Erneuerbare Energien Sachsen-Anhalt und Thüringen für mehr Gerechtigkeit bei Netzentgelten

27. September 2023, 15:31 Uhr

Der Ausbau der erneuerbaren Energien kostet viel Geld, die Stromerzeugung hingegen ist günstig. Das führt derzeit zu großen Preisunterschieden bei den Netzentgelten, je nachdem wo man wohnt. Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann sagte MDR AKTUELL, fest stehe, dass sich etwas ändern müsse. In Sachsen-Anhalt müssten Bürger höhere Netzentgelte zahlen als beispielsweise im Süden oder Südwesten des Landes. Diese Ungerechtigkeit müsse überwunden werden.

Sachsen-Anhalt dringt auf eine fairere Verteilung der Netzentgelte. Das Bundesland will auf der am Mittwoch beginnenden Energieministerkonferenz in Wernigerode eine Einigung erzielen, wonach das Netzentgelt-System neu geregelt wird.

Denn feststehe, dass sich etwas ändern müsse, sagt Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann. "Wir haben das Dilemma, dass bei uns gleichsam der Fluch der guten Tat ist, dass unsere Bürgerinnen und Bürger höhere Netzentgelte zahlen als beispielsweise im Süden oder Südwesten des Landes. Und das ist ungerecht. Und diese Ungerechtigkeit soll überwunden werden. (…) Und da kann man nur an Bayern und Baden-Württemberg appellieren, hier auch Fairness walten zu lassen. Das muss überwunden und ausgeglichen werden."

Ausbau der erneuerbaren Energien, um künftig zu sparen

Unterstützung kommt aus Thüringen. Burkhard Vogel, Staatssekretär im Energieministerium des Landes sagte MDR AKTUELL, Ziel müsse sein, mehr Gerechtigkeit und eine gleichmäßigere Belastung herzustellen. "Letztendlich kommt es allen zugute, weil es führt dazu, dass der Ausbau der Erneuerbaren gefördert wird. Und langfristig würde mit dem Ausbau der erneuerbaren Energie billiger werden, weil erneuerbare Energien die billigste Energieform sind."

Wie stark sich die Netzentgelte regional unterscheiden, zeigen Zahlen des Vergleichsportals Verivox. Im Kreis Stendal zahlt ein Durchschnitts-Haushalt pro Jahr 405 Euro. Im bayrischen Aschaffenburg sind es 220 Euro. Benachteiligt sind meist Menschen in Regionen mit vielen Windrädern, wo in neue Leitungen investiert werden muss. Das ist vor allem im Norden der Fall, aber auch auf dem Land.

Stadt profitiert, Land zahlt drauf

In der Altmark z.B. zahlt ein Durchschnitts-Haushalt jährlich 140 Euro mehr als in Magdeburg. Die Nutznießer dagegen, meist im Süden der Republik oder in Ballungsgebieten, profitieren gleich doppelt.

Denn zusätzlich zu den tiefen Netzentgelten können sie sich noch über niedrige Strompreise freuen, wie der Energie-Experte Matthias Mier vom Ifo-Institut erklärt. Denn der billige grüne Strom aus dem Norden oder vom Land drückt den einheitlichen Preis an der Strom-Börse bundesweit.

Strom-Zonen als Lösungsansatz

Matthias Mier fordert, dieses System aufzubrechen, und zwar durch Strom-Zonen mit unterschiedlichen Strompreisen und unterschiedlichen Netzentgelten. "Bayern wäre eine Zone, Schleswig-Holstein, Niedersachsen. Und dann wäre der Strompreis automatisch sehr eng verknüpft mit unterschiedlichen Höhen von Netzentgelten. Die im Norden hätten dann einen geringeren Strompreis, haben zwar höhere Entgelte, aber würden dann im Endeffekt vielleicht doch besser wegkommen, als die Leute im Süden, die einen hohen Strompreis und niedrigere Netzentgelte haben. Das würde das Problem auflösen."

In vielen Ländern der Welt, auch innerhalb der EU, gibt es bereits Strom-Zonen. Wie das Problem in Deutschland gelöst wird, ist noch offen. Die Bundesnetzagentur arbeitet zurzeit Konzepte aus. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnte die EU-Kommission in Deutschland Strom-Zonen schaffen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. September 2023 | 06:09 Uhr

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