Pflegekosten Experten empfehlen verpflichtende Pflegezusatzversicherung

17. April 2023, 14:21 Uhr

Angesichts steigender Pflegekosten schlägt eine Expertenkommission die Einführung einer kapitalgedeckten Pflegezusatz-Pflichtversicherung für alle vor. Pro Monat sollen bis etwa 50 Euro eingezahlt werden – gestaffelt nach Alter. Auch die Arbeitgeber könnten beteiligt werden.

Eine verpflichtende Zusatzversicherung in der Pflegeversicherung soll die steigenden Pflegekosten abdecken. Das empfiehlt eine Expertenkommission. Der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Florian Reuther, nannte als Ziel, die Pflegeversicherung zu einer bezahlbaren und generationengerechten Vollversicherung auszubauen. Deshalb müsse die Zusatzversicherung von allen Bürgern gezahlt werden.

PKV-Analyse setzt auf kapitalgedeckte Vorsorge

Der Vorsitzende des von der Privaten Krankenversicherung einberufenen Expertenrats, der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem, erkläutert, eine alternde Gesellschaft führe zwingend zu steigenden Pflegekosten. Der finanzielle Spielraum über Sozialversicherungsbeiträge sei eng, weil die ohnehin hoch belasteten jüngeren Generationen dann noch mehr zahlen müssten.

Stattdessen fordern die Experten eine kapitalgedeckte Zusatzversicherung mit Altersrückstellungen. Die Gebühren für die Versicherung sollen nach Alter gestaffelt werden und zwischen 39 und 52 Euro pro Monat liegen. Mit diesem Tarif ließen sich 90 Prozent der pflegebedingten Kosten absichern, so die Kommission. Möglich sei eine paritätische Beteiligung der Arbeitgeber.

Halbierung der Prämie im Ruhestand

Die Kölner Ökonomin Christine Arentz betonte, der Vorschlag einer verpflichtenden Zusatzversicherung enthalte eine deutliche sozialpolitische Komponente. Mit dem Eintritt in die Rente soll eine Halbierung der Prämie ermöglicht und für ältere und pflegenahe Jahrgänge der Eigenanteil gedeckelt werden.

Auch das Kuratorium Deutsche Altershilfe verlangte eine Reform der Finanzierung der Pflegeversicherung. Pflege sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das gelte auch für die Finanzierung, die bisher vor allem von den zunehmend überlasteten Beitragszahlenden geschultert werde, erklärte der Vorstandsvorsitzende Helmut Kneppe. Die Finanzierung der Pflege müsse auf eine breitere Grundlage gestellt und der Regelungs-Dschungel im Leistungssystem gelichtet werden.

KNA (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. April 2023 | 14:00 Uhr

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