Landtagswahlen So entstehen Prognose, Hochrechnungen und Wahlergebnis
Hauptinhalt
01. September 2024, 19:15 Uhr
Mit der Prognose und Hochrechnungen werden am Wahlabend schon vor Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse erste Aussagen über den Wahlausgang getroffen. Wie sicher sind diese Berechnungen? Welche Unterschiede gibt es? Wie werden Briefwähler berücksichtigt?
- Umfragen vor der Wahl liefern ein politisches Stimmungsbild.
- So entsteht die 18-Uhr-Prognose unter Berücksichtigung der Briefwähler.
- Bei den Hochrechnungen werden die ersten Auszählungsergebnisse eingerechnet.
- Vorläufiges Ergebnis in der Nacht zum Montag erwartet.
Am 1. September sind in Sachsen und Thüringen neue Landtage gewählt worden. Die Prognose und die Hochrechnungen liefern am Wahlabend schon vor der Bekanntgabe der amtlichen Endergebnisse erste Aussagen über einen möglichen Wahlausgang. Für die ARD werden die Zahlen von Infratest dimap geliefert. Das ZDF arbeitet mit dem Verein Forschungsgruppe Wahlen zusammen. Wie zuverlässig sind die Vorabdaten und welche Unterschiede bei der Berechnung gibt es?
Umfragen ermöglichen vorab ein Stimmungsbild
Vor den Wahlen sollen Umfragen ein möglichst authentisches politisches Stimmungsbild im Land widerspiegeln. Befragt wird repräsentativ meist per Telefon und online. Wahlberechtigte werden etwa befragt, welche Partei sie aktuell wählen würden, wenn am darauffolgenden Sonntag Wahlen wären oder welchen Regierungschef sie sich wünschen.
Die Umfrageergebnisse bilden immer ein zeitlich begrenztes, durch aktuelle Themen beeinflusstes Stimmungsbild ab. Die Mehrheit der Wähler entscheidet erfahrungsgemäß kurzfristig, welcher Partei sie ihre Stimme gibt.
Prognose am Wahltag um 18 Uhr
Die Prognose ist der erste Höhepunkt am Wahlsonntag. Es gibt sie nur einmal und zwar um Punkt 18 Uhr. Dazu sitzen in mehreren repräsentativ ausgewählten Wahllokalen Wahlforscher und befragen Wählerinnen und Wähler nochmals, nachdem diese ihren Stimmzettel abgegeben haben. Abgefragt wird nicht nur, welche Partei gewählt wurde, sondern auch soziostrukturelle Merkmale wie Geschlecht, Alter, Konfession oder Bildung.
Ihre Antwort werfen die Befragten in eine Extrabox – im Fall der ARD-Prognose in die der Wahlforscher von Infratest dimap. Diese Ergebnisse werden an eine Zentrale weitergeleitet. Dort bearbeiten Mitarbeiter des Wahlforschungsinstituts mit Hilfe ihrer Modelle und komplexen Rechensystemen die Angaben der Wähler und erstellen die Prognose.
Besonderheiten der Prognose – Was ist mit den Briefwählern?
Bei der Erstellung der Prognose gibt es einige Herausforderungen. Zum einen müssen die Befragungsstandorte repräsentativ ausgewählt werden – vom Villenviertel bis zum sozialen Brennpunkt müssen alle sozialen Gruppen abgebildet werden. Die Befragungsergebnisse werden über Gewichtungsmodelle angepasst. Hinzu kommen von Wahl zu Wahl mehr Briefwähler, bei der Bundestagswahl 2021 war es schon fast jeder zweite. Außerdem müssen viele kleine Parteien berücksichtigt werden.
Weitere Faktoren bei der Befragung für die Prognose sind etwa Erfahrungswerte, wonach Unionsanhänger eher morgens wählen, Grünen-Wähler dagegen eher kurz vor Schließung der Wahllokale. Außerdem sind nicht alle Wähler zu einer Auskunft bereit oder antworten möglicherweise nicht wahrheitsgemäß. All diese Besonderheiten müssen rechnerisch ausgeglichen werden. Diese Modelle werden dann mit den Befragungsergebnissen zur 18-Uhr-Prognose zusammengeführt. Damit die Prognose dem Ergebnis möglichst nahe kommt, erstellen die Wahlforschungsinstitute vor jeder Wahl ein neues Modell. Auch Briefwähler werden berücksichtigt.
Die Prognosen von ARD und ZDF bei der Europawahl im Juni 2024 waren nach Einschätzung von Marktforschern sehr gut. Beide sogenannten Exit-Polls wiesen nur minimale Abweichungssummen von 1,42 (Infratest dimap) und 1,04 (Forschungsgruppe Wahlen) aus.
Hochrechnung basiert auf amtlicher Auszählung
Wenige Minuten nach der Prognose erfolgt die erste Hochrechnung. Anders als bei der Prognose fließen dann bereits erste reale Auszählungsergebnisse ein. Mit jeder neuen Hochrechnung im Laufe des Abends nähern sich die Wahlforscher also dem vorläufigen Ergebnis an.
Diese Hochrechnungen basieren auf den amtlichen Auszählungen wiederum repräsentativ ausgewählter Stimmbezirke. Je mehr amtliche Teilergebnisse zusammenkommen, desto exakter kann das Ergebnis hochgerechnet werden. Dabei fließen auch erste Briefwahlergebnisse ein.
Vorläufiges Ergebnis in der Nacht erwartet
Ab Schließung des Wahllokals um 18 Uhr zählen die Wahlvorstände die Stimmen aus und melden die Ergebnisse an die Landeswahlleitung, ebenso die Briefwahlstimmen. In kleineren Wahlkreisen geht die Auszählung in der Regel etwas schneller. In Städten dauert es oft bis in die Nacht hinein.
Gibt es Komplikationen bei der Auszählung muss möglicherweise neu ausgezählt werden. Die Landeswahlleitungen teilen dann im Laufe des Wahlabends auch schon Zwischenergebnisse auf ihren Webseiten in Sachsen und Thüringen mit. Nach Abschluss der Auszählungen wird in der Nacht zum Montag das vorläufige Wahlergebnis erwartet. Vorläufig sind die Ergebnisse, weil sie vom Landeswahlleiter noch geprüft werden müssen. Das amtliche Endergebnis folgt in der Regel einige Tage später.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. September 2024 | 05:00 Uhr