Eine Frau mit Europa-Hoodie wirft ihren Stimmzettel in die Urne.
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EU-Parlament Europawahl: Wahllokale in Deutschland geschlossen

09. Juni 2024, 18:00 Uhr

Rund 65 Millionen Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik haben am Sonntag ihre Stimme für ein neues Europaparlament abgegeben. Die Abstimmung lief ohne größere Zwischenfälle ab. Zum frühen Nachmittag zeichnete sich in Mitteldeutschland eine etwas niedrigere Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren ab. Die Wahllokale wurden 18 Uhr geschlossen.

Bei der Europawahl in Deutschland hat am Sonntag bis zum frühen Nachmittag jeder dritte Wahlberechtigte seine Stimme abgegeben. Bis 14 Uhr hätten 32,3 Prozent bei der Wahl des Europäischen Parlaments abgestimmt, teilte Bundeswahlleiterin Ruth Brand als Zwischenstand mit. Die Stimmen von Briefwählenden seien dabei nicht berücksichtigt.

Eine Vergleichszahl zur Europawahl 2019 nannte die Bundeswahlleiterin nicht. Eine Sprecherin verwies auf Anfrage darauf, dass sich die Erhebungsmethodik seitdem geändert habe, weshalb die Zahlen nicht vergleichbar wären. 2019 hatte der Bundeswahlleiter für 14 Uhr eine Wahlbeteiligung von 29,4 Prozent genannt. Nach Abschluss hatte die Beteiligung bei der Europawahl damals 61,4 Prozent erreicht, fünf Jahre davor waren es 48,1 Prozent.

Hinsichtlich der Briefwähler waren demnach vorerst noch keine genauen Angaben möglich. Einzelne Kommunen wie etwa Frankfurt am Main hätten hier von einer höheren Quote im Vergleich zu 2019 gesprochen, hieß es.

65 Millionen Wahlberechtigte

Rund 65 Millionen Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepublik konnten bis 18 Uhr ihre Stimme für 96 Abgeordnete abgeben. Die Bundeswahlleiterin, Politiker und Parteien hatten die Menschen am Sonntag noch einmal dazu aufgerufen, ihr Wahlrecht wahrzunehmen. "Nie war eine Europawahl so wichtig", hieß es in einem Post der Bundes-CDU auf der Plattform X. SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley sagte in einem Video auf Facebook: "Wir brauchen alle Demokratinnen und Demokraten an der Urne."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt seinen Stimmzettel für die Europawahl ab.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Stimme in Potsdam im Wahllokal bei der Industrie- und Handelskammer abgegeben. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Kay Nietfeld

Mitteldeutschland: Bis Nachmittag niedrigere Wahlbeteiligung

In Sachsen-Anhalt hatten am Nachmittag weniger Menschen für die Kommunal- und Europawahlen ihre Stimme abgegeben als noch vor fünf Jahren. Der Landeswahlleiterin in Magdeburg zufolge hatten bis 16 Uhr 40,5 Prozent der Wahlberechtigten in den Wahllokalen gewählt. Zum gleichen Zeitpunkt 2019 hatte die Wahlbeteiligung bei 42,0 Prozent gelegen.

Ähnlich sah es in Thüringen aus. Dort hätten Sonntag bis 16 Uhr rund 45,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte der Landeswahlleiter mit. Bei den Europa- und Kommunalwahlen 2019 betrug die Wahlbeteiligung zu diesem Zeitpunkt rund 48,5 Prozent.

In Sachsen lagen nur Zahlen bis 14 Uhr vor. Zu diesem Zeitpunkt war die Wahlbeteiligung im Freistaat mit 31,4 Prozent ähnlich hoch wie vor fünf Jahren. 2019 waren es zur gleichen Zeit 31,9 Prozent. Die Briefwähler waren bei den vorläufigen Schätzungen der Länder noch nicht enthalten.

Deutschland wählt 96 von 720 Abgeordneten

Insgesamt durften in der EU 350 Millionen Menschen über die Zusammensetzung des Europaparlaments bestimmen. Dabei ging es um 720 Sitze. Die Zahl war im Vergleich zum bisherigen Parlament um 15 erhöht worden. Grund dafür sind demografische Veränderungen. So erhalten etwa Frankreich, Spanien und die Niederlande jeweils zwei Sitze mehr. Für Deutschland ändert sich nichts, die Bundesrepublik hat mit 96 Abgeordneten bereits die Höchstzahl erreicht.

Eine grafische Darstellung der Anzahl der Sitze im EU-Parlament 1 min
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Vom 6. bis 9. Juni wird ein neues EU-Parlament gewählt. Stimmabgabe in Deutschland ist Sonntag, der 9. Juni. Die Europawahl findet alle fünf Jahre statt.

Fr 15.03.2024 07:44Uhr 00:32 min

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In einigen Ländern wurde bereits gewählt, so etwa in den Niederlanden, in Tschechien und in der Slowakei. Auch am Sonntag öffnen und schließen die Wahllokale nicht einheitlich. In Italien kann bis 23 Uhr abgestimmt werden. Aus diesem Grund veröffentlicht die Bundeswahlleiterin das vorläufige Ergebnis auch nicht vor 23 Uhr, selbst wenn es eher feststehen sollte.

35 Parteien traten an

Zur Wahl zugelassen waren in Deutschland 35 Parteien. Auf dem Wahlzettel standen jedoch nur 34. Die beiden Unionsparteien CSU und CDU traten wie auch bei Bundestagswahlen getrennt an, die CSU in Bayern, die CDU im restlichen Bundesgebiet. Das hatte zur Folge, dass die CDU im Gegensatz zu den anderen Parteien in jedem Bundesland mit einer eigenen Landesliste antrat.

Spitzenkandidaten mit und ohne Wahlmöglichkeit

Mit Ausnahme der Union traten alle Parteien mit einer bundesweiten Spitzenkandidatin oder einem Spitzenkandidaten an. Dabei handelte es sich jeweils um die Bewerberin bzw. den Bewerber auf Platz eins der Bundesliste. Das waren unter anderem:

Die Union hatte aufgrund ihrer Landeslisten keinen bundesweiten Spitzenkandidaten. Sie warb aber mit Ursula von der Leyen. Diese trat gar nicht zur Wahl für das Europaparlament an, wurde aber von der konservativen Parteienfamilie EVP zur europaweiten Spitzenkandidatin ernannt.

Europaweite Spitzenkandidaten

Mehrere europäische Parteienfamilien traten zur Europawahl mit einem jeweiligen Spitzenkandidaten an. Ursprünglich hatte das EU-Parlament vor, diese über einen zweiten Stimmzettel europaweit wählen zu lassen. Diesem Vorschlag haben die Vertreter der Mitgliedsstaaten aber bislang nicht zugestimmt. Die Spitzenkandidatur hat aber nicht nur eine symbolische Bedeutung. Vereinbart ist, dass die jeweiligen Spitzenkandidaten nach der Wahl für das Amt des Kommisionspräsidenten antreten, der dann vom EU-Parlament gewählt wird.

Europäische Volkspartei (EVP): Kommisionspräsidentin Ursula von der Leyen
Sozialdemokraten (S&D): EU-Arbeitskommissar Nicolas Schmit (Luxemburg)
Liberale: Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Grüne: Europaabgeordnete Terry Reintke und Bas Eickhout (Niederlande)
Linke: Walter Baier (KPÖ, Österreich)

Die beiden Rechtsaußenfraktionen EKR und ID hatten keine europäischen Spitzenkandidaten aufgestellt.

Keine Sperrklausel – bisher 14 deutsche Parteien im Parlament

In Deutschland gilt seit 2014 bei Europawahlen keine Sperrklausel, sodass praktisch weniger als ein Prozent Stimmenanteil reicht, um einen Sitz im Parlament zu erringen. Bei der Wahl 2019 schafften das 14 Parteien.

Hintergrund: Sperrklausel

In Deutschland galt bei Europawahlen bis 2009 eine Sperrklausel von fünf Prozent. Das Bundesverfassungsgericht hatte sowohl diese als auch eine danach geplante kleinere Hürde von drei Prozent gekippt. Zu Begründung erklärte das Gericht, dass eine Sperrklausel bei EU-Wahlen anders als etwa bei Bundestagswahlen die Chancengleichheit unverhältnismäßig verletze. 2018 hat sich der Europäische Rat, also die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder, darauf geeinigt, eine Klausel von mindestens zwei Prozent einzuführen. Sie kann aber nicht in Kraft treten, bevor sie von allen EU-Staaten ratifiziert worden ist. Für eine noch weitergehende Wahlrechtsreform hatte sich 2022 das EU-Parlament ausgesprochen. Darin enthalten wären unter anderem eine Zweitstimme für europaweite Listen und für große Länder eine Sperrklausel von 3,5 Prozent. Bisher haben die Mitgliedsstaaten dem aber nicht zugestimmt.

Wählen ab 16 in Deutschland

Erstmals durften in der Bundesrepublik auch 16-Jährige an der Europawahl teilnehmen. Die Ampel-Koalition hatte dies 2022 beschlossen. Zu Begründung hieß es, junge Menschen seien bisher bei vielen für sie wichtigen Themen ausgeschlossen gewesen. Zudem gab es eine Empfehlung des EU-Parlaments, das Wahlalter abzusenken. Neben Deutschland ließen aber lediglich Belgien, Österreich, Griechenland und Malta Jugendliche wählen.

Klartext zur Europawahl

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Fr 17.05.2024 12:06Uhr 00:56 min

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Kommunalwahl in Sachsen und Sachsen-Anhalt

In Sachsen und Sachsen-Anhalt waren am Sonntag zudem rund fünf Millionen Menschen aufgerufen, über die Zusammensetzung von Kreistagen, Stadt- und Gemeinderäten sowie Ortschaftsräten zu entscheiden. Die Wahllokale waren von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Stichwahlen in Thüringen

In Thüringen fanden am Sonntag Stichwahlen um zahlreiche Landratsämter und Bürgermeisterposten statt. Überall dort, wo beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht hatte, waren Bürgerinnen und Bürger erneut zur Wahl aufgerufen.

Gewählt wurde in zwölf Landkreisen, darunter in neun mit Beteiligung der AfD. Unter anderem in Erfurt, Jena und Gera kämpften die Amtsinhaber um ihre Oberbürgermeisterposten.

MDR, AFP, dpa (kos, ewi)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 09. Juni 2024 | 19:30 Uhr

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