Faktencheck Wie steigende Mieten und Zustimmung zur AfD zusammenhängen
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14. Januar 2025, 07:30 Uhr
Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist unter Druck. Wohnraum wird knapper und teurer. Die steigende Mieten – vor allem in Ballungsräumen – führten dazu, dass Mieter rechtsradikalen Positionen stärker zuneigen würden, meint der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation Philipp Türmer im ARD-Morgenmagazin und beruft sich auf eine Studie. Ein Faktencheck.
- Juso-Vorsitzender Philipp Türmer sagt, hohe Mieten in Städten würden dort für mehr Zustimmung zur AfD sorgen.
- Eine Studie hat analysiert, wie sich steigende Mieten auf das Wahlverhalten auswirken.
- Der Studie zufolge zeigten einkommensschwache Haushalte bei höheren Mieten mehr Sympathien für die AfD als einkommensstarke Befragte.
Auf die Frage im ARD-Morgenmagazin, wie die SPD künftig junge Wähler ansprechen will, damit sie nicht AfD wählen, antwortet der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer mit einer typischen Kampagnen-Überschrift: Die SPD werde die Interessen junger Menschen in den Vordergrund stellen.
Türmer ergänzt: "Wir erleben beispielsweise, dass junge Menschen überdurchschnittlich von der Wohnungskrise betroffen sind. 40 Prozent der Studierenden leben in Armut, weil sie sich die völlig überteuerten Mieten nicht mehr leisten können." Gerade sei eine Studie herausgekommen, die gezeigt habe, dass ein Zusammenhang zwischen überteuerten Mieten und Zustimmung zu rechtsradikalen Positionen besteht.
Studie vergleicht Mietmarkt mit Umfrage
Die Studie gibt es. Herausgegeben haben sie Wissenschaftler der Universitäten Mannheim, Zürich und Oxford. Von der Projektidee bis zur Veröffentlichung dauerte es fünf Jahre. Für die Studie wurden deutschlandweit die Mietmarktdaten nach Postleitzahlen analysiert und mit Befragungsdaten des sogenannten sozioökonomischen Panels kombiniert, einer Langzeituntersuchung, in der jedes Jahr mehr als 30.000 Menschen zu ihren Lebenssituationen und ihren politischen Einstellungen befragt werden.
Die ausgewerteten Daten stammten aus den Jahren 2014 bis 2018, sagt Denis Cohen von der Uni Mannheim, der an der Studie beteiligt war. "Wir zeigen im Zeitverlauf, dass es vor allem in städtischen Gebieten bei Mieter*innen-Haushalten mit einem geringen Haushaltseinkommen dazu führen kann, dass die Wahrscheinlichkeit, die AfD zu wählen, steigen kann."
Einkommensstarke nicht so anfällig für AfD-Sympathie
Konkret heißt das: Bei einem hypothetischen Anstieg der Marktmieten um einen Euro pro Quadratmeter nehme die Wahrscheinlichkeit, die AfD zu wählen, um bis zu vier Prozentpunkte zu, erklärt Cohen. Einkommensschwache Haushalte würden steigende Mieten im Wohnumfeld als latente Bedrohung für ihren sozialen und wirtschaftlichen Status empfinden.
Aber es gebe auch gegenteilige Effekte, so der Mannheimer Wissenschaftler. Das betreffe vor allem einkommensstarke Haushalte und auch Eigentümer. Es zeige eben auch, dass es sich nicht nur runterbrechen lasse auf die Losung "wenn die Miete steigen, wird die AfD stärker".
"Wir sehen hier tatsächlich, dass, wenn es zu Aufwertungsprozessen – vor allem in Ballungsgebieten – kommt, es Menschen gibt, die die Entwicklungen stemmen können", erklärt Cohen. "Bei den einen, den einkommensschwachen Mieter*innen-Haushalten, steigt die Wahrscheinlichkeit, die AfD zu wählen. Bei den anderen, den einkommensstarken Mieter*innenhaushalten und Eigentümer*innenhaushalten, sinkt die Wahrscheinlichkeit."
Bei den einkommensschwachen Mieter*innen-Haushalten steigt die Wahrscheinlichkeit, die AfD zu wählen.
Fazit des Faktenchecks: Die Aussage des Juso-Vorsitzenden Türmer im ARD-Morgenmagazin ist nicht falsch, aber verkürzt. Sie gibt nur einen Teil der Ergebnisse der Studie wieder.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 14. Januar 2025 | 07:21 Uhr
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