Ladestation für E-Autos von Nio. Ein Nio ET5 fährt in die Station
Es gibt auch in Deutschland Power Swap Stations, bei denen die Batterie ausgetauscht wird. Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

E-Mobilität in Deutschland Warum Batterietausch keine Alternative zu Ladesäulen für E-Autos ist

12. Dezember 2024, 15:33 Uhr

In China werden Fahrzeuge mit austauschbaren Batterien hergestellt. E-Autofahrer dieser Modelle können einfach ihre leeren Batterien gegen volle tauschen und weiterfahren. MDR-AKTUELL-Nutzer Gunther Sorge fragt sich, warum deutsche Autohersteller nicht auch Fahrzeuge mit austauschbaren Batterien anbieten.

In einem Werbevideo eines chinesischen Autoherstellers ist eine sogenannte Power Swap Station zu sehen: Eine Station, wo die leere Batterie eines E-Autos gegen eine volle getauscht wird. Das Auto fährt in einen Container. Ein Klick auf das Display im Fahrzeug und der Tauschprozess startet automatisch. Das Auto wird auf einer Hebebühne angehoben und Maschinen wechseln die Batterien aus.

In Deutschland hat der Hersteller gerade mal 19 dieser Power Swap Stations gebaut. Und bisher sind nur wenige chinesische E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs.

Hoher Aufwand für Standardisierung der Teile

Austauschbare Batterien und ein Netz aus Tauschstationen – ist das eine flächendeckende Alternative zu den Ladesäulen in Deutschland? Nein, sagt Marcus Bollig, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie: "Das erfordert, dass man ein hohes Maß an Standardisierung realisieren kann. Insbesondere hinsichtlich Bauraum, Schnittstellen, Funktionen im Speicher." Das sei sogar innerhalb des Fahrzeugportfolios eines einzelnen Herstellers kaum oder nur sehr schwer umsetzbar. Die Batterien für E-Autos seien hochkomplexe Bauteile. Der Aufwand, sie passend für sämtliche Hersteller und Modelle zu machen, wäre laut Bollig so hoch, dass die Preise für Fahrzeuge enorm steigen würden.

Laden geht immer schneller

Davon geht auch Achim Kampker aus. Der E-Mobilitätsexperte lehrt an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen: "Wir haben einen technischen Fortschritt im schnellen Laden." Zwar sei die Differenz zwischen dem Austauschen und dem Laden der Batterie noch vorhanden, aber nicht mehr so groß.

Laut Kampker dauerte das Laden zuvor ein bis zwei Stunden – mittlerweile sind es 15 Minuten. Das Austauschen der Batterie dauere hingegen fünf Minuten. Der E-Mobilitätsexperte geht davon aus, dass der Unterschied künftig noch kleiner wird.

Vorstellen kann er sich den Einsatz von tauschbaren Batterien trotzdem. Beispielsweise für Speditionsunternehmen, bei denen es darauf ankomme, eine große eigene Flotte zu haben. Dafür könne es sich lohnen, ein System zum Batterietausch aufzubauen.

Keine ausgebaute Ladeinfrastruktur in China

Doch warum sind in China austauschbare Batterien verbreiteter? Verbandsgeschäftsführer Marcus Bollig: "In China gibt es sicher Regionen, allein auch durch die Größe und die Fläche des Landes, wo ein entsprechender Ausbau von Ladeinfrastruktur über den Netzausbau schon mit erheblichen Kosten verbunden wäre und dann auch zeitlich sehr lange dauern würde."

In Deutschland wächst währenddessen die Zahl der Lademöglichkeiten stetig. Laut Bundesnetzagentur gibt mehr als 145.000 Ladepunkte. Vor einem Jahr waren es noch etwa 105.000.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Dezember 2024 | 06:17 Uhr

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