"Zeit"-Enthüllungsbericht Springer-Chef Döpfner äußerte sich abfällig über Ostdeutsche und Merkel
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14. April 2023, 18:57 Uhr
Springer-Chef Mathias Döpfner soll sich nach einem "Zeit"-Bericht in früheren hausinternen Dokumenten abfällig über Ostdeutsche und Ex-Kanzlerin Angela Merkel geäußert haben. Das Blatt zitiert ihn unter anderem mit dem Satz: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht." Döpfner reagierte und sprach von aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten. Er habe keine Vorurteile gegen Ostdeutschland.
- Lästern über "intolerante Muslime" und "Ossis"
- Merkel als "Sargnagel der Demokratie"
- Corona-Lockdown als "Ende der Markwirtschaft"
- Ostdeutsche als "Lieblingsziele"
- Döpfner: "Habe keine Vorurteile gegen Ostdeutschland"
Eine Enthüllungsgeschichte der Wochenzeitung "Die Zeit" zeichnet ein negatives Bild, das der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, in den zurückliegenden Jahren von Angela Merkel und den Ostdeutschen gehabt haben soll. Der Bericht fußt nach "Zeit"-Angaben auf internen Dokumenten aus dem Springer-Haus, insbesondere Mails und Chat-Nachrichten aus dem engsten Führungskreis: "Sie zeichnen, ergänzt durch Gespräche mit Insidern und Beteiligten, das Bild eines Vorstandsvorsitzenden, der getrieben von seiner Ablehnung Angela Merkels schien", schreibt die Wochenzeitung.
Lästern über "intolerante Muslime" und "Ossis"
Dem "Zeit"-Bericht zufolge hat Döpfner in den internen Dokumenten auch über "intolerante Muslime" und Ostdeutsche gelästert. So wird Döpfner unter anderem mit dem Satz zitiert: "Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht." Die Enthüllungsgeschichte der "Zeit" geht auch auf die unterschiedliche Haltung von Döpfner und Friede Springer, der Witwe des Verlagsgründers Axel Springer, gegenüber der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Während die Merkel-Freundin Springer die Ex-CDU-Chefin sehr schätzte, hielt Döpfner sie laut der Zeitung "offenbar für irre oder gefährlich".
Merkel als "Sargnagel der Demokratie"
So soll Döpfner nach den von der "Zeit" zitierten Dokumenten auch die Intervention Merkels ("Tabubruch") nach der Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten von Thüringen mit den Stimmen der AfD kritisiert haben. Die entsprechende "Bild"-Schlagzeile "Handschlag der Schande" habe Döpfner zwar als "taktisch" richtig, aber inhaltlich "komplett falsch" bezeichnet.
So soll er am 8. Februar 2020 über die Ablehnung der Unterstützung durch die AfD geschrieben haben: "Lieber PDS-Nachfolgeorganisation als Ministerpräsident als die Liberalen. Nur weil ein paar demokratisch gewählte AfD-Wichser ihn gewählt haben. Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M. den Verstand. Sie ist ein Sargnagel der Demokratie. Bald hat die AfD die absolute Mehrheit." Mit "M." könnte laut "Zeit" Merkel gemeint gewesen sein.
Corona-Lockdown als "Ende der Markwirtschaft"
Als Merkel und ihre Regierung im März 2020 den ersten Corona-Lockdown planten, soll Döpfner dem "Zeit"-Bericht zufolge "aufgeregte Nachrichten" verschickt haben: "Corona ist eine Grippe gefährlich für Alte und Kranke", schreibt er. Politik und Wirtschaftsführer würden "unsere offene Gesellschaft für immer zerstören". Weiter soll der Springer-Chef geschrieben haben: "Das Ganze ist so surreal. Kollektiver Verstandesverlust. Der Coup der Gefühligkeit. Das absolute Scheitern der Eliten. Es ist ein Endpunkt."
Am 25. März soll Döpfner laut "Zeit" geschrieben haben: "Das ist das Ende der Marktwirtschaft. Und der Anfang von 33." Ob er damit auf die Machtergreifung von Adolf Hitler 1933 anspielte, kann nur vermutet werden.
Ostdeutsche als "Lieblingsziele"
Derartige "Reminiszenzen" sollen dem "Zeit"-Artikel zufolge Döpfner nicht fremd gewesen sein. Zu seinen "Lieblingszielen" hätten dabei die Ostdeutschen gehört. So zitiert die "Zeit" Döpfner auch mit dem Satz: "Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt. Von Kaiser Wilhelm zu Hitler, zu Honecker, ohne Zwischendurch US-Reeducation genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zur AfD."
Bereits in einer Nachricht vom 8. Oktober 2019 soll Döpfner dem "Zeit"-Bericht zufolge "zu 39 Jahren [sic, vermutlich ein Tippfehler, vermutlich waren 30 Jahre gemeint] einen Text zu schreiben, in dem ich die Wiederaufung [sic, vermutlich Tippfehler, vermutlich Widerrufung] der Wiedervereinigung fordere. Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die Ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn machen."
Döpfner: "Habe keine Vorurteile gegen Ostdeutsche"
Springer-Chef Döpfner wies inzwischen die Vorwürfe zurück. Der "Zeit"-Artikel basiere auf "aus dem Zusammenhang gerissenen Text- und Gesprächsschnipseln", erklärte Döpfner in einer internen Konzernmitteilung. Er habe "natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands".
Der Springer-Vorstandsvorsitzende ging auch auf den Vorwurf ein, er nehme Einfluss auf das Profil von "Bild". Das sei als CEO und Miteigentümer sein Job, sagte Döpfner. Aber über allem stehe die Freiheit der Redaktionen.
Die Zeit,epd (dni,ans)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. April 2023 | 12:30 Uhr