Start-up Gründung
In Sachsen haben es junge Wissenschaftler nicht leicht, wenn sie aus ihrer Idee ein Geschäftsmodell entwickeln wollen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Start-ups Keine optimalen Bedingungen für Gründer aus der Wissenschaft

19. Oktober 2023, 07:03 Uhr

Am Donnerstag sprechen Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und die Ost-Ministerpräsidenten darüber, wie es Gründern aus der Wissenschaft in Ostdeutschland geht. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle gibt es für diese keine optimalen Bedingungen, sich selbstständig zu machen. Bürokratische Hürden und wenig finanzielle Hilfe erschweren es jungen Start-ups aus der Wissenschaft ihre Idee durchzusetzen.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Dank Smartphone-Navigation finden wir inzwischen fast überall hin. Doch innerhalb von Gebäuden ist man schnell verloren. Wo geht es im Louvre zur Mona Lisa? Wie finde ich im Theater meinen Sitz? Und wo ist im Leipziger Rathaus eigentlich das Klo?

Der Chemnitzer Marko Rößler arbeitet an einer Technologie, mit der Smartphones auch solche Wege zeigen: "Wir haben eine Technologie, die innerhalb von Gebäuden eine sehr genaue Positionierung ermöglicht. Dass ich also weiß, wie ich in komplexen Gebäuden, wie beispielsweise einem Flughafen, einem Bahnhof oder einer Messe von A nach B komme. Wie viel Zeit ich dafür brauche und was ich auf dem Weg noch alles erledigen kann."

Die Innen-Navigation basiert auf UWB-Funk, den immer mehr Smartphones verstehen. Rößler forscht nicht nur daran, sondern er hat mit zwei Mitstreitern die Firma Pinpoint gegründet. Sie entwickeln nutzbare Navigationssysteme.

Bürokratische Hürden beim Gründen

Generell, sagt Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, gelinge der Transfer von einer Hochschulidee in die praktische Gründung im Freistaat ganz gut. Im letzten Jahr habe es über 100 Spin-offs, also Ausgründungen aus Sachsens Einrichtungen gegeben, sagt Gemkow. Aber es könnten noch mehr sein: "Wir haben viel Innovation. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten an spannenden Themen, aber sie sind zum Teil sehr fokussiert auf diese Arbeit, was wichtig ist. Aber es ist toll, wenn aus diesen Innovationen auch Produkte entstehen, Wertschöpfung entsteht, Arbeitsplätze am Ende. Das kann uns und muss uns noch besser gelingen", sagt der CDU-Politiker.

Das sieht auch Reint Gropp so. Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle findet, die Bürokratie mache es Gründern schwer: "Die deutsche Bürokratie sieht es nicht als ihre Aufgabe an, es einem Professor, der eine Idee hat, möglichst leicht zu machen, ein Unternehmen zu gründen. Sondern die Bürokratie sieht ihre Aufgabe eher darin, Regeln durchzusetzen – koste es, was es wolle."

Netzwerke unterstützen junge Forscher

Um Forschern beim Gründen zu helfen, gibt es an Sachsens Hochschulen diverse Netzwerke. In Südwestsachsen versucht Susanne Schübel von Saxeed, mit Forschern Geschäftsideen zu entwickeln: "Für uns ist die Sensibilisierung für den eigenen Wert der Forschung und die Möglichkeit zu einer eigenen Selbständigkeit hin die größte Herausforderung. Dass wir Menschen finden, die das auch machen möchten und umsetzen möchten. Dazu, denke ich, braucht es wirklich einen Kulturwandel."

Sind Forscher zu einer Gründung bereit, kommt die nächste Hürde: Gerade im Technologiebereich dauert es Jahre, bis eine Firma Gewinn macht. Bis dahin benötige sie aus anderen Quellen Geld, sagt Reint Gropp: "Es ist so, dass solche Unternehmen sehr risikoreich sind. Das heißt, es ist nicht was für das Portfolio der Oma, sondern da braucht man große institutionelle Investoren. Das sind in anderen Ländern, gerade in den USA, Hochschulstiftungen oder Rentenfonds, die das disproportional machen." In Deutschland gebe es solche Institutionen in der Form nicht, erklärt Gropp.

Sachsens Wissenschaftsminister Gemkow sieht eine Lösung darin, im Ausland um Investitionen in Start-ups zu werben. Außerdem könne man Gesetze so ändern, dass auch der deutsche Staat Risikokapital bereitstellt.

Die Innenraum-Navigierer von Pinpoint haben vom halbstaatlichen Technologiegründerfonds Sachsen Geld erhalten. Dank der siebenstelligen Summe hoffen sie, dass ihre Technik bald durch erste Gebäude navigiert.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Oktober 2023 | 06:08 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Nachrichten

Probebetrieb im Lithium-Labor in Steinitz. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 14.11.2024 | 20:16 Uhr

In Steinitz bei Salzwedel hat am Donnerstag die Pilotphase zum Abbau von Lithium begonnen. Das Unternehmen "Neptune Energy" will das wertvolle Metall aus dem im Boden befindlichen Thermalwasser filtern.

MDR FERNSEHEN Do 14.11.2024 19:05Uhr 00:28 min

https://www.mdr.de/nachrichten/app-aktuell/video-lithium-batterien-elektroautos-pilotphase-steinitz-sachsen-anhalt100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland