Kritik aus Branche Azubis lernen zu wenig über Wärmepumpen

13. Juni 2023, 05:00 Uhr

Wer heutzutage eine Ausbildung zum Heizungsbauer oder zur Heizungsbauerin anfängt, der hat später im Job sicherlich genug zu tun. Vor allem, wenn er oder sie sich mit Wärmepumpen auskennt – die sollen in Zukunft schließlich nach und nach Gas- und Ölheizungen ablösen, wo immer das möglich ist. Allerdings: Viele Azubis kriegen in ihrer Ausbildung zum Thema Wärmepumpe noch immer kaum etwas beigebracht.

Direkt bei der Leipziger Messe steht das Bürogebäude von Heizung und Sanitärbau Leipzig. Nebenan beginnt ein Wohngebiet und so sind es gerade vor allem Besitzer von dort gelegenen Einfamilienhäusern, die sich für eine Wärmepumpe interessieren und dem Installationsbetrieb die Türen einrennen, wie Geschäftsführer Kevin Englisch erzählt. "Täglich kommen Anfragen zum Thema erneuerbare Energien, im Speziellen die Luftwärmepumpe. Hier sind wir gerade dabei, ein Team zusammenzustellen. Das Team wird aus Azubis und Gesellen bestehen, die das dann installieren dürfen und können."

Wärmepumpe kommt in Ausbildung kaum vor

Die rund 30 Azubis bei Heizung und Sanitärbau Leipzig profitieren in dem Fall davon, dass der Betrieb und damit die Bandbreite an Aufträgen groß ist. In der Ausbildungsordnung im Bereich Sanitär Heizung Klima taucht die Wärmepumpe nämlich nur in einer ganz kleinen Nebenrolle auf: Als Teil eines Theoriekurses mit insgesamt 40 Stunden. "Diese 40 Stunden, der Wochenkurs, der reicht nicht", sagt Burghard Grupe, Geschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. "Hier muss einfach viel mehr Platz für Kurse gemacht werden an den Bildungszentren, und zwar in der überbetrieblichen Ausbildung, wo das gelehrt werden muss, damit auch alle den gleichen Kenntnisstand haben."

Diese Kurse sind eine Säule der Ausbildung – und Heizungsbauer Kevin Englisch erzählt, dass seine Lehrlinge dort heute noch ungefähr das Gleiche lernen wie er selbst vor 20 Jahren. Er und Handwerkskammer-Chef Grupe sind sich einig: Die Ausbildungsordnung braucht ein Update. Und zwar dringend, sagt Grupe. Denn so eine Anpassung brauche Vorlauf und bis die ersten Lehrlinge die neue Ausbildung dann abschließen, könne es schon um die fünf Jahre dauern, schätzt er.

Bundesbehörde und Fachverband widersprechen

Aus der zuständigen Behörde, dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist jedoch zu hören: "Dass wir an das Berufsbild im Moment heranmüssen, nur aus dem Grund der Wärmepumpe heraus, das seh‘ ich noch nicht so." Axel Kaufmann, beim BIBB verantwortlich für die Metallberufe, erklärt: Der Ausbildungsrahmen sei extra technikoffen formuliert, um viele Technologien und Hersteller mit einzubinden.

Und darin ist er sich einig mit André Schnabel vom Fachverband Sanitär Heizung Klima. Schnabel ist dort Bundesvorsitzender im Ausschuss Berufsbildung, er sagt: "Die Wärmepumpe ist schon seit vielen Jahren Grundlage der Ausbildung, jetzt wird das natürlich ein bisschen gehyped, aber wir haben unsere Lehrlinge schon immer auch daraufhin geschult. Unsere Betriebe sind fit und am Ende regelt's der Markt."

Alles, was über diese Grundlagen hinausginge, sagt Axel Kaufmann vom BIBB, wäre eine Spezialisierung, "die durchaus dann im Betrieb erfolgen kann, vielleicht auch in firmenspezifischen Schulungen, wenn‘s dann tiefer geht, oder auch in der Weiterbildung an sich, in der bundeseinheitlichen, in der branchenspezifischen, oder vielleicht auch in der firmenspezifischen Weiterbildung".

Sprich: In Kursen, die beispielsweise Fachfirmen oder Handwerkskammern anbieten. Und da tue sich derzeit einiges in Sachen Wärmepumpe, das berichten das BIBB, der Fachverband und die Handwerkskammer Magdeburg.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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