUELL-Nutzer Kurt Löhnicker aus Leipzig will daher wissen, warum in vielen Parkhäusern die Parkzeit nicht minutengenau abgerechnet wird.


Einen wirklichen Grund dafür, wieso man nicht auf das Minutenmodell setzt, hört man von APCOA nicht. APCOA ist der größte Parkraumbewirtschafter Europas und berechnet in keinem seiner deutschen Parkhäusern im 60-Sekunden-Takt.

APCOA: Modell vom Kunden akzeptiert

Anja Müller, die Verantwortliche für das Bestandsgeschäft des Unternehmens hierzulande, betont vielmehr, was für das andere Modell spricht. Im Falle von APCOA ist das ein 30-Minuten- und Stundenmodell. Das sei "einfach ein Modell, was gängig ist und vom Kunden gelernt ist. Ähnlich wie in Schwimmhallen, wo man nach Stunden oder Tagessätzen abgerechnet wird." Das gebe es in Parkhäusern eben auch.

Und im Gegensatz zum Straßenparken, wo man natürlich schnell und ein Stück weit unter Druck nach Minute abrechne, solle man in Parkhäusern ja auch ein Stück weit verweilen und in Ruhe Kultur, Shopping oder Ähnliches genießen, so Müller. Deshalb werde das auch vom Kunden sehr gut akzeptiert.

Minuten-Taktung kann auch Nachteile haben

Aber natürlich kann es für den Betreiber eines Parkhauses auch schlicht von Vorteil sein, wenn er mit größerer Taktung, also etwa nach angefangener Stunde abrechnet. Die volle Stunde ist bezahlt, egal ob das parkende Auto den Stellplatz möglicherweise früher verlässt.

Und wenn dort innerhalb von einer Stunde drei Kurzparker halten, kassiert der Betreiber eben für drei Stunden. Bei einer minutengenauen Abrechnung wäre das nicht möglich. Dennoch muss diese Zahlmethode für Verbraucher nicht unbedingt von Vorteil sein. Beim ADAC hält man das jedenfalls nicht für ausgemacht.

Minutentaktung bedeutet Preiserhöhung

ADAC-Sprecher Andreas Hölzel: "Also aus Verbrauchersicht muss man natürlich sehen, wie die Kosten sind. Und die Nachteile bei einer minutengenauen Abrechnung, die liegen bei dem Thema Preiserhöhung." Das heiße, es könne einfach sein, dass Verluste, die ein Parkhausbetreiber erleiden würde, wenn es eine minutengenaue Abrechnung gäbe, dann wieder durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden würden.

Und Verluste entstünden nicht nur durch die umgestellte Taktung, sagt Hölzel. Wenn nach Minuten abgerechnet werden soll, müssten die Parkautomaten wohl ausgetauscht werden. Die üblichen Automaten hätten nur fünf Restgeldspeicher für Zehn-Cent- bis Zwei-Euro-Münzen. Bei einer feineren Taktung brauche es wohl auch Platz für die kleineren Cent-Beträge.

Preise orientieren sich oft am Markt

In Sachen Preisgestaltung haben die Parkhausbetreiber übrigens weitgehend freie Hand. Dazu sagt ADAC-Sprecher Hölzel, gerade bei den privatwirtschaftlich betriebenen Parkhäusern sei es so, dass die Betreiber selbst über die Gebührenhöhe entscheiden könnten.

Tatsächlich würden sich die meisten Betreiber trotzdem an den Gebühren im öffentlichen Straßenraum orientieren. Also was man auf der Straße zahle, würde in ähnlicher Form auch in den Parkhäusern der Fall sein, sagt Hölzel.

Das bestätigt Anja Müller von Parkraumbewirtschafter APCOA. In manchen Fällen sei etwa mit Kommunen der Preis vertraglich geregelt. Grundsätzlich orientiere man sich bei der Preisgestaltung aber am Markt.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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