Treffen der Umweltminister Wölfe sollen schneller abgeschossen werden

01. Dezember 2023, 19:49 Uhr

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat gemeinsam mit den Ländern beschlossen, dass Problemwölfe bald schneller abgeschossen werden dürfen. Die Zahl der Wolfsangriffe auf Nutztiere war zuletzt stark angestiegen. Nun soll bald ohne DNA-Analyse ein Abschuss von Wölfen für bis zu 21 Tage nach einem Riss erlaubt sein.

Wölfe, die Weidetiere gerissen haben, sollen in Deutschland schneller zum Abschuss freigegeben werden. Darauf verständigten sich die Umweltminister von Bund und Ländern bei ihrem zweitägigen Treffen im westfälischen Münster.

Landwirte und Halter von Nutztieren hatten immer wieder protestiert, da es vermehrt zu Angriffen von Wölfen kam. Anders als bisher soll nun nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müssen. Besonders stark betroffene Bundesländer wollen mit einheitlichen Länderverordnungen den schnelleren Wolfsabschuss bereits zum Start der Weidesaison 2024 möglich machen. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus kündigte dazu Gespräche an, die schon in der kommenden Woche beginnen sollen. Dabei gehe es neben Mecklenburg-Vorpommern auch um Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Details zu Schnellabschüssen noch unklar

Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer sagte, "uns ist da ein Durchbruch gelungen". Er forderte eine bundesweit "praxisgerechtere und rechtssichere Vorgehensweise, um verhaltensauffällige Einzelwölfe" abzuschießen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die entsprechende Vorschläge bereits im Oktober vorgelegt hatte, betonte die Einstimmigkeit des Beschlusses. Auch mit dem EU-Recht sei der Beschluss vereinbar. Unklar blieb, wie viele Wölfe der Schnellabschuss pro Jahr treffen könnte. Es sei unseriös, jetzt schon eine Zahl zu nennen, erklärte Lemke.

Genehmigung für Abschuss für bis zu 21 Tage

In Gebieten mit vielen Wolfsrissen soll schon nach dem erstmaligem Überwinden des Herdenschutzes und dem Riss von Weidetieren eine Abschussgenehmigung möglich sein. Die Genehmigung soll für einen Zeitraum von 21 Tagen nach dem Rissereignis gelten, wie es in einer Mitteilung heißt. Der Abschuss soll dabei im Umkreis von bis zu einem Kilometer um die betroffene Weide möglich sein. Die Länder bestimmen, in welchen Gebieten diese Regelung gilt. Backhaus plädierte für die Größenordnung von Kreisen.

Der Deutsche Jagdverband zeigte sich enttäuscht von der Einigung der Länder. Der Präsident Helmut Dammann-Tamke kritisierte, es gebe zwar ein "Rissreaktionsmanagement, aber kein regional differenziertes Bestandsmanagement".

Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele begrüßte dagegen den Beschluss. Der Minister sagte am Freitag MDR THÜRINGEN, in Thüringen funktioniere das Wolfsmanagement ohnehin gut. Das habe auch der Naturschutzbund (NABU) bestätigt und im Vorfeld des Minister-Treffens das Thüringer Verfahren als Vorbild ausgewiesen. Unter anderem seien in Thüringen die Entschädigungen für Besitzer gerissener Tiere ausreichend und Wolfsrisse ohnehin selten.

Der Thüringer NABU kritisierte jedoch den Beschluss wegen der unklaren Ausgestaltung. Am Freitag sagte Silvester Tamás vom Landesverband MDR THÜRINGEN, es sei nicht einmal klar, "wer was genau schießen darf – wie viele Wölfe." Wenn innerhalb der 21 Tage mehrere Wölfe im vorgesehenen Umkreis geschossen werden dürften, dann wären "wir in Thüringen bald unsere zehn Wölfe los".

Deutlicher Anstieg von Wolfsrissen

Die Zahl der Wolfsübergriffe auf Nutztiere ist 2022 deutlich auf mehr als 1.000 Fälle gestiegen. Dabei wurden mehr als 4.000 Nutztiere getötet oder verletzt, wie aus einem Bericht hervorgeht. Der Abschuss von einzelnen auffälligen Wölfen ist auch heute schon unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Nach Daten des Bundesamtes für Naturschutz sind in Deutschland seit 2017 zwölf Wölfe mit Genehmigung durch eine Behörde in mehreren Bundesländern getötet worden.

Nachgewiesen sind in Deutschland mehr als 1.300 Wölfe. Die Verbände der Landwirte, Jäger und Reiter gehen von 2.000 bis 3.000 Wölfen aus. Vor diesem Hintergrund wurden bereits weitergehende Schritte für eine Regulierung des Bestandes gefordert.

dpa,AFP (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. Dezember 2023 | 14:30 Uhr

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