Anschlag auf Weihnachtsmarkt Terrorexperte: Mutmaßlicher Täter übte fundamentale Islamkritik
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21. Dezember 2024, 13:45 Uhr
Der ARD-Terrorexperte Holger Schmidt hat Zweifel an einem islamistischen Motiv des mutmaßlichen Täters vom Magdeburger Weihnachtsmarkt. Schmidt sagte dem MDR, es sei irritierend, was über die Einstellungen des Arztes bekannt sei. Der Mann habe sich früher islamkritisch geäußert.
- Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist
- Mutmaßlicher Täter übte offenbar fundamentale Islamkritik
- Terrorexperte: Ziel des Täters war Menschen töten
Der ARD-Terrorexperte Holger Schmidt hat Zweifel an einem islamistischen Motiv beim Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt geäußert. Schmidt bezeichnete bei MDR AKTUELL die Einstellungen des Arztes aus Saudi-Arabien als sehr irritierend. Der mutmaßliche Täter habe sich früher mit fundamentaler Islam-Kritik geäußert. Deshalb sei es paradox, wenn er jetzt in den Verdacht komme, aus islamistisch-terroristischen Motiven diese furchtbare Tat begangen zu haben. Es scheine sehr deutlich, dass da irgendetwas anders sein müsse.
Bekannt ist, dass der Mann seit 2006 in Deutschland lebte. Der 50-Jährige hat in der Salus-Klinik in Bernburg im Salzlandkreis als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie gearbeitet, seit 2020 war er im Maßregelvollzug für suchtkranke Menschen beschäftigt, zuletzt aber als arbeitsunfähig gemeldet gewesen.
Mutmaßlicher Täter übte offenbar fundamentale Islamkritik
Doch warum fuhr der Mann mit einem Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt? So äußerte er sich in einem FAZ-Interview vor über zehn Jahren zur Unterdrückung der Frauen in seinem Heimatland und spreche sich fundamental gegen Saudi-Arabien aus, so Schmidt. Zudem präsentierte er sich als eine Art Fluchthelfer für unterdrückte Frauen in Saudi-Arabien. "Und in alldem schwingt eine fundamentale Islamkritik mit die ganze Zeit eigentlich", so Schmidt.
Es wirkt völlig paradox, dass ein Mensch, der solche Gedanken hat, jetzt in den Verdacht kommt, er könnte aus islamistisch, terroristischen Motiven diese furchtbare Tat begangen haben.
"Es wirkt völlig paradox, dass ein Mensch, der solche Gedanken hat, jetzt in den Verdacht kommt, er könnte aus islamistisch, terroristischen Motiven diese furchtbare Tat begangen haben", sagte der Experte weiter. Da müsse es noch etwas anderes geben. Dazu passe ein Video von ihm auf den sozialen Medien, in dem er sehr verwirrt wirke.
In dem auf einer englischen Internetplattform veröffentlichen Video, beschreibt der Mann, laut Schmidt, Zustände in Deutschland: "Er nimmt politische Analysen vor, aber es wirkt alles irgendwie reichlich seltsam." Sein Eindruck: Die Ermittler müssten sich sehr intensiv damit beschäftigen, wie die Gedankenwelt des Mannes aussehe und was seine Motivation sein könnte.
Terrorexperte: Ziel des Täters war Menschen töten
Fest steht, dass aus Sicht von Schmidt der Islam im Leben des Mannes eine große Rolle gespielt hat. "Es ist halt so bizarr, weil er dagegen (den Islam) war." Zudem handele es sich aus Sicht des Terrorexperten bei der Tat um einen Anschlag. Es sei offenkundig, dass der mutmaßliche Täter Menschen töten und verletzen wollte.
"Die Frage ist nur: Warum?", sagte Schmidt. "Persönlich bin ich gespannt darauf, ob der Mann bei den Ermittlungsbehörden selber etwas dazu sagen wird." Schmidt sei auch ein bisschen ratlos, denn: "Was denn Gotteswillen so eine Tat ausgelöst hat und so viel Leid und Schrecken verursacht hat."
MDR (mpö)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Dezember 2024 | 11:35 Uhr